Es ist schon ein etwas eigenes Wohnarrangement, das die beiden da haben: Während Tom Penderel (Tom Poston) die Wohnung nur nachts zum Schlafen benutzt, hält sich Caspar Femm (Peter Bull) ausschließlich tagsüber dort auf und verschwindet jeden Abend. Viel Kontakt haben die beiden daher nicht. Aber das soll sich nun ändern, auf Einladung des sichtlich nervösen Caspar tritt Tom die Reise zum alten Haus der Familie Femm an, wo er das Wochenende verbringen soll. Was sich eigentlich sehr nett anhört, stellt sich jedoch als echter Albtraum heraus. So ist Caspar bereits tot und die anderen Familienmitglieder – Roderick (Robert Morley), Cecily (Janette Scott), Agatha (Joyce Grenfell), Potiphar (Mervyn Johns) und Morgana (Fenella Fielding) – verhalten sich sehr widersprüchlich. Und dann wäre da auch noch das Haus an sich, dem diverse Geheimnisse innezuwohnen scheinen …
Es liegt ein bisschen in der Natur der Sache, dass sich Filmremakes immer mit dem Original messen lassen müssen. Was ist anders? Was ist besser oder schlechter? Hätte es die Neuauflage gebraucht? Manchmal gestaltet sich dieser Vergleich aber ausgesprochen schwierig. Siehe Das alte, finstere Haus aus dem Jahr 1963. Das ist rein theoretisch ein Remake des 1932 veröffentlichten Das Haus des Grauens bzw. basiert wie dieses auf dem Roman Von der Nacht überrascht von John Boynton Priestley. Praktisch hat es aber nur ein paar Elemente mit diesem gemeinsam, die Geschichte wurde komplett umgeschrieben, auch die Figuren wurden ausgetauscht.
Und was war zuerst?
Hinzu kommt die in Deutschland verwirrende Veröffentlichungslage: Während Das alte, finstere Haus bei uns 1970 das erste Mal gezeigte wurde, wurde Das Haus des Grauens erst Ende der 80er synchronisiert und war auch aus Copyright-Gründen im Ausland rar. Als Letzterer dann vor einigen Jahren auf DVD veröffentlicht wurde, wurde auch er in Das alte, finstere Haus umbenannt – um von dem bei uns bekannteren Remake profitieren zu können. Dessen Popularität wurde übrigens über Umwege noch etwas erhöht: Der Landsitz Oakley Court, der für die Außenaufnahmen diente, wurde als Schloss von Dr. Frank N. Furter in The Rocky Horror Picture Show bekannt, Hauptdarstellerin Janette Scott zudem im Eröffnungslied des Kultmusicals unsterblich gemacht – wenn auch als Referenz zu ihrem Film Blumen des Schreckens.
Die genreerfahrene Scott ist aber nicht allein dafür verantwortlich, dass man hier einen klassischen Horrorfilm erwartet. Von Anfang an lässt Das alte, finstere Haus keinen Zweifel daran, dass etwas sehr Unheimliches in dem Anwesen vor sich geht und akute Lebensgefahr besteht – nicht zuletzt weil die Familienmitglieder bei ihren anfänglichen Begrüßungen diverse Anspielungen machen und überall Särge herumstehen. Gefährlich ist das Haus natürlich auch. Wenn gleich zu Beginn eine Leiche wartet, dann ist das selten ein gutes Vorzeichen. Und es wird nicht bei der einen bleiben, im Stil von Zehn kleine Negerlein – Das letzte Wochenende werden immer mehr Figuren zu Tode kommen, während der Rest spekuliert, wer oder was hinter dem spontanen Anstieg der Sterblichkeitsrate steckt.
Humor statt Horror
Das weckt ganz gut die Neugierde, da sich in dem Haus praktisch jeder irgendwie seltsam verhält. Tatsächlich spannend ist Das alte, finstere Haus jedoch weniger. Durch die klare Positionierung von Tom als Hauptfigur steht fest, dass ihm gar nichts passieren kann. Vor allem aber hat Regisseur William Castle (Der unheimliche Mr. Sardonicus), sonst eigentlich im Horrorgenre beheimatet, den Film als Komödie angelegt. Die Figuren sind überzeichnet, selbst die brenzligen Situationen von Tom verkommen zu Slapstickeinlagen. Der Film ist einer Addams Family deutlich näher als klassischen Horrorfilmen – und das obwohl es sich hier um eine Produktion des legendären britischen Genre-Studios Hammer Films handelt.
Das ist für Horrorfans natürlich enttäuschend. Doch wie sieht es mit dem Humor aus? Besser, wenn auch nicht überragend. Wunderbar ist beispielsweise wieder der Auftritt von Robert Morley (Der Wachsblumenstrauß), der mit seiner Mischung aus trockenen Sprüchen und Exzentrik für vergnügliche Momente sorgt. Andere Stellen sind dafür reichlich albern, was der Atmosphäre mehr schadet als notwendig. Insgesamt geht diese Mischung nicht so richtig auf, was auch des umwerfenden Anwesens wegen schade ist, das mit Liebe zum Detail und einigen kuriosen Orten gefällt. Das alte, finstere Haus ist ein durchaus solider, streckenweise amüsanter Film, mit dem man sich anderthalb nostalgische Stunden verbringen kann, der aber nie so packend oder unterhaltsam wird, wie er es eigentlich verdient hätte.
OT: „The Old Dark House“
Land: UK, USA
Jahr: 1963
Regie: William Castle
Drehbuch: Robert Dillon
Vorlage: John Boynton Priestley
Musik: Benjamin Frankel
Kamera: Arthur Grant
Besetzung: Tom Poston, Robert Morley, Janette Scott, Joyce Grenfell, Mervyn Johns, Fenella Fielding, Peter Bull, Danny Green
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