Schon lange war das Verhältnis zwischen Jackie (Susan Sarandon) und Luke (Ed Harris) nicht mehr gut gewesen, die Ehe bestand zuletzt nur noch aus Streit. Und doch war der Schock bei Jackie groß, als ihr Mann nach der Trennung mit einer neuen Frau an seiner Seite auftaucht – zumal Isabell (Julia Roberts) auch noch deutlich jünger ist. Aber auch für die Kinder Anna (Jena Malone) und Ben (Liam Aiken) ist es alles andere als einfach, die fremde Frau akzeptieren zu müssen. Vor allem Anna lässt den Eindringling bei jeder Gelegenheit spüren, dass er unerwünscht ist. Und obwohl sich Isabell jede Mühe gibt, gegen die Feindseligkeit findet sie kein Mittel – bis Jackie ihre Hilfe braucht …
Ob er nun als Drehbuchautor tätig war (Die Goonies, Gremlins – Kleine Monster) oder Regie führte (Kevin – Allein zu Haus, Mrs. Doubtfire – Das stachelige Kindermädchen), Chris Columbus war in den 80ern und 90ern einer der Namen schlechthin im Bereich Komödie. Dramatische Geschichten bringt man mit ihm hingegen eher weniger in Verbindung. Einzelne ernste Momente hat es in seinen Filmen natürlich gegeben, wo zuvor meist vergrabene Gefühle ihren Weg an die Oberfläche fanden. Sich auf diese zu konzentrieren, lag ihm jedoch weniger, wie Seite an Seite beweist. Versucht hat er es, kein Zweifel. Aber letztendlich scheiterte er an dieser Aufgabe, woran sein Drehbuchteam sicher nicht unerheblichen Anteil hatte.
Ein großes Drehbuchteam mit wenigen Ideen
Rein personell gesehen war das beeindruckend, gleich fünf Menschen haben an diesem herumgedoktert – drei Frauen, zwei Männer. In einer Komödie mag man das noch eher verkraften, wenn es darum geht, Gags aus dem Hut zu zaubern und irgendwie miteinander zu verbinden. Die Witze sind dort schließlich oft wichtiger als eine Geschichte, welche sie zusammenhängt. Im Falle eines Dramas – und Seite an Seite ist ein solches, selbst wenn an mancher Stelle anderes geschrieben steht –, macht ein solches Gedränge jedoch misstrauisch. In keinem Genre kommt es schließlich mehr darauf an, dass Figuren präzise herausgearbeitet werden und sich im Laufe des Films entwickeln können, im Rahmen einer eindeutigen Vision.
Eine Entwicklung findet in Seite an Seite schon statt. Tatsächlich überzeugend ist sie jedoch nicht. Das erste Problem ist, dass das Drehbuchteam sich an eine Reihe von Klischees hält, welche den Fortlauf der Geschichte nicht unbedingt zu einer spannenden Angelegenheit machen. Natürlich braucht ein Drama im Gegensatz zu anderen Genres keine unvorhergesehenen Wendungen, um Spannung zu erzeugen. Das bedeutet aber nicht, dass man einen Freischein bekommt, sich keinerlei Mühe mehr geben zu müssen und nur die faulsten Plotmechanismen hervorzukramen. Dass es zu der obligatorischen Annäherung zwischen Isabell und den anderen kommt, ist weniger das Manko des Films. Es ist viel mehr die Art und Weise, wie diese Annäherung erzwungen wird. Bei einer Laufzeit von über zwei Stunden hätte man für diesen Prozess gern mehr als nur ein paar Minuten investiert gesehen.
Ohne Kinder sind sie nichts
Es ist aber nicht allein die plumpe Geschichte, die auf den letzten Metern auch noch zum ungenierten Tränendrüsen-Anschlag wird, die dem Film schadet. Bei den Figuren hätte ebenfalls deutlich mehr geschehen können und müssen. Isabell und Jackie werden allein durch ihr Verhältnis zueinander und den Kinder definiert, Luke nicht einmal das. Seite an Seite gibt sich und den Charakteren keine Zeit, auch mal so etwas wie ein Leben zu entwickeln, eine Eigenständigkeit. Stattdessen gibt es eine Aneinanderreihung von Streitigkeiten und Versöhnungen, von Ultimaten und allerletzten Chancen, welche für Bewegung sorgen sollen, aber aufgrund der besagten Entwicklungslosigkeit eher willkürlich sind.
Und doch ist es erstaunlich, wie gut man sich das Ergebnis anschauen kann – sofern man seine Ansprüche an den Inhalt herunterschraubt. Schließlich hat Columbus nicht irgendwelche Leute vor die Kamera gestellt, sondern zwei schauspielerische Schwergewichte. Vor allem Susan Sarandon (Lorenzos Öl) begeistert trotz der mäßigen Vorgabe als Mutter, die sich schützend vor ihre Kinder wirft und panische Angst hat, sie zu verlieren. Sie tritt mal warmherzig auf, mal biestig, darf mal laut werden, dann wieder ganz in sich gekehrt sein. Dass die große Charakterdarstellerin hierfür mal wieder für einen Golden Globe nominiert war, ist daher absolut zu vertreten. Es macht die Mängel des Drehbuchs jedoch umso tragischer, das ihr Roberts und Harris nicht den nötigen Raum lässt.
OT: „Stepmom“
Land: USA
Jahr: 1998
Regie: Chris Columbus
Drehbuch: Gigi Levangie, Jessie Nelson, Steven Rogers, Karen Leigh Hopkins, Ron Bass
Musik: John Williams
Kamera: Donald M. McAlpine
Besetzung: Julia Roberts, Susan Sarandon, Ed Harris, Jena Malone, Liam Aiken
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Golden Globe Awards | 1999 | Beste Hauptdarstellerin – Drama | Susan Sarandon | Nominierung |
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