Ali G in da House
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Ali G in da House

Kritik

Ali G in da House
„Ali G in da House“ // Deutschland-Start: 5. September 2002 (Kino) // 22. Mai 2020 (DVD/Blu-ray)

Der Londoner Vorort Staines-upon-Thames ist die Heimat oder wie er sagen würde „der Hood“ von Alistair Leslie Graham kurz Ali G (Sacha Baron Cohen). Wegen einer Verletzung an der Hand lebt er von der Sozialhilfe und ist kurzerhand wieder bei seiner Mutter eingezogen. Doch faul ist er keinesfalls, denn er ist nicht nur Anführer der „West Staines Massive“, sondern gibt auch Kurse am John-Nike-Freizeitzentrum, in denen er Heranwachsenden zeigt, wie man richtig „gangsta“ ist. Als Ali beschließt, wegen der drohenden Schließung des Zentrums zu protestieren, wird Finanzminister David Carlton (Charles Dance) auf ihn aufmerksam und schmiedet einen perfiden Plan, wie er die Stimmen innerhalb seiner Partie, die nach neuen, unverbrauchten Kandidaten verlangen, endgültig zum Schweigen bringen kann. Kurzerhand schlägt er Ali als Kandidaten fürs britische Parlament vor, als Abgeordneter für Staines. Jedoch hat Carlton Ali sehr unterschätzt, denn obwohl seine Auftritte alles andere als glimpflich und pannenfrei über die Bühne gehen, gelingt es Ali nicht nur seinen Gegenkandidaten bloßzustellen, sondern auch die Wahl zu gewinnen. Selbst im Parlament weiß Ali durch seine rohe Art und seine Konfliktfreudigkeit aufzufallen, sodass sogar der Premierminister (Michael Gambon) Gefallen an dem „Gangsta“ findet. Doch Carlton hat noch lange nicht aufgegeben und plant schon eine neue Falle, die ihm nicht nur Ali vom Hals halten soll, sondern ihn auch zum Premierminister machen könnte.

„Keepin’ it real“
Neben Borat und Brüno ist Ali G wohl die bekannteste „Kreation“ des britischen Komikers und Schauspielers Sacha Baron Cohen. Mit Ali G wollte Cohen jene weißen jungen Männer porträtieren, die sich wie US Rapper und Künstler in ihren zahlreichen Musikvideos gebären, samt des stereotypen Geschlechterbildes und der Poserei. Anders als die Sketche, in denen Cohen als Ali G Menschen interviewt, woraus sich bisweilen bizarre und herrlich lustige Situation entwickeln, ist Ali G in da House ein Spielfilm, wobei Cohen aber dennoch einige beißende, teils sehr ätzende Kommentare über Konzepte wie Image und Männlichkeit innerhalb der Politik macht, die denen seines Charakters sehr bekannt sind.

Die Kunst eines Sacha Baron Cohen besteht darin, dass er Figuren kreiert, die immer wieder unterschätzt werden. Ob nun die offensichtlich fehlende Bildung, die mangelnde Vorbereitung auf das Gespräch oder die immer wieder irritierende Körperlichkeit der Figuren werfen seine Gesprächspartner aus der Bahn, die bereits in dem Moment in seine Falle getappt sind, wenn sie ihn unterschätzen. Im Film ist Ali G jemand, der sich natürlich maßlos überschätzt, dessen Image als Frauenheld und Gangster (oder „Gangsta“) unangefochten zu sein hat, auch wenn ihm dies durch seine lose Zunge sowie seine Tollpatschigkeit nicht immer gelingt. Der Fehler der politischen Elite, im Film repräsentiert durch Charles Dance’ Charakter, ist es, immer wieder die Unberechenbarkeit dieses Menschen zu unterschätzen, der sich an keine Regeln hält und das Memo für ein Fernsehinterview kurzerhand zum Drehen von Joints nutzt.

Gerade innerhalb der immer wieder in einen Hahnenkampf ausartenden Kabinettsdebatten ist der Platzhirsch Ali G jemand, der die Aufmerksamkeit auf sich lenkt und die Diskussion letztlich entscheidet. Ein bisschen erinnert dies an die blumigen, aber letztlich hohlen Phrasen von Peter Sellers’ bester Figur, dem Gärtner Chance in Willkommen Mr. Chance, dessen Gegenüber durch optimistische Interpretationen und blind vor Selbstliebe nur ihre eigenen Ansichten in denen Chances hören. Auch Ali G trifft mit seiner Kampagne des „Keepin’ it real“ einen Nerv der Zeit und bildet das richtige Gegenmittel für die Politikverdrossenheit vieler Bürger, denn bei diesem „Gangsta“ weiß man wenigstens, wo man dran ist, wie es im Volksmund heißt.

Politik und Image
Eine weiterer gelungene und sehr komische Parallele zieht Mark Mylods Film von der Welt des Hip-Hops, wie sie Ali G sich erträumt, und der Welt der Politik. Abgesehen von dem bereits erwähnten Prinzip der Männlichkeit ist es vor allem das Image, welches einen Politiker und einen Rapper ausmacht, eine Marke, wenn man so will, die man tatsächlich pflegen muss wie Sellers‚ Chance seinen Garten. Ali G kommt bereits mit einem starken fertigen Image in die Welt der Politik, besitzt Charisma und kann damit, wie auch mit viel Glück, seine immensen Bildungslücken überspielen. Durch seine schiere Existenz in jener Hochburg der Bildung und des Establishments betont das Erscheinen eines Menschen wie ihm vor allem letztlich, wie wenig das Image mancher Politiker noch mit den Menschen zu tun hat, die sie meinen zu repräsentieren. Von daher kommt der Spruch „Keepin’ it real“ nicht von ungefähr.

Credits

OT: „Ali G Indahouse“
Land: UK, Deutschland
Jahr: 2002
Regie: Mark Mylod
Drehbuch: Sacha Baron Cohen, Dan Mazer
Musik: Adam F
Kamera: Ashley Rowe
Besetzung: Sacha Baron Cohen, Michael Gambon, Charles Dance, Martin Freeman, Kellie Bright, Rhona Mitra, Colin Stilton

Bilder

Trailer

Filmfeste

Locarno 2012

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"Ali G in da House" ist eine sehr vergnügliche, teils brüllend komische Satire auf den Politikvertrieb, dessen Obsession mit Männlichkeit und Image. Auch wenn nicht jede Szene das Niveau halten kann, so gelingt doch vieles, was nicht zuletzt an den Darstellern liegt, die sich teils mit vollem Körpereinsatz in ihre Rollen stürzen und sehr zur Unterhaltung beitragen.
7
von 10