Rendezvous mit Joe Black Meet Brad Pitt
© Universal Pictures

Rendezvous mit Joe Black

Kritik

Rendezvous mit Joe Black Meet Brad Pitt
„Rendezvous mit Joe Black“ // Deutschland-Start: 14. Januar 1999 (Kino) // 15. Mai 2003 (DVD/Blu-ray)

Als Susan Parrish (Claire Forlani) in einem Café einem attraktiven Fremden (Brad Pitt) über den Weg läuft, ist die Anziehungskraft auf Anhieb hoch. Doch als die beiden sich trennen, stehen die Chancen auf ein Wiedersehen schlecht, schließlich haben sie nicht einmal die Namen ausgetauscht. Umso größer ist die Überraschung, als sie ihm bei einem Essen mit ihrem Vater William (Anthony Hopkins) wieder gegenübersteht und er als Joe Black vorgestellt wird. Doch irgendwie ist sein Verhalten seltsam, aus gutem Grund: In Wahrheit handelt es sich bei ihm um den Tod, der vorübergehend den Körper des kürzlich verstorbenen jungen Mannes angenommen hat, um mit Hilfe von William die Welt der Menschen näher kennenzulernen …

Der Tod ist so ein Thema, das uns alle angeht, über das aber kaum gesprochen wird. Verständlich, die eigene Endlichkeit ist zu unvorstellbar, also versuchen wir es gar nicht. Aber dafür haben wir ja Filme. Dort wird die ganze Zeit gestorben, mal aus natürlichen Gründen, mal mit etwas Nachdruck. Das dient dann entweder der Unterhaltung oder ist Anlass, um besonders tiefsinnige Sachen von sich zu geben. Oder das, was die Drehbuchautoren für tiefsinnig halten. Von denen gab es eine ganze Menge in Rendezvous mit Joe Black, gleich vier Stück. Sie alle haben wohl dazu beigetragen, dass das Skript sehr ausufernd wurde, drei Stunden dauert der Film. Doch das Drama bestätigt dabei eine alte Erkenntnis: Breite ist nicht gleich Tiefe.

Der schöne Schein
Aber das war eigentlich schon in dem Moment zu erwarten, als Brad Pitt (Once Upon a Time in … Hollywood) die Rolle des Todes übernahm. Denn der wurde nicht seiner schauspielerischen Qualitäten wegen engagiert, obwohl diese durchaus vorhanden sind. Nein, Rendezvous mit Joe Black ist allein auf die schöne Oberfläche aus, wenn er und Claire Forlani (An Affair to Die For) zusammen in einen Raum gesperrt werden. Denn zwei attraktive Menschen, das muss Liebe sein, selbst wenn einer davon kein Mensch ist. Theoretisch gibt es da noch ein Hindernis, der von Jake Weber gespielte Drew, der nicht nur in Williams Firma arbeitet, sondern auch Susans Freund ist. Dass sie ihn nicht wirklich liebt, wird aber gleich zu Beginn klar gemacht. Außerdem ist er der fiese, hinterhältige Antagonist der Geschichte. Da braucht es dann keine Gewissensbisse, wenn eine Beziehung zerstört wird.

Zumal eine weitergehende Charakterisierung ausbleibt. Was genau beispielsweise Susan an Drew überhaupt gefiel, das wird nicht verraten. Die Beziehung ist nur Mittel zum Zweck. Andererseits gilt das für nahezu jede Figur, die hier auftaucht – inklusive Susan. Vor allem für Susan. Sie darf den ganzen Film über eigentlich nur die schöne Tochter sein, ein Objekt, um das sich mehrere Figuren streiten, das aber nie wirklich selbst in Erscheinung tritt. Da ist deren ältere Schwester Allison (Marcia Gay Harden) noch interessanter. Denn die ist wenigstens ein bisschen nervig angelegt, anstatt einfach nur zu langweilen. William ergeht es innerhalb der Familie noch am besten. Zumindest darf er große Reden über Liebe und deren Bedeutung halten. Denn er hat selbst mal geliebt, was ihn zu einem offensichtlichen Experten macht – als einer der wenigen innerhalb der lieblosen Truppe.

Viel Zeit, kaum Entwicklung
Offensichtlich hat aber auch das Drehbuchteam nicht so wahnsinnig viele Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht. Vielleicht konnten sie sich auch nur nicht drauf einigen, wie sich solche ausdrücken, weshalb die Geschichte voller eigentümlicher, dümmlicher, manchmal sogar richtig schrecklicher Dialoge steckt. Würden die entsprechenden Darsteller und Darstellerinnen nicht so gut aussehen, es gäbe keinen Grund, ihnen zuhören zu wollen. Selbst der mit einem Oscar ausgezeichnete Hopkins (Das Schweigen der Lämmer) schafft es nicht, diese plumpe Aneinanderreihung von Worten mit einem Sinn zu füllen, der über Plattitüden hinausgeht, wie man sie auf Grußkarten findet. Doch während dort der begrenzte Platz so manche Zuspitzung noch irgendwie rechtfertigt, ist bei einem derart ausufernden Film wie Rendezvous mit Joe Black die inhaltliche Belanglosigkeit unverzeihbar. Obwohl das Tempo ausgesprochen gering ist, war keine Zeit für eine richtige Entwicklung. Wendepunkte werden stattdessen spontan eingebaut.

Einzelne gelungene Momente gibt es zwar schon. Wenn Pitt mit einer kindlichen Unschuld – manchmal auch mit einem entsprechenden Sturkopf – durch die Gegend stapft, alles mit großen Augen anstarrt, dann ist das wenigstens eine Alternative zu den üblichen Darstellungen des Todes. Die Szene, wenn Black seine Liebe zur Erdnussbutter entdeckt, ist beispielsweise irgendwie süß – und reichlich skurril. Und schöne Bilder gibt es ja ohnehin einige. Ansonsten schwankt Rendezvous mit Joe Black aber zwischen langweilig und ärgerlich, zum Ende wird es sogar noch unerträglich kitschig: Der Film will unbedingt romantisch und kultiviert sein, ist aber weder das eine, noch das andere. Wer sich für schwelgerische Hollywood-Gefühle begeistert, bekommt hier einiges davon vorgesetzt. Trotz eines an und für sich interessanten Szenarios ist das Drama aber reine Zeitverschwendung.

Credits

OT: „Meet Joe Black“
Land: USA
Jahr: 1998
Regie: Martin Brest
Drehbuch: Bo Goldman, Kevin Wade, Ron Osborn, Jeff Reno
Musik: Thomas Newman
Kamera: Emmanuel Lubezki
Besetzung: Brad Pitt, Anthony Hopkins, Claire Forlani, Jake Weber, Marcia Gay Harden, Jeffrey Tambor

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei den Amazon-Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.



(Anzeige)

Stell dir vor, du darfst ein bisschen Zeit mit dem leibhaftigen Tod verbringen – und der sieht auch noch fantastisch aus! „Rendezvous mit Joe Black“ versucht, eine Menge Lebensweisheiten und große Gefühle zu vermitteln, kommt aber trotz einer Laufzeit von drei Stunden nicht über schöne Oberflächlichkeiten hinaus. Daran können auch die talentierten Darsteller nichts ausrichten, die aus dem gleichzeitig überfrachteten wie inhaltsleeren Drehbuch nichts Nennenswertes herausholen.
4
von 10