Kevin Flynn (Jeff Bridges) ist ein genialer Programmierer – oder war es zumindest, bis sein Kollege Ed Dillinger (David Warner) ihm diverse Codes für Computerspiele klaute und als seine eigenen ausgab. Während Dillinger bei ENCOM groß Karriere machte, hat Flynn das Unternehmen später verlassen und betreibt nun eine Spielhalle, versucht sich nebenher bei seinem früheren Arbeitgeber einzuhacken. Doch dann stehen eines Tages Alan (Bruce Boxleitner) und Lora (Cindy Morgan) vor ihm, zwei Freunde, die noch immer dort tätig sind, und überreden ihn dazu, gemeinsam im Hauptprogramm von ENCOM einzubrechen. Denn dort scheinen seltsame Dinge vor sich zu gehen. Der Versuch schlägt fehl: Anstatt Dillinger für seine Verbrechen zu überführen, wird Flynn nun in das Innere des Programms hineingezogen und muss nun um sein Überleben kämpfen …
Disney steht heute wie kein anderes Studio für risikoarme Blockbuster. Anstatt sich mit neuen Stoffen oder Experimenten die Finger zu verbrennen, werden lieber alte Hits wieder rausgekramt und ein ums andere Mal verwurstet. Aber das war nicht immer so. Immer mal wieder finden sich Beispiele in der Geschichte des US-Majors, bei denen man sich fragt: Wie ist es denn dazu gekommen? Tron ist eines dieser Beispiele, die sehr aus dem Portfolio herausstechen. Denn etwas Vergleichbares hat es damals nicht gegeben, weder bei Disney noch bei anderen. Und selbst jetzt, bald 40 Jahre später ist der Film auf seine Weise einzigartig geblieben.
Aus Spiel wird Film
Die Beschäftigung mit Computern und Programmen ist heute natürlich ein beliebtes Thema geworden, seitdem unser komplettes Leben von diesen bestimmt wird. 1982 war es hingegen noch etwas exotischer. Auch das Konzept von Videospielen bzw. Automaten war noch deutlich neuer. Konsolen hatten damals zwar schon Einzug in die Wohnzimmer der westlichen Welt erhalten, waren aber nicht vergleichbar allgegenwärtig. Ein solches Spiel diente Steven Lisberge auch als Inspiration für Tron: Begeistert von Pong, einem primitiven Tennisspiel, das zu einem der Meilenspiele der Spielegeschichte wurde, kam ihm schon 1976 die Idee, einen Film rund um solche Spiele zu drehen.
Nun sind Spiele und Filme nicht unbedingt die beste Kombination, zumindest wenn es um direkte Adaptionen geht. Es ist auch nicht so, als hätte Lisberger ein ausgeklügeltes Konzept, was er denn nun mit seinem Szenario anfangen will. Anders als etwa Ralph reichts, ein dreißig Jahre später gestarteter Disney-Animationsfilm, der eine Liebeserklärung an die Automatenklassiker war, da ist die Computerwelt in Tron nur ein Mittel zum Zweck. Die Verbindung der realen Welt und der digitalen Abbildung ist willkürlich. Den Film als wirr zu bezeichnen, wäre noch geschmeichelt: Man hatte sich hier so sehr darin verliebt, was technisch auf einmal alles möglich war, dass man die dazugehörige Geschichte oder auch Figuren stark vernachlässigt hat. Komplett ohne Inhalt ist der Film sicher nicht, gerade die Verknüpfung von digitaler und realer Welt ist bis heute relevant. Die Vorstellung, dass es von uns eine digitale Variante gibt, zusammengesetzt aus öffentlichen Informationen, ist sogar erschreckend aktuell. Wirklich viel wird aus dem Ganzen aber nicht gemacht, es bleibt ein recht konfuses Konzept, das nie ausgearbeitet wird.
Bilder aus einer anderen Welt
Der eigentliche Grund, sich Tron anzusehen, der war und ist aber die Optik. Lisberger hat einen der ersten Filme gedreht, in denen in dem Maße Computerbilder eingesetzt wurden. Die sind heute natürlich überholt, die Technik hat sich einfach zu sehr in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt. Doch während andere CGI-Filme aufgrund dieser Entwicklung schlecht gealtert sind, selbst Toy Story zu einer Zumutung geworden ist, da sind die Bilder hier noch immer von großem Reiz. Das liegt zum einen daran, dass hier eben nicht auf Realismus gegangen wurde, sondern eine sehr simple, stilisierte Welt aufzeigt. Aber auch die Designs, die unter anderem vom französischen Comiczeichner Moebius (Herrscher der Zeit) und Syd Mead (Blade Runner) stammen, sind zeitlos.
Nicht alles an Tron sieht dabei gut aus. So sind ausgerechnet die Action-Szenen sehr schwach. Allgemein scheinen die Schauspieler in dem Film nicht so recht zu wissen, was sie tun. Aber die Kombination aus Computer-Grafiken und diversen visuellen Verfremdungen, sei es durch Farben oder Licht, die sieht noch immer fantastisch aus. Die Szenerien, die Lisberger und sein Team entworfen haben, musikalisch unterlegt von der Synthesizer-Musikerin Wendy Carlos (Shining), die wirken selbst beim zehnten Anschauen fremd und surreal. Orte, die fast völlig ohne Details auskommen und an denen man sich dennoch kaum sattsehen kann. Hinzu kommen einige schöne bizarre Einfälle, wegen der man sich die wundersame Welt gern anschaut, selbst wenn im Anschluss kaum etwas Konkretes von ihr zurückbleibt.
OT: „Tron“
Land: USA
Jahr: 1982
Regie: Steven Lisberger
Drehbuch: Steven Lisberger
Musik: Wendy Carlos
Kamera: Bruce Logan
Besetzung: Jeff Bridges, Bruce Boxleitner, David Warner, Cindy Morgan
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