Eigentlich ist Alex Hopper (Taylor Kitsch) auf einem guten Weg. Nachdem er von seinem Bruder Stone (Alexander Skarsgård) zur Navy geschleppt wurde, hat er dort Karriere gemacht und mittlerweile den Rang eines Offiziers. Und auch das Herz seines Schwarmes Sam (Brooklyn Decker) hat er erobert. Da gibt es jedoch ein Problem: Sams Vater Shane (Liam Neeson). Der ist als Admiral nicht nur sein Vorgesetzter, sondern hat auch wenig übrig für den oft verantwortungslos handelnden Freund seiner Tochter. Während Alex mit sich ringt, wie er dennoch um seinen Segen bitten kann, taucht ein noch viel größeres Problem auf: Aliens. Die sind mit riesigen Raumschiffen angerückt und werkeln an irgendeiner Maschine im Pazifik. Die Absichten sind dabei finster, so viel ist schnell klar, als eine erste Begegnung mit der Navy in einer Katastrophe endet …
Filme, die auf spielerischen Vorlagen basieren? Klar, von denen gibt es jede Menge. Allein die Zahl an Videospieladaptionen ist überwältigend, auch wenn die Qualität dafür oft umso überschaubarer ist. Dann gibt es die ganzen Spielzeugfiguren, die so sehr im Rahmen eines allumfassenden Medienkonzeptes eingebunden wurden, dass man schon gar nicht mehr weiß, was zuerst kam: Die Zeichentrickserie im Nachmittagsfernsehen oder die kuscheligen Plüschtiere? Erwachsene durften sich hingegen an den Krachbumm-Verfilmungen von Transformers erfreuen, die in etwa den Anspruch von Kinderfilmen haben, nur teurer sind. Gesellschaftsspiele sind hingegen eine echte Rarität in der Filmgalerie, Werke wie Alle Mörder sind schon da – basierend auf Cluedo – die absolute Ausnahme.
Geschichte versenkt!
Mit Battleship erschien vor einigen Jahren eine weitere. Eine, die auf den ersten Blick besonders absurd anmutet. Während die obige Mördersuche zumindest ein narratives Gewand hat, das man auf der großen Leinwand ausbreiten konnte, ist die Geschichte von Schiffe versenken doch ziemlich dünn. Die Brüder Jon und Erich Hoeber, denen wir inhaltliche Schwergewichte wie Meg oder Der Spion von nebenan zu verdanken haben, hatten auch nicht wirklich die Ambition, aus der Kinofassung mehr zu machen. Sie fügten noch ein paar Aliens hinzu, damit die Menschheit einen Mitspieler hat, dessen Schiffe es zu bombardieren gibt. Und um dem Publikum noch eine Identifikationsfigur mit auf den Weg geben zu können, dürfen zwei Brüder ran, mitsamt Vorgeschichte.
Die nimmt tatsächlich einen überraschend großen Platz im Film ein, bevor es wirklich zur Sache geht, dauert es schon eine Weile. Auch später darf es inmitten der riesigen Explosionen immer mal wieder etwas menscheln, als kleine Verschnaufpause und auch um das Auge anderweitig zu verwöhnen. Taylor Kitsch und Alexander Skarsgård wird zumindest noch so etwas wie Geschichte und Charaktereigenschaft zugestanden, weshalb sie nicht allein auf ihre äußeren Qualitäten reduziert werden. Bei den Frauen sieht es da schon anders aus, Brooklyn Decker darf zwar ein bisschen was machen, ihre Figur wird jedoch allein durch die Männer bestimmt. Rihanna, die hier ihr Filmdebüt abgibt, ist ohnehin nicht mehr als ein PR-Trick, der sich am Rande abspielt. Der Film ist da nicht mehr als eine Männerfantasie mit großen Wummen und hübschen Mädels.
Der Weltuntergang war auch schon mal schlimmer
Aber ein Charakterdrama dürfte bei Battleship ohnehin niemand erwartet haben. Dass das Ensemble ebenso wenig gefordert wird wie das Gehirn der Zuschauer und Zuschauerinnen, geht nicht einmal als Enttäuschung durch. Etwas schwerwiegender ist da schon, dass der Film kaum Spannung generiert. Sicher, es geht um das Ende der Welt, das wird auch mehrfach während der zwei Stunden betont. Trotz großer auch persönlicher Verluste, es stellt sich aber nicht das Gefühl einer Bedrohung ein. Ein Grund dafür ist, dass schon sehr viel Humor eingebaut wurde, weshalb der Actionstreifen manchmal wie ein Parodie wirkt. Wenn nicht einmal die Figuren die Sache ernst nehmen, warum sollte ich das dann?
Immerhin, es sind diese humorvollen Einschübe, die dem Film überhaupt so etwas wie Charakter verleihen. Wenn beispielsweise irgendwann Battleship doch noch Bezug auf das zugrundeliegende Spiel nimmt und der Kampf gegen die Aliens dem früher auch im Unterricht beliebten Zeitvertreib ähnelt, dann ist das tatsächlich unterhaltsam. Und auch wer sich an Explosionen erfreut, kommt auf seine Kosten: Regisseur Peter Berg (Spenser Confidential) versucht sich erst gar nicht an Zurückhaltung, während der Actionszenen kracht es im Sekundentakt. Das sieht dann alles unglaublich künstlich aus, was in diesem Zusammenhang aber nicht weiter stört. Das ist dann leider auch schon das größte „Kompliment“, das man seinem Bombenbaby machen kann: Er ist so belanglos, dass man sich nicht darüber aufregen kann oder sollte. Für einen tatsächlichen Kriegsfilm ist das zu glatt, für Trash aber auch, eine Satire à la Mars Attacks war ebenfalls nicht drin – ein sündhaft teures Mainstreamgeballere der Mittelklasse.
OT: „Battleship“
Land: USA
Jahr: 2012
Regie: Peter Berg
Drehbuch: Jon Hoeber, Erich Hoeber
Musik: Steve Jablonsky
Kamera: Tobias A. Schliessler
Besetzung: Taylor Kitsch, Alexander Skarsgård, Rihanna, Brooklyn Decker, Tadanobu Asano, Liam Neeson, Hamish Linklater, Jesse Plemons, Gregory D. Gadson
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Goldene Himbeere | 2013 | Schlechtester Film | Nominierung | |
Schlechtester Regisseur | Peter Berg | Nominierung | ||
Schlechtester Nebendarsteller | Liam Neeson | Nominierung | ||
Schlechteste Nebendarstellerin | Brooklyn Decker | Nominierung | ||
Rihanna | Sieg | |||
Schlechtestes Drehbuch | Jon Hoeber, Eric Hoeber | Nominierung | ||
Schlechtestes Leinwandensemble | Nominierung |
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