Love 101 Ask Netflix
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Love 101 – Staffel 1

Kritik

Love 101 Ask Netflix
„Love 101 – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 24. April 2020 (Netflix)

Sinan (Mert Yazicioglu), Eda (Alina Boz), Osman (Selahattin Pasali) und Kerem (Kubilay Aka) sind nicht unbedingt die Schüler und Schülerinnen, die man sich zum Vorbild nehmen sollte. Immer wieder machen sie Ärger, auf die eine oder andere Weise, zerstören auch schon mal Schuleigentum, wenn ihnen danach ist. So kann es nicht weitergehen, der Rektor wartet nur darauf, die Störenfriede endlich rauswerfen zu können. Nur die Lehrerin Burcu (Pinar Deniz) stemmt sich gegen die Entscheidung. Und damit sie auch weiterhin ihren Rücken freihält, versucht das Quartett sie mit dem neuen Kollegen Kernal (Kaan Urgancioglu) zu verkuppeln und erhalten dabei Unterstützung von der Musterschülerin Isik (Ipek Filiz Yazici) …

Und das nächste Teen-Drama aus den Weiten des Netflix-Kosmos. Kaum einen Bereich füttert der Streamingdienst mehr als diesen, jeden Monat gibt es mehrere Filme oder Serien, die sich speziell mit der Gefühlswelt junger Menschen auseinandersetzen. Nachdem es eine Weile solche Geschichten vor allem in Verbindung mit Fantasy-Elementen gegeben hat, folgten nun diverse Serien, die wieder in einem komplett realen Setting spielen. Nach den Cheerleader-Abgründen von Wage es nicht und der Schatzsuche von Outer Banks steht dieses Mal mit Love 101 ein Ausflug in die Türkei an. Denn auch dort haben Jugendliche natürlich Probleme, die es im Rahmen mehrerer Folgen aufzuarbeiten gibt.

Eine Liebesgeschichte ohne Gefühle
Wobei Love 101 genauer genommen zwei Geschichten in eine Serie packt. Die im Titel angesprochene und teils auch beworbene Liebe betrifft weniger die jungen Protagonisten und Protagonistinnen, sondern vielmehr das Lehrkollegium, das verkuppelt werden soll. Das wirkt anfangs wie eine romantische Komödie, wenn unter den fadenscheinigsten Vorwänden Burcu und Kernal an einen Ort gesperrt werden sollen – teils wortwörtlich. Komisch sind die Einfälle jedoch nicht, von gut ganz zu schweigen. Es ist nicht einmal so, dass die Kombination der beiden attraktiven Menschen für eine Form von Kribbeln sorgen würde. Selbst zum Schluss, wenn die ganz großen Kitschkeulen rausgeholt werden, mit tatsächlichen Gefühlen hat das hier nichts zu tun.

Allgemein sind die Szenen um die Erwachsenen schwächer, manchmal richtig grauenvoll. Wenn zum Beispiel Burcu lernen darf, dass eine Frau nicht zwangsweise das Heimchen am Herd ist, das sich jedem Mann zu Füßen wirft, sobald der die Wohnung betritt, dann ist das ein zwar nobles Anliegen. Wenn das aber mit derart vielen Klischees und plump ausgeführten Figuren einhergeht, ist dadurch nicht wirklich was gewonnen. Ob nun bei den beiden oder den anderen Leuten, die sich an der Schule oder daheim herumtreiben, das Drehbuch von Love 101 verlässt sich allein auf Stereotypen ohne jegliche Nuance – was bei einer Serie, die für Individualismus eintritt nun so richtig daneben ist.

Ich bin gleich anders
Etwas besser sieht es zum Glück bei den Jugendlichen aus, in die dann doch einiges mehr investiert wurde. Klar, die ganz ausgefeilte Detailarbeit sollte man bei ihnen nicht erwarten, der Hang zu Konventionen ist in der ganzen Serien ausgeprägt. Fragwürdig ist zudem, wie hier letztendlich die reine Ablehnung von Autorität glorifiziert wird. Das ist einerseits verständlich bei einem Land, das von oberster Stelle aus alle Abweichler wegsperren oder anderweitig entsorgen will. Aber es fehlt auch hier eine tatsächliche Auseinandersetzung, Love 101 verfällt gerne in Schwarz und Weiß: Die Geschichte sieht nur gut und böse vor, Protagonisten und Antagonisten.

An anderen Stellen werden hingegen Erinnerungen an Breakfast Club – Der Frühstücksclub wach. Nicht nur, dass gemeinsames Nachsitzen Schüler und Schülerinnen zusammenbringt, die sonst eher wenig miteinander zu tun haben. Love 101 versucht zudem, nach und nach die Hintergründe aufzudecken, die jungen Menschen als das Ergebnis von Umständen zu zeigen, die beispielsweise Leistungsdruck oder Vernachlässigung bedeuten. Auf die Weise gelingt der eine oder andere schöne Moment, zumal die Jungdarsteller*innen talentierter sind, als man es in dem Segment voraussetzen darf – auch wenn man in der Türkei mal wieder nur den Gutaussehenden eine Bühne gibt, um den Schmachtfaktor zu erhöhen. Der Zielgruppe wird es gefallen, sofern man sich nicht zu sehr an den Seifenoper-Tendenzen stört, insgesamt ist die Serie aber nicht wirklich etwas Besonderes, sieht man einmal von den wenig liebenswürdigen Figuren ab.

Credits

OT: „Ask 101“
Land: Türkei
Jahr: 2020
Regie: Ahmet Katiksiz, Deniz Yorulmazer
Drehbuch: Meriç Acemi
Musik: Marios Takoushis
Besetzung: Kubilay Aka, Mert Yazicioglu, Alina Boz, Selahattin Pasali, Ipek Filiz Yazici, Pinar Deniz, Kaan Urgancioglu

Bilder

Trailer

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In „Love 101“ wollen ein paar Schulrebellen ihre Lehrer verkuppeln, um nicht von der Schule verwiesen zu werden. Romantisch ist die Serie nicht, höchstens schmalzig, was auch an den vielen Klischees und grauenvollen Figuren liegt. Besser sieht es bei den Jugendlichen selbst aus, die im Laufe der Staffel den Weg zur Selbstbestimmtheit suchen, was zumindest ein paar schöne Momente mit sich bringt.
5
von 10