Selah and the Spades Amazon Prime Video

Selah und die Spades

Kritik

Selah and the Spades Amazon Prime Video
„Selah und die Spades“ // Deutschland-Start: 17. April 2020 (Amazon Prime Video)

Das Schuljahr geht dem Ende zu, es wird das letzte für Selah Summers (Lovie Simone) sein. Während anderswo die Freude darüber groß ist, endlich alles hinter sich zu lassen, bedeutet das für Selah auch, Vorbereitungen für die Zeit danach zu treffen. Schließlich muss jemand ja nach ihrem Weggang die Spades anführen, eine von mehreren Gruppierungen an der Internatsschule von Haldwell. Sie hat auch schon eine Idee, wer das sein könnte: Neuzugang Paloma (Celeste O’Connor). Doch die muss erst einmal überzeugt und eingearbeitet werden. Und das bedeutet, sich früh auf die Abgründe der Schüler und Schülerinnen einzulassen …

Sundance ist bekanntlich auch nicht mehr das, was es mal war. Von den überteuerten Preisen über die restriktiven Zulassungen bis zu den ganzen Hollywood-Stars, die jährlich dort auftreten, hat das Film Festival kaum noch etwas von der Indie-Veranstaltung, die sie einmal gewesen ist. Allerdings ist sie nach wie vor gut dafür, um etwas eigenwillige Werke zu finden. Ein solches ist Selah und die Spades, das 2019 in Sundance Premiere feierte und einige Zeit später an Amazon verkauft wurde, die immer mal wieder in Salt Lake City vorbeischauen, um Nachschub für den eigenen Streamingdienst zu besorgen.

Der tägliche Kampf um die Schulherrschaft
Zunächst wirkt der Film aber so, als wäre er besser bei Netflix aufgehoben gewesen. Denn Teenie-Dramen gehören dort schon seit einer Weile zu den Themenschwerpunkten, ständig kommen neue Titel aus dem Bereich heraus, mal in einem realen Umfeld, mal in einem, das mit Fantasy-Elementen angereichert ist. Selah und die Spades ist irgendwo dazwischen angesiedelt. Vampire oder andere Fabelwesen gibt es hier nicht, dafür aber geheime Verbindungen. Die sind jedoch nicht damit beschäftigt, die Welt untertan zu machen. Es reicht der Titelfigur schon, das Geschehen auf dem Schulgelände zu bestimmen, Schüler und Schülerinnen einzuschüchtern und nebenbei viel Geld mit Drogen zu verdienen.

Ein Film über solche Untergrund-Verbrecherorganisationen lässt einen eigentlich auf einen Krimi oder Thriller tippen. Umso mehr, wenn es an besagter Schule mehrere solcher Gruppierungen gibt, die in einem direkten Wettstreit stehen. Tatsächlich interessiert sich Regisseurin und Drehbuchautorin Tayarisha Poe aber kaum für diese Erwartungen oder auch besagte Gruppierungen. In ihrem Spielfilmdebüt dreht sich vielmehr alles um das Verhältnis zwischen Selah und ihrer designierten Nachfolgerin, die ihr teilweise ähnlich ist, teilweise aber auch ganz anders. Das führt manchmal zu direkten Auseinandersetzungen, manchmal auch nur kleineren Irritationen.

Eine Geschichte abseits der sichtbaren Wege
Letztere werden sich auch beim Publikum des Öfteren einstellen. Poe zeigt bei ihrem Film großen Mut zur Lücke, wenn vieles nicht ausformuliert ist, manche Punkte im Nichts verschwinden oder aus demselben auftauchen. Mal bezieht sie die Zuschauer und Zuschauerinnen mitein, manchmal scheint sie zu vergessen, dass es Menschen gibt, die da draußen zuschauen und vielleicht die eine oder andere Information bräuchten, um sich auf dem Schulgelände nicht zu verlaufen. Doch der verschwimmt immer wieder, so wie es auch die Geschichte tut. So sehr, dass man nicht immer ganz sicher ist, wovon Selah und die Spades denn genau eigentlich erzählen will. Was der Film sein will.

Zuweilen geht das gar ins Surreale über, mindestens aber ins Traumartige. Und selbst wenn der Inhalt mal etwas konkreter und handfester sein sollte, dann sind es die Bilder, die nicht ganz von dieser Welt zu sein scheinen. Wer ein herkömmliches Teenie-Drama erwartet, der ist hier daher falsch. Beispielsweise verzichtet Poe völlig auf Herzschmerz-Einlagen. Stattdessen zeigt sie uns eine Welt, die in sich abgeschlossen scheint, sich geradezu dadurch definiert, dass sie nicht Teil ist von dem, was da draußen vor sich geht, wenn zwischen Erwartungen und Selbstbehauptungen gekämpft wird, um das, was man ist, wer man ist und was von einem bleibt, sobald man das Bild verlassen hat.

Credits

OT: „Selah and the Spades“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Tayarisha Poe
Drehbuch: Tayarisha Poe
Musik: Aska Matsumiya
Kamera: Jomo Fray
Besetzung: Lovie Simone, Celeste O’Connor, Jharrel Jerome, Gina Torres, Jesse Williams

Bilder

Trailer

Filmfeste

Sundance 2019

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„Selah and the Spades“ nimmt uns mit an eine Schule, wo die Anführerin einer Gruppe nach einer Nachfolgerin sucht. Das hat zwar Themen eines Teenie-Dramas, ist aber doch sehr eigenwillig, etwa aufgrund der surrealen Einschübe, der bewusst zusammenhanglosen Geschichte oder auch der kriminellen Machenschaften, die alles bestimmen und trotzdem irgendwie unwichtig sind.
7
von 10