JCVD
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Kritik

JCVD
„JCVD“ // Deutschland-Start: 22. April 2016 (DVD/Blu-ray)

Mit 47 Jahren gehört Schauspieler Jean-Claude van Damme (er selbst) in Hollywood endgültig zum alten Eisen. Während der einstige Actionstar sich durch viele Low-Budget-Produktionen prügelt und er keine guten Angebote mehr bekommt, läuft derweil der Sorgerechtsstreit um seine kleine Tochter. Nach dem Richterspruch beschließt er vor der Berufung eine Weile lang auszuspannen in seiner Heimat Belgien, genauer gesagt in Schaarbeek, einer zur Hauptstadt Brüssel gehörenden Gemeinde, wo er noch immer viele Fans hat und seine Eltern wohnen. Als ihn dann sein Anwalt anruft und bemerkt, dass der von van Damme ausgestellte Scheck geplatzt ist, will er noch schnell bei einer Poststelle eine überfällige Überweisung abholen. Jedoch gerät van Damme dabei mitten in einen Überfall, wird als Geisel genommen und letztlich benutzen ihn die Räuber auch als Verhandlungsführer mit der bald eintreffenden Polizei. Noch während die ersten Verhandlungen anstehen, versammelt sich eine immer größer werdende Anzahl von Fans des Schauspielers in der Nähe der Post, die offen ihre Sympathie aussprechen für den ihrer Meinung nach verzweifelten Schauspieler und Helden ihrer Gemeinde, der nun gar gezwungen ist, eine Poststelle auszurauben. Auch die Polizei sieht van Damme als den alleinigen Täter und während die Polizisten über die Stürmung des Gebäudes diskutieren, versucht van Damme zwischen den Räubern zu vermitteln.

Die Leiden eines Stars
Mit dem 2008 entstandenen JCVD ging für den französischen Regisseur Mabrouk el Mechri ein Traum in Erfüllung, weil ihn das Projekt mit einem Star des Actiongenres zusammenbringen würde. Auch Jean-Claude van Damme zeigte sich begeistert von dem Projekt, welches ihm die Gelegenheit gab, nicht nur sich selbst zu spielen, sondern auch mit dem Image, den Gerüchten und den Vorurteilen, deren Ursprung er größtenteils sich selbst zuzuschreiben hat, aufzuräumen. In Interviews bemerkt der Schauspieler, dass er selbst überrascht und sogar verstört darüber war, was der Film über ihn zu sagen hatte und wie seine Darstellung dies noch betonte. So ist JCVD ein Film geworden, der das Konzept des Stars behandelt, des Rummels um eine Person und wie die Realität hinter diesem Image aussieht.

In gewisser Weise kann man JCVD als einen Vorreiter sehen für eben jene Formate, in welchen sich Schauspieler wie David Hasselhoff in einem ironischen Lichte betrachten, sich mit ihrem Image sowie ihren teils kontroversen Auftritten auseinandersetzen. Die relativ banale und wenig spannende Geschichte rund um den Raub auf eine Post dient dem Drehbuch, an dem El Mechri als Koautor beteiligt war, als ein Fundament, in welchem von der einstigen Drogensucht des Schauspielers bis hin zu seiner Rivalität mit Steven Seagal so gut wie alles zumindest kurz angerissen wird, was besonders in den Medien über die Person Jean-Claude van Damme berichtet wurde.

Jedoch ist Van Damme im Film einer, der von diesem Image nicht nur genug hat, sondern davor fliehen will, wobei die Rückkehr in die Heimat, noch dazu ins Elternhaus, eine fast schon logische Konsequenz ist. Sie folgt aus der Einsicht, in eine Sackgasse geraten zu sein, sowohl in der Karriere wie auch im familiären, besonders wenn sogar die eigene Tochter vor Gericht aussagen muss, ihr seien die Rollen ihres Vaters peinlich und würden sie zum Ziel des Spotts auf dem Schulhof machen. Allerdings ist er auch in seiner Heimat nicht sicher vor jenem Image, vielmehr noch wird die Stresssituation während des Überfalls zu einer schmerzlichen Konfrontation mit diesem anderen Ich, vor dem der Schauspieler eigentlich fliehen wollte.

Das Zerstören der Kunstfigur
Im Kontext des Überfalls vollzieht sich die Entzauberung jenes Helden und damit jenes Images. Van Damme, der Held zahlloser Geschichten, in denen er todesmutig sich für andere einsetzte und die Bösen am Ende bezwang, ist nunmehr machtlos, wird von den Räubern kontrolliert, geschlagen und bisweilen wie ein dressiertes Tier dazu gezwungen seine Kampftechnik zu demonstrieren. An diesem Nullpunkt angelangt kann eben jener Neubeginn stattfinden, ergibt sich eine Möglichkeit, ein Moment, an dem der Film gar die Distanz zum Zuschauer sprengt und sich van Damme an diesen wendet. Vielleicht richtet er sich aber auch an den Film an sich, bittet darum, ihn endlich er selbst sein lassen zu dürfen oder es ist gar eine Bitte an ihn selbst, mit jenem Selbstbetrug aufzuhören.

Credits

OT: „JCVD“
Land: Belgien
Jahr: 2008
Regie: Mabrouk el Mechri
Drehbuch: Frédéric Bénudis, Mabrouk el Mechri, Christophe Turpin
Musik: Gast Waltzing
Kamera: Pierre-Yves Bastard
Besetzung: Jean-Claude van Damme, François Damiens, Zinedine Soualem

Trailer

Filmfeste

Toronto International Film Festival 2008
International Film Festival Rotterdam 2008

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„JCVD“ ist ein Drama über den einstigen Actionstar Jean-Claude van Damme und dessen Auseinandersetzung mit seinem Image sowie seiner Vergangenheit. Außerhalb seines Hauptdarstellers und eben jenem Kampf gegen das eigene Ich ist Mabrouk el Mechris Film eine dröge Räuberpistole, die sich über besagte Themen und das Schauspiel leicht über dem Durchschnitt bewegt.
6
von 10