Einen entspannten Skiurlaub versprechen sich das Ehepaar Bob und Jill Lawrence (Leslie Banks und Edna Best) von ihrem Aufenthalt in der Schweiz mit ihrer kleinen Tochter. Schon nach wenigen Abenden im Hotel haben sie sich mit ein paar der illustren Gäste wie dem meisterlichen Schützen Ramone Levine (Frank Vosper) angefreundet sowie dem Franzosen Louis Bernard (Pierre Fresnay), der unverhohlen mit Jill flirtet. Jedoch nimmt ihr Urlaubsvergnügen ein jähes Ende, als Bernard Opfer eines Attentats wird und in den Armen Jilly zusammenbricht. Bevor er stirbt, enthüllt er ihr gegenüber seine wahre Identität: Er sei Spion und habe wichtige Informationen in seinem Zimmer versteckt. Bob, der von seiner schockierten Frau eingeweiht wurde, nimmt die Notiz im Zimmer des Verstorbenen an sich, aus der sich Informationen über das geplante Attentat auf einen Diplomaten finden lassen. Als die Lawrences aber mit ihrer Botschaft über den Vorfall sprechen wollen, erhalten sie eine Nachricht darüber, dass ihre Tochter entführt wurde und man ihr was antun werde, sofern sie die Informationen auf dem Zettel an irgendjemanden weitergeben würden. Zwar gelingt es dem Paar, die neugierigen Ermittler aus der Botschaft abzuwimmeln, doch zurück in London beschließen sie, auf eigene Faust sich auf die Suche nach ihrer Tochter zu machen. Zusammen mit seinem Freund Clive (Hugh Wakefield) kommt Bob einem Komplott auf die Spur, an dessen Kopf der zwielichtige Gangster Abbott (Peter Lorre) steht.
Im Strudel großer Konflikte
Gleich zweimal sollte Alfred Hitchcock die Geschichte von Der Mann, der zuviel wusste verfilmen, denn 1956 drehte er eine Neuverfilmung mit James Stewart und Doris Day in den Hauptrollen. In seinen Gesprächen mit François Truffaut bemerkt Hitchcock, dass die erste Fassung das Werk eines „talentierten Amateurs“ gewesen sei und die Neuverfilmung sehr viel professioneller sei. Im direkten Vergleich beider Filme mag Hitchcock sicherlich in mancher Hinsicht recht haben, doch auch seine erste Fassung hat viele Vorzüge, angefangen von technischen Aspekten wie der Lichtgebung und dem Spiel mit Perspektiven sowie die Figur des Bösewichts, den der in solchen Rollen immer wieder brillierende Peter Lorre mit einer sichtlichen Freude spielt.
Wie in vielen der Filme Hitchcocks reflektiert der Konflikt der Figuren einen viel größeren, globalen Zusammenhang. In diesem Falle kann das Attentat auf den Diplomaten, so ein Vertreter der britischen Botschaft zu den Lawrences, einen Domino-Effekt auslösen, der zu vergleichen wäre mit der Ermordung Erzherzogs Franz Ferdinands in Sarajevo, die bekanntlich den Ersten Weltkrieg auslöste. Hitchcocks erzählerische Kunst war es, einen solch gewichtigen Zusammenhang auf die Ebene der normalen Menschen zu bringen, welche letztlich auch seine Filme schauten. Auch wenn die Lawrences durchaus nicht arm sind, so stellen sie doch sympathische, wenn auch bisweilen etwas unbeholfene Identifikationsfiguren für den Zuschauer dar. Einzig und allein das affektierte Spiel von Edna Best steht dieser Inszenierung im Wege, das immer wieder an das Spiel einer Stummfilmdarstellerin erinnert durch ihre übertriebene Gestik.
Der Vorsprung des Zuschauers
Hitchcocks Film zeigt seine Figuren als Spielball der Mächte, sodass es letztlich sie in die Hand nehmen müssen, ihre Tochter zu retten. Stets betont die Kamera sowie die Lichtgestaltung die Gefahr, in der sich die Figuren befinden, besonders in den Szenen in der Londoner Innenstadt und in der Kirche. Unvergessen bleibt die Szene in der Royal Albert Hall, die gerade aus technischer Hinsicht der Szene in der Neuverfilmung in nichts nachsteht, stetig die Spannung erhöht durch den Wissensvorsprung des Zuschauers.
OT: The Man Who Knew Too Much
Land: UK
Jahr: 1934
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Charles Bennett, Edwin Greenwood, D. B. Wyndham Lewis
Musik: Arthur Benjamin
Kamera: Curt Courant
Besetzung: Leslie Banks, Edna Best, Peter Lorre, Frank Vosper, Nova Pilbeam, Hugh Wakefield, Pierre Fresnay
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