Was waren Leilani (Issa Rae) und Jibran (Kumail Nanjiani) nicht für ein glückliches Paar gewesen. Sie konnten gar nicht genug voneinander bekommen! Doch das war einmal, vier Jahre später endet jeder Satz im Streit, sofern man sich überhaupt noch was zu sagen hat. Während sie sich gerade wieder in den Haaren liegen, ob ihre Beziehung überhaupt noch irgendwie zu retten ist, werden sie in einen Unfall verwickelt. Erst rammen sie mit ihrem Wagen einen Fahrradfahrer, dann steigt ein Polizist zu ihnen ins Auto, um den Flüchtigen zu verfolgen. Und das ist nur der Anfang eines wilden Abenteuers, bei dem vieles nicht so ist, wie es anfangs erscheint …
Die Corona-Pandemie ist bekanntlich gerade an der Filmlandschaft nicht spurlos vorbeigegangen. Viele Produktionen mussten unterbrochen werden, weltweit sind die Kinos geschlossen, es fehlen den klassischen Verleihen die Möglichkeit, ihre Filme noch zu zeigen. Während die einen dann einfach den Start verschieben, in der Hoffnung, dass die Umstände sich vielleicht wieder bessern, geben andere vorzeitig auf und verwerten die Filme nur noch online. Das ist für Netflix eine gute Nachricht, da der Streamingdienst so an neuen Stoff kommt, während eigene Produktionen brach liegen. Und so schnappte man sich erst Berlin, Berlin – Der Film, um kurze Zeit später mit Die Turteltauben den zweiten Kino-Emigranten bei sich aufzunehmen.
Eine vielversprechende Vorgeschichte
Aber ist es auch für das Publikum eine gute Nachricht? Geht so. Während beim mehrfach verschobenen deutschen Serien-Revival die Erwartungen von vornherein nicht die größten waren, durfte man sich bei Die Turteltauben eigentlich schon Hoffnungen machen. Zum einen hätte der Film auf dem South by Southwest Festival 2020 gezeigt werden sollen, bevor auch dieses dem Virus zum Opfer fiel – und dort laufen meistens schon etwas bedeutendere Titel. Außerdem handelt es sich um eine erneute Zusammenarbeit von Regisseur Michael Showalter und Schauspieler Kumail Nanjiani, die zuvor schon The Big Sick auf die Beine gestellt haben, einen echten Festivalliebling mit herausragenden Kritiken. Sogar eine Oscar-Nominierung fürs beste Original-Drehbuch war damals drin.
Eine ähnliche Ehrung wird Die Turteltauben mit Sicherheit nicht zugutekommen. Man könnte sich sogar darüber streiten, ob der Film überhaupt die Voraussetzungen erfüllt, um als „Original“ durchzugehen. Die kreative Leistung des Drehbuchs geht dieses Mal auch gar nicht auf Nanjiani zurück, der bei The Big Sick noch sein eigenes Leben künstlerisch aufarbeitete. Stattdessen sind Idee und Skript das Werk von Aaron Abrams und Brendan Gall, die in erster Linie Schauspieler sind, seit einiger Zeit aber auch schreibend ihren Durchbruch suchen. Dieses Mal versuchen sie sich an einer klassischen Verwechslungskomödie, wenn ein bislang unbescholtenes Paar auf einmal zu Verdächtigen wird und dieses nun alles tut, um die eigene Unschuld zu beweisen.
Lachen im Angesicht der Gefahr
Das ist dann im Prinzip wie die diversen Thriller, in denen à la Hitchcock ganz normale Menschen auf einmal in eine finstere Geschichte hineingezogen und zu Abenteurern wieder Willen werden. Der Unterschied: Die Turteltauben nimmt das Ganze mit Humor. Selbst in den brenzligsten Momenten, und von denen gibt es einige, ist der Film ausschließlich auf Gags aus. Einige davon zünden, andere weniger. Das hier ist einer dieser Filme, die vor allem auf hohen Tempo setzen, darauf, möglichst überdreht zu sein. Wirklich spannend ist das dann auch nicht, soll es vermutlich nicht sein. Die Ereignisse sind oft zu absurd, als dass man sie ernst nehmen müsste.
Die Turteltauben profitiert jedoch enorm von dem Zusammenspiel zwischen Nanjiani und Issa Rae. Tatsächlich sind einige der besten Szenen gar nicht die, wenn ihre Figuren im Stil von Verschwörungsthrillern auf der Jagd nach mysteriösen Verbrechern sind, sondern wenn sich das entzauberte Pärchen irgendwelche Sachen an den Kopf wirft. Dass dieses im Laufe des Films dann doch wieder zusammenfindet – lebensbedrohliche Situationen schweißen bekanntlich zusammen –, steht dabei natürlich außer Frage. Und auch beim Krimiplot hat man sich jetzt nicht so wahnsinnig viel Mühe gegeben. Für einen lockeren Abend daheim reicht die turbulente Komödie aber schon aus, da hat es gerade auf Netflix zuletzt deutlich Schlimmeres gegeben.
OT: „The Lovebirds“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Michael Showalter
Drehbuch: Aaron Abrams, Brendan Gall
Musik: Michael Andrews
Kamera: Brian Burgoyne
Besetzung: Issa Rae, Kumail Nanjiani, Paul Sparks, Anna Camp, Kyle Bornheimer
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