Die Welt geht den Bach runter. Nicht mit einem Flüstern, sondern mit einem Knall: An einem herrlichen Tag fährt der ehemalige Vereinte Nationen-Beauftragte Gerry Lane (Brad Pitt) mit seiner Bilderbuchfamilie (Mireille Emos, Abigail Hargrove, Sterling Jerins) nach Philadelphia. Kurz darauf bricht das Chaos aus, als sich Passanten wie wahnsinnig gebärden und andere Menschen anfallen, beißen und so binnen Sekunden ebenfalls zu irren Jägern zu machen. Die Familie schafft es gerade so, dem Chaos zu entkommen und sich nach Newark durchzuschlagen. Dort holt sie am nächsten Tag ein Hubschrauber von Gerrys früherem Arbeitgeber ab und bringt die vier auf einen Flugzeugträger. Dieser dient als Kommandozentrale der verbliebenen Reste der Streitkräfte – die Welt steht vor dem Untergang. Gerry wird auf einen Wettlauf um die Welt geschickt, um ein Gegenmittel für die rasend um sich greifende Infektion zu finden.
Die Gewalt des Geldes
World War Z ist einer dieser Filme, die die Meinungen heftig spalten. Und man kann es verstehen, denn World War Z ist ein Film, der ein geschätztes Budget von 200 Millionen Dollar in einen Kassenschlager verwandeln muss. Das ist mit drastischer Gewalt und entsprechendem Blutgehalt so gut wie unmöglich. Wer glaubt ernsthaft, dass solch ein Megafilm eine FSK 18 riskiert? Folglich haben wir einen Zombiefilm, der (in der Kinofassung) merkwürdig blutarm ist und Gewalt meist offscreen stattfinden lässt.
Doch das ist auch eine Stärke des zweistündigen Epos. Um den mangelnden Splatter zu kompensieren, zieht Regisseur Marc Forster (James Bond 007: Ein Quantum Trost) alle Register des modernen Kinos und lässt seinen Hauptdarsteller und Co-Produzenten um die ganze Welt hetzten und klotzt mit gigantischen Schauwerten. Und überall, wo er hinkommt, ist das tödliche Zombievirus schon angekommen. Brad Pitt ist eine wahre Schau, trägt den Film auf seinen Schultern, als ginge er Brötchen holen, verströmt sein angeborenes Charisma in jeder Szene kübelweise und macht im implodierenden Jerusalem ebenso eine gute Figur, wie im sterilen Labor der WHO.
Aufwendig inszenierte Apokalypse
Apropos ‚implodierendes Jerusalem‘: World War Z hat mehrere solcher money shots, nach denen sich Genrefans die Finger lecken. Vor allem, weil hier genug Budget am Start ist, um es regelrecht zu zelebrieren. Angefangen mit einem Philadelphia, das von Zombies überrannt wird, als währen es Insekten, über regelrechte Wellen an Monstren, bis zu einem grandios gefilmten Virusausbruch in einem Flugzeug. Regisseur Forster schleudert das Budget mit vollen Händen auf die Leinwand. Bisher mussten sich die meisten Zombiefilme aus Budgetgründen klein halten. Hier bekommt der Zuschauer apokalyptische Panoramen geboten, die er so wohl nicht mehr in einem Zombiefilm zu sehen bekommen wird.
Fast noch spannender als der Film selbst, ließt sich die Produktion des Millionen Dollar Epos: Nach einem Bieterkrieg zwischen Brad Pitts Produktionsfirma Plan B und Leonardo DiCaprios Appian Way Productions, erhielt Plan B die Verfilmungsrechte für etwa eine Millionen Dollar. Es stellte sich schnell heraus, dass die stark episodische Natur des Romans so gar nicht als Film funktioniert. Nach mehreren Fassung hatte man endlich ein scheinbar funktionierendes Buch und begann den Dreh trotz eines ‚work in progress‘-Skript. Auch während des Dreharbeiten wurden weiter große Teile des Drehbuchs umgeschrieben. Dann explodierten die Kosten, als die Jerusalem-Szenen auf Malta gedreht wurden. Als das immens aufwändige letzte Drittel abgedreht war – eine epische Zombieschlacht auf dem roten Platz in Moskau –, entschied man sich für ein neues Ende. Das Drehbuch wurde erneut umgeschrieben und ein eher antiklimatisches Finale nachgedreht.
World War Z ist im Grunde weniger Horrorfilm als großes Katastrophenkino im Sinne eines Erdbeben oder 2012. Nur sind die Zombies hier die Naturkatastrophe, die alles in Schutt und Asche legt.
Noch ein Wort zur Home Video-Veröffentlichung: Der Extended Cut auf Blu-ray bietet sieben Minuten zusätzliche Szenen und einige erweitere Gewaltspitzen.
OT: „World War Z“
Land: USA
Jahr: 2013
Regie: Marc Foster
Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, J. Michael Straczynski
Vorlage: Max Brooks
Musik: Marco Beltrami
Kamera: Ben Seresin, Robert Richardson (uncredited)
Besetzung: Brad Pitt, Mareille Enos, Daniella Kertesz, Ludi Boeken
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