Deutschlandweit sind die Kinos geschlossen, die meisten Filmproduktionen mussten unterbrochen werden, bedeutende Festivals werden abgesagt, verschoben oder müssen auf eine Online-Variante ausweichen. Darf man in einer solchen Situation tatsächlich noch einen Filmpreis verleihen und eine Branche feiern, die mit voller Wucht von der Corona-Pandemie aus der Bahn geworfen wurde und viele in Existenznot brachte? Man muss es sogar! Zumindest war dies der Gedanke, als am 24. April 2020 der Deutsche Filmpreis Lola verliehen wurde. Dabei stand die 70. Ausgabe natürlich komplett unter dem Eindruck der durch den Virus veränderten Umstände. Auf eine große Gala wurde verzichtet, die Sendung live übertragen, die Dankesreden wurden online aus den Wohnzimmern der Gewinner*innen übertragen. Weitermachen lautete die Devise, egal wie, Kultur ist zu wichtig, um sie kampflos aufzugeben.
Während die Jubiläumsausgabe aufgrund der spontaneren, holprigen Fassung in Erinnerung bleibt, war die Verleihung der Preise selbst etwas eintönig, zumindest wenn es darum ging, wer sie gewinnt. Dass Systemsprenger einer der großen Favoriten sein würde, war im Vorfeld schon klar gewesen, mit zehn Nominierungen ging das Drama um ein nicht zu vermittelndes Mädchen ins Rennen. Am Ende konnte es immerhin acht Preise davon für sich gewinnen, darunter alle Hauptpreise: bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch, beste Hauptdarstellerin, bester Hauptdarsteller. Das ebenfalls hoch gehandelte Berlin Alexanderplatz, eine stilvoll-exzessive Neuinterpretation des gleichnamigen Romans, hatte hierbei das Nachsehen. Obwohl das Drama sogar in elf Kategorien mitmischte, musste es sich am Ende mit „nur“ fünf Preisen zufriedengeben.
Neben den beiden Platzhirschen war kaum noch Raum für die sonstigen Werke. Die mit fünf Nominierungen gestartete Tragikomödie Es gilt das gesprochene Wort um eine Pilotin, die eine Scheinehe eingeht, konnte lediglich einen Bronze-Platz für sich beanspruchen. Das Kreuzfahrt-Musical Ich war noch niemals in New York, ebenfalls fünf Nominierungen, ging sogar komplett leer aus. Ein großer Gewinner des Abends war dann auch Albrecht Schuch, der tatsächlich bei beiden Abräumern mitspielte und das seltene Kunststück schaffte, im selben Jahr zweimal als Schauspieler ausgezeichnet zu werden – einmal als bester Hauptdarsteller, einmal als bester Nebendarsteller. Der Ehrenpreis ging dieses Mal an den Filmemacher Edgar Reitz, der an die große Vergangenheit des deutschen Films erinnerte. Durch den etwas anderen Abend führte Schauspieler Edin Hasanović, der schon 2018 den Deutschen Filmpreis moderiert hatte.
