Von den Tagen, als er noch im Namen anderer kleine Jobs erledigte, hat sich der Gangster Sang-goo Ahn (Byung-hun Lee) schon lange verabschiedet. Über die Jahre hat er sich eine kleine, aber einflussreiche Gang aufgebaut und steht im Dienste sowohl des Zeitungsredakteurs Kang-hee Lee (Yoon-sik Baek) wie auch des Politikers Pil-woo Jang (Kyeong-yeong Lee), der als aussichtsreicher Kandidat für das Amt des nächsten Staatspräsidenten Südkoreas gilt. Besonders zu Lee verbindet Ahn eine tiefe Vertrautheit, sodass er auch diesen zuerst aufsucht, als ihm eine Akte in die Hände fällt, welche Informationen über ein Schwarzgeldkonto enthält und Jang schwer belastet. Jedoch erfährt der Politiker von den Machenschaften des Gangsters und hetzt seine Männer auf ihn, die ihm als Strafe die rechte Hand abhacken. Ahns Einfluss ist damit zunichte und er ist gezwungen, in den Untergrund zu fliehen. Zwei Jahre gilt der aufstrebende Staatsanwalt Jang-hoon Woo (Seung-woo Cho) unter seinen Kollegen als aussichtsreicher Kandidat für höhere Posten im Justizwesen und wird daher mit der Ermittlung gegen Jang vertraut und dessen Verstrickungen mit einer Bank und einem Automobilunternehmen, die den Politiker mit Geldern versorgten. Vor zwei Jahren war Woos Team schon einmal nahe an einem Durchbruch in dem Fall, doch wurde der wichtigste Beweis von Ahns Leuten gestohlen. Nun trifft Woo abermals auf Ahn, der seinen eigenen Racheplan verfolgt, und will diesen als Kronzeugen im Prozess benutzen.
Ein System der Mächtigen
Basierend auf dem südkoreanischen Webtoon The Insiders von Tae-ho Yoon erzählt Regisseur und Drehbuchautor Min-ho Woo (The Drug King) eine Geschichte über die Seilschaften innerhalb der politischen sowie der wirtschaftlichen Elite seiner Heimat. Nicht zuletzt wegen seiner Besetzung wurden sowohl die Kinofassung als auch der um 40 Minuten angereicherte Director’s Cut große kommerzielle wie auch kritische Erfolge in Südkorea. Selbst in der kürzeren Kinofassung ist Min-ho Woos Film eine spannende Erzählung über ein komplexes System der Korruption und der Vetternwirtschaft, welches weite Teile der südkoreanischen Gesellschaft beherrscht und das öffentliche Leben definiert.
Konsequenterweise nimmt sich Min-ho Woo bei der Darstellung dieses Systems und seiner wichtigsten personellen Säulen sehr viel Zeit. Auch wenn die diversen auftretenden Personen in ihrer Vielzahl auf den ersten Blick eher verwirren, konzentriert sich die Geschichte schon bald auf drei Vertreter, die durch ihre Position sinnbildlich für die Politik, die Medien sowie die Wortschaft stehen. Von ihren Schreibtischen aus regieren sie ihren Teil des Landes oder ihren Bereich, definieren die öffentliche Meinung und entscheiden über die Politik Südkoreas, wobei gerade der von Kyeong-yeong Lee mit großer Lust an der Verkommenheit gespielten Pil-woo Jang für die Aufrechterhaltung des Status Quo steht. Man bemerkt schnell, dass dieses rigide System sich selbst erhält und das Volk, welches passenderweise an einer Stelle mit „Hunden und Schweinen“ vergleichen wird, schon lange keine große Rolle mehr spielt in der Welt der Mächtigen.
Wie um die Losgelöstheit dieser drei Männer zu zeigen, wird man zudem Zeuge diverser sexueller Orgien, welche die Herren mit großer Ausgelassenheit feiern, nicht nur als Zeichen ihrer Verkommenheit, sondern ihrer Unantastbarkeit. Wirklich pervers ist dabei vor allem der omnipräsente Luxus, der praktisch als gottgegeben angesehen wird und auch auf visueller Ebene die scharfe Trennung zwischen dieser Welt und der auf den Straßen oder auf dem Lande betont.
Rache und Gerechtigkeit
Innerhalb der sehr prominenten Besetzung sticht besonders der international bekannte Byung-hun Lee (Bittersweet Life, I Saw the Devil) hervor. Als Gegenpol zu dem von Seung-woo Cho gespielten Anwalt, bewegt sich diese Figur in beiden Welten und wirkt in seiner Anlage fast wie ein Wiedergänger des Grafen von Monte Christo, auch wenn dessen Racheplan wahrlich etwas cleverer war. Dennoch gibt Lee eine einnehmende Darstellung als ein Mann, hinter dessen unbewegter Fassade stets ein Feuer lodert und in dem sich Gefühle von Scham und Demütigung zu einer Stichflamme der Wut entwickeln. Neben ihm verblasst eine Figur wie Jang-hoon Woo fast schon wegen seines Gutmenschentums.
OT: „Naebujadeul“
Land: Südkorea
Jahr: 2015
Regie: Min-ho Woo
Drehbuch: Min-ho Woo
Vorlage: Tae-ho Yoon
Musik: Young-wuk Cho
Kamera: Nak-seon Go
Besetzung: Byung-hun Lee, Seung-woo Cho, Yoon-sik Baek, Kyeong-yeong Lee
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)