Unterschiedlicher hätten die beiden Dates für Tim Morris (David Spade) kaum laufen können. Während die Begegnung mit der vorlauten und anstrengenden Missy (Lauren Lapkus) eine absolute Katastrophe ist, Tim sogar versucht, sich aus dem Klofenster des Restaurants zu türmen, trifft er mit Missy (Molly Sims) seine absolute Traumfrau. Sie haben die gleichen Ansichten, den gleichen Humor, lesen sogar die gleichen Bücher. Und so beschließt er, sie zu ihrem Firmenausflug nach Hawaii einzuladen. Doch dabei kommt es leider zu einer kleinen Verwechslung, die Einladung ging an die falsche Missy – und die macht ihm nicht nur den Aufenthalt zur Hölle, sondern macht ihn auch noch vor seinem Chef Jack Winstone (Geoff Pierson) lächerlich …
Erste Eindrücke sind wichtig, so wird uns immer wieder bestätigt. So braucht man nur einen Moment, um zu entscheiden, ob wir einen Menschen mögen oder nicht, ob wir ihn wiedersehen wollen oder nicht. Das gilt für die erste Missy, der Tim über den Weg läuft und die so anstrengend bis abstoßend ist, dass er – aus verständlichen Gründen – nicht einmal bis zum Ende des ersten Dates durchhält. Sie ist laut, sie ist aufdringlich, plappert die ganze Zeit und reißt einen grausamen Witz nach dem anderen. Dummerweise überträgt sich dieser extrem negative Eindruck aber auf den gesamten Film, der nach einem furchtbaren Auftakt nie die Kurve kriegt. Sofern man das bei The Wrong Missy überhaupt wollte.
Eine Romanze ohne Gefühle
Komödien bei Netflix sind ja immer so eine Sache. Oft stammen die aus dem Beziehungsbereich, ob nun Prinzessinnen oder Schülerinnen, da wird dann gern nach der großen Liebe gesucht. Das ist meistens belanglos und streng nach Schablone. Vereinzelt kann das aber auch charmant und unterhaltsam sein, wie Nur die halbe Geschichte vor kurzem zeigte. Im Fall von The Wrong Missy ging das jedoch komplett in die Hose. Mehrfach. Zugegeben, es kam dem Team sicher mehr darauf an, ihre Witze an den Mann zu bringen, anstatt bei diesen Gefühle zu wecken. Aber wenn man schon eine Geschichte um zwei Menschen erzählt, die nach einem holprigen Start tatsächlich zueinander finden, dann könnte man wenigstens so tun, als ginge es hier wirklich um Emotionen.
Dass Tim am Ende doch die falsche Missy wählt, das steht von vornherein fest. Es fehlt jedoch an den entsprechenden Szenen, die irgendwie aufzeigen würden, warum das der Fall sein sollte. Bei aller Sympathie für etwas durchgeknalltere Figuren, die einen von der eigenen Langweiligkeit ablenken, einfach nur laut zu sein und mit Macheten zu wedeln, ist dann doch ein etwas dünnes Argument, um mit der Person viel Zeit verbringen zu wollen. Missy ist brutal und rücksichtslos, mischt sich in alles ein – und dabei nicht einmal interessant. The Wrong Missy verpasst es, aus der schrillen Hysterie etwas Anziehendes zu machen. Und warum sie sich in Tim verliebt hat, wird erst recht nicht ersichtlich, der in etwa den Charme eines nassen Handtuches hat.
Ein Humor zum Abschalten
Nun macht Romantik nur die eine Hälfte einer Liebeskomödie aus. Im Idealfall soll ein solcher Film eben nicht nur Gefühle vermitteln, sondern auch Spaß machen. Schwierig wird es, wenn er aber beides nicht schafft. An Versuchen mangelt es in The Wrong Missy sicher nicht, da wird eine Salve nach der anderen abgefeuert. Doch so hoch die Frequenz auch ist, so niedrig ist die Trefferquote. In den meisten Fällen baut man wie in so vielen schlechten US-amerikanischen Komödien darauf, dass schon die bloße Erwähnung von Sex das Publikum zum Brüllen bringt. Auf wen das zutrifft, der könnte auch tatsächlich Spaß daran haben. Ansonsten wird man es schwer haben mit dieser Mischung aus verklemmten und hysterischen Scherzen, die sich zudem auch noch wiederholen und oft ein bemerkenswert falsches Timing zeigen.
Die große Überraschung ist das nicht, hatte Regisseur Tyler Spindel vor knapp zwei Jahren mit Vater des Jahres bereits bewiesen, dass sein Name nicht unbedingt für Qualitätsfilme steht. Die Hoffnung, er könnte vielleicht aus seinen Fehlern lernen oder diese wenigstens erkennen, die darf man jetzt aber ruhigen Gewissens begraben. Dann und wann wird es so absurd irrsinnig, dass man immerhin verblüfft ist. Außerdem ist es irgendwie beeindruckend, mit welcher Energie sich Lauren Lapkus (Holmes & Watson) in diese Idiotie hineinsteigert. Das reicht jedoch nicht aus, um die hier verursachten Qualen beim Anschauen irgendwie rechtfertigen zu können, der Film ist ein einziger Griff ins Klo.
OT: „The Wrong Missy“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Tyler Spindel
Drehbuch: Kevin Barnett, Chris Pappas
Musik: Mateo Messina
Kamera: Theo van de Sande
Besetzung: David Spade, Lauren Lapkus, Geoff Pierson, Molly Sims
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