Bester Spielfilm | ||
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Filmpreis in Gold | Systemsprenger | |
Filmpreis in Silber | Berlin Alexanderplatz | |
Filmpreis in Bronze | Es gilt das gesprochene Wort | |
Weitere Nominierungen | Lara | |
Lindenberg! Mach dein Ding | ||
Undine | ||
Bester Dokumentarfilm | ||
Gewinner | Born in Evin | |
Weitere Nominierungen | Heimat ist ein Raum aus Zeit | |
Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien | ||
Bester Kinderfilm | ||
Gewinner | Als Hitler das rosa Kaninchen stahl | |
Weitere Nominierung | Fritzi – Eine Wendewundergeschichte | |
Bestes Drehbuch | ||
Gewinner | Systemsprenger | Nora Fingscheidt |
Weitere Nominierungen | Berlin Alexanderplatz | Martin Behnke, Burhan Qurbani |
Es gilt das gesprochene Wort | Nils Mohl, Ilker Çatak | |
Beste Regie | ||
Gewinner | Systemsprenger | Nora Fingscheidt |
Weitere Nominierungen | Berlin Alexanderplatz | Ilker Çatak |
Es gilt das gesprochene Wort | Burhan Qurbani | |
Beste weibliche Hauptrolle | ||
Gewinnerin | Systemsprenger | Helena Zengel |
Weitere Nominierungen | Es gilt das gesprochene Wort | Anne Ratte-Polle |
Gipsy Queen | Alina Șerban | |
Beste männliche Hauptrolle | ||
Gewinner | Systemsprenger | Albrecht Schuch |
Weitere Nominierungen | Berlin Alexanderplatz | Welket Bungué |
Lindenberg! Mach dein Ding | Jan Bülow | |
Beste weibliche Nebenrolle | ||
Gewinnerin | Systemsprenger | Gabriela Maria Schmeide |
Weitere Nominierungen | Berlin Alexanderplatz | Jella Haase |
Systemsprenger | Lisa Hagmeister | |
Beste männliche Nebenrolle | ||
Gewinner | Berlin Alexanderplatz | Albrecht Schuch |
Weitere Nominierungen | Es gilt das gesprochene Wort | Godehard Giese |
Ich war noch niemals in New York | Pasquale Aleardi | |
Beste Kamera/Bildgestaltung | ||
Gewinner | Berlin Alexanderplatz | Yoshi Heimrath |
Weitere Nominierungen | Deutschstunde | Frank Lamm |
O Beautiful Night | Jieun Yi | |
Bester Schnitt | ||
Gewinner | Systemsprenger | Stephan Bechinger, Julia Kovalenko |
Weitere Nominierungen | Mein Ende. Dein Anfang. | Andreas Menn |
Pelikanblut | Heike Gnida | |
Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien | Bettina Böhler | |
Bestes Szenenbild | ||
Gewinner | Berlin Alexanderplatz | Silke Buhr |
Weitere Nominierungen | Freies Land | Tim Tamke |
Ich war noch niemals in New York | Matthias Müsse | |
Narziss und Goldmund | Sebastian Soukup | |
Bestes Kostümbild | ||
Gewinner | Lindenberg! Mach dein Ding | Sabine Böbbis |
Weitere Nominierungen | Freies Land | Ingken Benesch |
Ich war noch niemals in New York | Thomas Oláh, Nora Bates | |
Bestes Maskenbild | ||
Gewinner | Lindenberg! Mach dein Ding | Astrid Weber, Hannah Fischleder |
Weitere Nominierungen | Ich war noch niemals in New York | Gerhard Zeiss |
Narziss und Goldmund | Helene Lang | |
Beste Filmmusik | ||
Gewinner | Berlin Alexanderplatz | Dascha Dauenhauer |
Weitere Nominierungen | Deutschstunde | Lorenz Dangel |
Systemsprenger | John Gürtler | |
Beste Tongestaltung | ||
Gewinner | Systemsprenger | Corinna Zink, Jonathan Schorr, Dominik Leube, Oscar Stieblitz, Gregor Bonse |
Weitere Nominierungen | Berlin Alexanderplatz | Simone Galavazi, Michel Schöpping |
Undine | Andreas Mücke-Niesytka, Martin Steyer, Dominik Schleier, Benjamin Hörbe, Bettina Böhler | |
Beste visuelle Effekte und Animation | ||
Gewinner | Die Känguru-Chroniken | Jan Stoltz, Claudius Urban |
Weitere Nominierungen | Berlin Alexanderplatz | Frank Kaminski |
Ich war noch niemals in New York | Sven Martin | |
Ehrenpreis | ||
Edgar Reitz | ||
Besucherstärkster Film | ||
Das perfekte Geheimnis |
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