In der fernen Zukunft ist die Menschheit dazu übergegangen, ferne Planeten zu besiedeln. Möglich machen dies spezielle Raumschiffe, welche die Besatzung und die Passagiere in einen Tiefschlaf versetzen, der viele Jahrzehnte dauern kann. Die Avalon ist eines dieser Raumschiffe, hat Kurs auf Homestead II zwei genommen, der planmäßig 120 Jahre entfernt ist. Nicht nach Plan ist jedoch, dass der Mechaniker Jim Preston (Chris Pratt) bereits nach 30 Jahren aufwacht, als einziger an Bord. Nachdem seine Versuche, einen erneuten Tiefschlaf zu organisieren scheitern und er die Einsamkeit nicht länger erträgt, entscheidet er sich, auch die Journalistin Aurora Lane (Jennifer Lawrence) aufzuwecken – ohne ihr zu sagen, dass er hinter ihrem verfrühten Erwachen steckt …
Die Vorzeichen bei Passengers waren ausgesprochen gemischt. Auf der einen Seite landete das von Jon Spaihts geschriebene Drehbuch 2007 auf der berühmten Blacklist der besten noch nicht verfilmten Skripts. Auf der anderen Seite tat man sich mit der Umsetzung ziemlich schwer, viele Jahre landete das Projekt in der gefürchteten Entwicklungshölle, wenn etwas einfach nicht vorankommt. Das Ensemble wurde ausgetauscht, die Regie hat gewechselt, bei den Studios gab es ein hin und her. Und letztendlich war man sich bei der Adaption wohl einfach nicht ganz sicher, wie man ein solches Zweipersonenstück im Weltall passend auf die große Leinwand bringen sollte.
Großartige Bilder aus dem Luxus-Raumschiff
Am Ende entschied man sich für den Bombast. Nicht allein, dass man mit Jennifer Lawrence (Die Tribute von Panem – The Hunger Games) und Chris Pratt (Guardians of the Galaxy) zwei bekannte – und teure – Gesichter verpflichtete, man investierte auch Unsummen in die Gestaltung des Raumschiffes. Das wirkt eigentlich auch mehr wie ein Luxushotel, inklusive Schwimmbad und Goldglitzer-Bar. Über deren Sinnhaftigkeit kann man sich streiten, da die eigentliche Wachphase nur wenige Monate der 120 Jahre ausmacht. Aber schick sieht es aus, so wie man sich mit den grandiosen Bildern allgemein die Zeit ganz gut vertreiben kann. Zumindest eine Weile.
Dafür ist der Inhalt umso problematischer. Der seinerzeit im Trailer angekündigte Thriller- bzw. Actionpart fällt am Ende deutlich geringer aus als impliziert. Erst relativ spät greift Passengers auf diese Form der Unterhaltung zurück. Ansonsten ist der Film in erster Linie ein Drama, das zwei größere Abschnitte enthält. Der erste befasst sich mit Jim und wie er versucht, in der Einsamkeit ein Leben zu führen – bis er auf die schlafende Aurora trifft. In der zweiten dreht sich alles um das Verhältnis zwischen den beiden und wie aus zwei Fremden ein Paar wird, inmitten des Nichts. Beides wird für das angelockte Publikum nicht genügend sein. Wer von einem Film erwartet, dass viel passiert, der wird hier ziemlich enttäuscht.
Weites All, wenig Tiefgang
Nun muss natürlich nicht jeder Science-Fiction-Film im Actionbereich angesiedelt sein. Futuristische Szenarios können auch ein guter Anlass sein, um über ganz existenzielle Fragen nachzudenken – wie es etwa 2001: Odyssee im Weltraum getan hat. Doch genau an dieser Stelle versagt Passengers. Die Auswirkungen von Isolation wird hier viel zu schnell abgearbeitet, ein langer Bart muss da schon reichen als Zeichen von Verwahrlosung. Da hat sich beispielsweise der Indie-Streifen Zero Gravity – Antrieb Überleben deutlich mehr Mühe gegeben, die Auswirkungen auf die Psyche zu verdeutlichen. Und auch das Zwischenmenschliche kommt zu kurz, die Beziehung ist dann einfach da, anstatt das mit einem Entwicklungsprozess zu verbinden. Hätte es sich um zwei optisch weniger ansprechende Personen gehandelt, man hätte wenigstens etwas daraus schlussfolgern können, wie mangelnde Alternativen Fakten schaffen. Aber so sind es einfach nur zwei attraktive Menschen, die gemeinsam ins Bett steigen.
Während vieles an Passengers daher langweilt oder auch nichtssagend ist, sind andere Aspekte überaus befremdlich. Jims Stalkingaktivitäten werden beispielsweise nicht sonderlich ernstgenommen, obwohl sich schon hier eine Übergriffigkeit zeigt. Seine Aktion, Aurora vorzeitig zu wecken, wird irgendwann sogar entschuldigt, nachdem er sich als Held zeigt. Das Motto: Ist ja alles nicht so schlimm. Der Film verharmlost an diesen Stellen, bleibt ohne Mut. Das hätte noch interessant werden können, wenn sich die Geschichte auf diesen Aspekt konzentriert hätte, sich stärker mit der Moral auseinandergesetzt. Dafür ist das aber zu oberflächlich. Wer nur ein paar schöne Bilder sehen will und zwei schöne Menschen, die sich ineinander verlieben, bekommt einiges geboten. Was genau an diesem Drehbuch aber wert war, dass man es auf die Blacklist setzt, das wird nie wirklich klar.
OT: „Passengers“
Land: USA
Jahr: 2016
Regie: Morten Tyldum
Drehbuch: Jon Spaihts
Musik: Thomas Newman
Kamera: Rodrigo Prieto
Besetzung: Jennifer Lawrence, Chris Pratt, Michael Sheen, Laurence Fishburne
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2017 | Bestes Szenenbild | Guy Hendrix Dyas, Gene Serdena | Nominierung |
Beste Musik | Thomas Newman | Nominierung |
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