Hausboot Houseboat
© Paramount Pictures

Hausboot (1958)

Kritik

Hausboot Houseboat
„Hausboot“ // Deutschland-Start: 29. September 1959 (Kino) // 1. November 2004 (DVD)

Nach dem Unfalltod seiner Frau, von der er schon seit mehreren Jahren getrennt lebte, ist es an Tom Winters (Cary Grant), sich nun um seine drei Kinder zu kümmern. Da Robert, David und Elizabeth ihren Vater schon lange nicht mehr gesehen haben, sind sie mehr als skeptisch, als dieser nun verspricht, wieder mehr Zeit mit ihnen zu verbringen. Ein erster Versuch, die Kinder in sein teures, aber kleines Washingtoner Apartment zu bringen, schlägt kolossal fehl, alleine schon, weil Tom merkt, wie schwierig es ist, Kindererziehung und Job unter einen Hut zu bringen. Da kommt ihm die Begegnung mit Cinzia (Sophia Loren) gerade recht, denn die attraktive Italienerin, welche die Kinder sofort ins Herz schließen, bietet ihre Dienste als Haushälterin an, was Tom ungemein entlastet. Doch allen ist klar, dass sie zunächst aus der viel zu kleinen Wohnung heraus müssen, sodass Tom auf das Angebot seiner Schwägerin eingeht, ihr Landhaus nutzen zu dürfen. Als aber auch diese Möglichkeit zunichtegemacht wird, mietet Tom ein Hausboot auf dem Potomac River, jedoch müssen er und seine Kinder noch viel Arbeit in die Renovierung des Bootes stecken. Während sich Cinzia in ihrer Rolle als Haushälterin zurechtzufinden versucht, gibt sich Tom alle Mühe, seine Rolle als Vater auszufüllen, was durch seine manchmal strenge Art zu Streitigkeiten mit Cinzia führt und dass die Kinder sich abermals von ihm distanzieren. Bei all den Auseinandersetzungen merken die beiden aber auch, dass sie sich sehr zueinander hingezogen fühlen.

Von Vätern und denen, die es werden wollen
Auch wenn der Name des US-Regisseurs Melville Shavelson nicht zu den ganz großen innerhalb der Branche gehört, hatte er doch beträchtlichen Erfolg als Autor oder eben Regisseur von leichten Komödien, die sich mit Themen wie Beziehungen und Familie auseinandersetzen. Nach außen hin passt Hausboot in dieses Schema, doch während der Produktion war es eine der wohl stressigsten Erfahrungen Shavelsons, da Cary Grant offensichtlich das Projekt auch als eine Möglichkeit sah, an seine ehemalige Beziehung zu Loren anknüpfen zu können, wobei diese ihn immer wieder abblitzen ließ. Zwar bemüht sich der Film einen leichten Ton anzuschlagen, doch merkt man der Geschichte auch die Arbeit am Skript an, die nicht immer im Einklang mit dessen Leichtigkeit ist.

Auf den ersten Blick ist Hausboot jenes familienfreundliche Unterhaltungskino, wie man es von Hollywood her kennt. Gerade die Betonung der Familie als Allheilmittel sowie das Hineinfinden in eine Vater- bzw. Mutterrolle sind typische Mittel eines solchen Kinos, wie es die Traumfabrik auch noch heutzutage wie am Fließband produziert. Rein erzählerisch weicht Shavelsons Film zu keiner Zeit von dieser Formel ab, was nicht zuletzt an den in diesem Genre erfahrenen Darstellern wie Cary Grant und Sophia Loren liegt. Speziell Grant liefert eine für ihn typische Vorstellung des immer etwas steif auftretenden Gentleman ab, der bisweilen spielerisch jenen Balanceakt zwischen Albernheit und Ernsthaftigkeit vollbringt. Die Szene, in welcher er als Tom seinem ältesten Sohn über die Realität des Todes aufklärt, gehört wahrlich zu den berührendsten Momenten des Films.

Doch auch Loren weiß zu überzeugen in ihrer Rolle als Frau, die gegen die kontrollierende Funktion ihres Vaters rebelliert. Gelangweilt von der High Society, in welcher dieser sich bewegt, findet sie eher einen Zugang zu der Welt der „einfachen Leute“ und natürlich der Welt der Kinder, weshalb es nur folgerichtig scheint, wenn sie gerade zu Toms Kindern einen besonderen Draht aufbaut und bisweilen gar die Mutterrolle einnimmt.

Das neue Heim
Als eine Variation des Motivs der typischen Familie zeigt sich die Wahl des Hausboots als neue Behausung der Familie. Die Arbeit an diesem schweißt die am Anfang noch sehr uneinige Gemeinschaft zusammen und liefert erste Möglichkeiten der Annäherung zwischen den Kindern und dem von ihnen entfremdeten Vater. Auf der anderen Seite scheint das Drehbuch des Films jene Sonderposition der Charaktere zu betonen, die so außerhalb der Normen und Werte der „upper class“ stehen, zu der sowohl Tom als auch Cinzia zählen. Die Wahl bestätigt in gewisser Weise jenen Wunsch, außerhalb der Welt der Countryclubs und Cocktailempfänge zu stehen.

Credits

OT: „Houseboat“
Land: USA
Jahr: 1958
Regie: Melville Shavelson
Drehbuch: Melville Shavelson, Jack Rose
Musik: George Duning
Kamera: Ray June
Besetzung: Cary Grant, Sophia Loren, Martha Hyler, Paul Petersen, Mimi Gibson, Charles Herbert, Harry Guardino

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1959 Bestes Original-Drehbuch Nominierung
Bester Song Nominierung
Golden Globe Awards 1959 Bester Nebendarsteller Harry Guardino Nominierung

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"Hausboot" ist eine amüsante romantische Komödie, die durch ihre Themen und Bildsprache in vielerlei Hinsicht typisch für das Hollywood der 1950er Jahre ist. Der Komödie gelingt in vielen Szenen jener Spagat zwischen Komödie und Ernsthaftigkeit, was nicht zuletzt den im Genre erfahrenen Schauspielern zu verdanken ist.
6
von 10