Es ist eine große Nacht im Spielerparadies Atlantic City, was den immer heftiger werdenden Hurrikan in den Hintergrund drängt, denn in der Atlantic City Arena wird ein bereits seit Monaten ausverkaufter Boxkampf stattfinden. Mitten im Geschehen ist Rick Santoro (Nicolas Cage), ein Polizist, der nicht nur dem Glücksspiel zugeneigt ist, sondern zudem korrupt ist und bereits vor dem Kampf eine hohe Summe gesetzt hat. Zu seiner großen Freude erscheint auch sein alter Freund Kevin Dunne (Gary Sinise) beim Kampf, der die Leitung des Personenschutzes des ebenfalls anwesenden Verteidigungsministers übertragen bekam. Die Freude der beiden hat allerdings schnell ein Ende, denn wenige Minuten nach Beginn des Kampfes wird ein Attentat auf den Minister verübt. Zwar gelingt es Dunne den Täter zu stellen und zu erschießen, doch Santoro vermutet noch Komplizen in der Arena, weshalb die Polizei diese abriegelt. Ausgehend von der Begegnung mit einer jungen Frau (Carla Gugino), die kurz vor dem ersten Schuss noch mit dem Minister sprach, aber nun verschwunden ist, beginnt Santoro eine Ermittlung in dem Mordfall, wobei er die Ereignisse des Abends und deren Hintergründe minutiös rekonstruieren muss. Je weiter er mit seinen Nachforschungen kommt, umso mehr verdichten sich die Hinweise auf ein Komplott gegen den Minister.
Eine Welt des Scheins und des Exzess
Jeder, der sich mit dem Kino Brian de Palmas auseinandersetzt, wird schnell den großen Einfluss bemerken, den die Filme Alfred Hitchcocks auf dieses Werk haben. In Interviews, unabhängig vom jeweiligen Film, macht De Palma meist keinen sonderlichen Hehl um diverse Parallelen, auch wenn sie bisweilen in der Kritik die Diskussion befeuerten, inwiefern der Regisseur nicht einfach nur geschickt abkupfere, ohne etwas Eigenes zu bewerkstelligen. Mit Blick auf einen Film wie den 1998 entstandenen Spiel auf Zeit, der zu seiner Zeit vor allem in den USA sehr negative Kritiken erhielt, sind die Einflüsse des Spannungskinos eines Hitchcocks durchaus präsent, aber darüber hinaus verweist der Film auf jene Studien über Exzess und Täuschung, die De Palmas Film in den 80er Jahren wie Scarface ausmachten. Ein essenzieller Faktor wie bei der Geschichte rund um Tony Montana ist auch in Spiel auf Zeit der Hauptdarsteller.
Gerade die viel gerühmte und oft erwähnte Eingangssequenz, in welcher die Kamera scheinbar atemlos den Weg Santoros durch die Katakomben der Arena verfolgt, dient als Einleitung in jene Welt des Scheins, in der sich die von Nicolas Cage gespielte Figur geflüchtet hat. „Ich bin der King“ tönt er, kurz nachdem er seinen Platz am Ring eingenommen hat, erhebt sich und als ob das Publikum nur für ihn da ist, erhebt sich Applaus und Jubel. Rastlos, scheinbar auf Droge und stets aufgekratzt wirbelt dieser Rick Santoro durch die Arena, versucht hier ein Autogramm eines Boxers zu ergattern, balanciert Anrufe seiner Freundin sowie seiner Frau und schafft es noch nebenbei einen Drogendealer, gespielt von Luis Guzman, auszunehmen. Jedoch ist Santoro, ganz im Sinne des Spielerparadieses, in dem er lebt, ein Mann der Täuschung, weshalb er gelernt hat, seine moralischen Fehltritte wie den Betrug an seiner Frau oder die Schmiergeldzahlungen hinter jenem glänzenden Schein zu wahren, der irgendwie immer ein wenig zu hell scheint.
Der für ein überdrehtes Spiel gerne kritisierte und belächelte Nicolas Cage beweist sich als die ideale Besetzung für diesen Menschen, der geübt darin ist, jenen moralischen Drahtseilakt zu leisten und sich zugleich auch noch selbst etwas vorzuspielen. Im Kontrast zu dem eher farblosen Befehlsempfänger, den Gary Sinise spiel, wirkt diese Darstellung von Cage nicht nur wie eine Metapher des Ortes der Handlung, sondern generell wie die Synthese einer auf Schein beruhenden Welt, deren Entscheidungsträger vor allem die Inszenierung wichtig ist.
Narratives Mosaik
Neben den schauspielerischen und thematischen Aspekten wird der recht konventionelle Plot des Films durch formale Einfälle aufgewertet. Die bereits aus Mission: Impossible bekannte subjektive Kamera, bei der ein Teilaspekt der Geschichte aus einer anderen Perspektive erzählt wird, sowie der Einsatz von Split Screens dienen der Inszenierung als spannungsaufbauende Mittel, die ihre Wirkung nicht verfehlen. So ergeben sich dem Zuschauer immer weitere Puzzleteile, die insgesamt jenes Komplott ergeben, auf welches Santoro mehr durch Zufall stürzt und seine fehlgeleitete Loyalität und Leichtgläubigkeit einsehen muss.
OT: „Snake Eyes“
Land: USA
Jahr: 1998
Regie: Brian de Palma
Drehbuch: David Koepp
Musik: Ryucihi Sakamoto
Kamera: Stephen H. Burum
Besetzung: Nicolas Cage, Gary Sinise, John Heard, Carla Gugino, Stan Shaw, Kevin Dunn
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