Inzwischen sind zwei Jahre vergangen, seitdem ein außerirdisches Raumschiff über Moskau abstürzte und beinahe einen Bürgerkrieg auslöste. Doch richtig friedlich ist es seither nicht geworden: Aufgeschreckt von der technologisch deutlich überlegenen Rasse arbeiten die Menschen weltweit fieberhaft an Möglichkeiten, sich bei einem erneuten Besuch wehren zu können. Dabei kommt Julia (Irina Starshenbaum) eine besondere Rolle zu, die nach dem Kontakt mit Hakon (Rinal Mukhametov) eigenartige Kräfte entwickelt hat. Immer wieder werden Experimente an ihr ausgeführt, in der Hoffnung, den Geheimnissen der Außerirdischen auf die Spur zu kommen – ohne zu ahnen, was sie damit anrichten werden …
Wenn ein Film erfolgreich ist, dann ist natürlich immer die Versuchung groß, noch eine Fortsetzung hinterherzuschieben. Das gilt nicht nur für das in der Hinsicht oft gescholtene Hollywood. Auch in anderen Ländern muss der Rubel rollen – in Russland gleich doppelt. Und so wurden schon vor dem Start von Attraction Pläne für einen möglichen zweiten Teil geschmiedet, sollte der Film genügend einspielen. Das tat der: Das Science-Fiction-Werk um einen Außerirdischen, der in Moskau notlandet und sich dort in einen Menschen verliebt, führte daheim mehrere Wochen die Kinocharts an. Auch im Ausland durfte man dabei sein, wie eine erste Begegnung mit den Aliens sich gefährlich zuspitzte.
Wiedersehen mit alten Helden und Feinden
Dass dieser noch eine zweite folgen würde, ist nicht die ganz große Überraschung. Zwar wurde beim tränenreichen Ende so getan, als sei Hakon gestorben, um noch für ein bisschen mehr Drama zu sorgen. Aber attraktive Helden sterben selten wirklich. Wobei er nicht der einzige Rückkehrer ist: Alle Hauptfiguren des letzten Mals treten auch in Attraction 2: Invasion auf. Neu hinzugekommen ist lediglich der Soldat Vanya (Yuriy Borisov), der aber nur notdürftig irgendwie in die Geschichte geschrieben wurde. Ohnehin, größere Erwartungen an das Drehbuch sollte man von vornherein besser nicht pflegen. Schon der Vorgänger war inhaltlich nicht unbedingt der große Wurf, der Nachfolger hat da nicht mehr zu bieten.
Eigentlich ist er sogar noch dünner. Wo Attraction noch Kritik an einem fremdenfeindlichen Staat war – verkörpert durch ein Militär, das alles andere abknallt, und nationalistische Wutbürger –, da konzentriert sich das Drehbuch von Oleg Malovichko und Andrey Zolotarev stärker aufs Spektakel. Der Film ist dadurch deutlich geradliniger. Die humoristischen Passagen, wenn ein Alien mit den komischen Gepflogenheiten auf der Erde hadert, sind verschwunden. Die Romanze zwischen Julia und Hakon ist bereits etabliert, muss also nicht hergeleitet werden. Auch andere Faktoren sind bereits im Spiel, die bei der Einführung zuvor noch einige Zeit für sich in Anspruch nahmen.
Simpel, aber stimmig
Das macht den Film weniger ambitioniert als den Vorgänger, banaler und gleichzeitig doch auch besser. Wo sich der erste Teil in einem Mix der verschiedensten Genres und Themen verhedderte und letztendlich nichts befriedigend voranbringen konnte – vor allem die Liebesgeschichte war so richtig missglückt –, da konzentrierte man sich hier auf weniger Bestandteile und führte diese konsequenter aus. Das komplizierte Verhältnis von Julia zu dem von Oleg Menshikov verkörperten Vater wird geschickter ins Geschehen integriert, auch der von Alexander Petrov gespielte Exfreund Julias darf dieses Mal mehr sein als ein rechter Schläger. Das Gesamtpaket ist in sich stimmiger.
Außerdem erlaubt es das ausgedünnte Drehbuch sich auf die größte Stärke zu konzentrieren: die Optik. Schon Attraction hatte ein paar schöne visuelle Elemente, etwa das Raumschiff und den Anzug der Aliens. Attraction 2: Invasion setzt dem Ganzen noch eins drauf und ist neben Coma nun schon das zweite Sci-Fi-Bild-Highlight Russlands dieses Jahr, wenn sich Wassermassen und High-Tech zu einer beeindruckende Effekteschlacht vereinen. Auf die im Titel angekündigte Invasion sollte man jedoch nicht hoffen, wie der Vorgänger wird hier an Action-Blockbuster wie Independence Day erinnert, ohne aber entsprechende Taten folgen zu lassen. Doch auch wenn das schon unter Mogelpackung fällt, Fans solcher Filme sollten hier mal reinschauen. Das ist zwar nach wie vor deutlich ausbaufähig, gerade im Hinblick auf die Figuren. Der verbesserte zweite Teil macht aber zumindest neugierig, welche futuristischen Genrebeiträge Russland wohl sonst noch so zu bieten hat.
OT: „Vtorzhenie“
Land: Russland
Jahr: 2020
Regie: Fedor Bondarchuk
Drehbuch: Oleg Malovichko, Andrey Zolotarev
Musik: Igor Wdowin
Kamera: Vladislav Opelyants
Besetzung: Irina Starshenbaum, Rinal Mukhametov, Alexander Petrov, Oleg Menshikov, Evgeniy Mikheev, Yuriy Borisov
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