Hinter der Leinwand

Hinter der Leinwand

Kritik

Charlie Chaplin
„Hinter der Leinwand“ // Deutschland-Start: 15. Mai 2020 (DVD)

Während Charlie Chaplin dabei war, seinen Vertrag mit der Mutual Film Corporation zu erfüllen, griff er nicht nur auf bereits erprobte Stoffe und Sketche zurück, sondern erweiterte auch seine Erfahrungen hinter der Kamera. Auch wenn die Filme letztlich sehr kurz waren, merkte Chaplin recht schnell, dass die einzelnen Abläufe beim Film nicht nur ein genaues Maß an Planung mit sich brachten, sondern auch sehr zeitraubend sein konnten, sodass er im Falle von Hinter der Leinwand mit einer Drehzeit von sechs Wochen deutlich mehr Zeit benötigte. Ironischerweise geschah dies bei dem Film, der sich insbesondere mit der Traumwelt des Films befasst, wie die Illusion von Ruhm Menschen anzieht und wie die Illusion des Films entsteht. Darüber hinaus nimmt Chaplins Skript das übertrieben affektierte Gehabe seiner eigenen Zunft auf die Schippe.

Auf dem Gelände eines Filmstudios herrscht hektisches Treiben, denn es werden gerade zwei Produktionen gedreht, eine Komödie und eine historische Tragödie. Während die Regisseure dabei sind, mit den Schauspielern die einzelnen Szenen durchzugehen, ist es Aufgabe von Bühnenarbeitern wie dem schmächtigen David (Chaplin) sowie seinen zahlreichen Kollegen die Sets zu bauen oder für die nächste Szene umzugestalten. Für David ist es eine stressige Tätigkeit, vor allem, weil er alles alleine macht und von seinem Chef Goliath (Eric Campbell), der die meiste Zeit über schläft, keine Hilfe zu erwarten ist.

Als dann auch noch die anderen Bühnenarbeiter in den Streik treten nach einer heftigen Auseinandersetzung mit einem der Regisseure, hat David noch mehr zu tun. Seine Emsigkeit, die nun noch hektischer wird, endet aber in zunehmendem Chaos und schon bald hat er nicht nur Goliath, sondern auch das halbe Filmset gegen sich aufgebracht.

Zerstörer schöner Illusionen
Wie in seinen Rollen als Tramp in anderen Mutual-Filmen wie Der Ladenaufseher, aber auch in späteren Spielfilmen wie Moderne Zeiten, spielt Chaplin einen Menschen, der sich als Zahnrad einer viel größeren Maschine versteht. Seine Aufgabe ist undankbar und wird selten von den Oberen des Studios wahrgenommen, denn gerade, wenn er sich einmal eine Pause gönnt, wird er von diesen angeschnauzt, er solle nicht so faulenzen und sich ein Beispiel an dem arbeitsamen Goliath nehmen.

In der Hierarchie unbedeutend, sind seine Dienste dennoch unerlässlich, was man in vielen der besonders lustigen Szenen erkennt, beispielsweise, wenn er versucht eine der gigantischen Säulen am Set des Historienschinkens aus dem Weg zu räumen. Während eines weiteren Umbaus sehen wir, wie er sich eine Unmenge an Stühlen um die Schulter klemmt, die er alle beabsichtigt zum Set zu bringen, wobei er zusätzlich noch ein Klavier schiebt mit der anderen, noch freien Hand. Es ist auch das Verdienst dieser Herren, dass eine Illusion, wie sie Hollywood vermarktet, überhaupt erst entsteht.

Zugleich ist Chaplins David aber auch der Zerstörer der Illusion, wenn nicht zuletzt durch sein Zutun beide Sets in einer gigantischen Tortenschlacht zunichtegemacht werden und das perfekte Chaos herrscht. Dafür aber findet er zu der von Edna Purviance gespielten Schauspielerin, die sich als Bühnenarbeiter getarnt ans Set geschlichen hat, um zumindest hinter der Kamera Teil dieser schönen Illusion zu sein, für die manche bereits sind, alles zu tun.

Credits

OT: „Behind the Screen“
Land: USA
Jahr: 1916
Regie: Charlie Chaplin
Drehbuch: Charlie Chaplin
Kamera: Roland Totheroth
Besetzung: Charlie Chaplin, Eric Campbell, Edna Purviance, Lloyd Bacon, Albert Austin, Charlotte Mineau

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"Hinter der Kamera" ist ein sehr vergnüglicher Film über die Welt des Films und wie ein solcher entsteht. Wie so viele der Mutual-Produktionen ist auch "Hinter der Kamera" toll choreografiert und inszeniert, wobei die chaotische Tortenschlacht wohl den dramaturgischen Höhepunkt des Films bildet.
7
von 10