ZeroZeroZero
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ZeroZeroZero

Kritik

Zero Zero Zero
„ZeroZeroZero“ // Deutschland-Start: 7. Mai 2020 (DVD/Blu-ray)

Eigentlich war der Deal schon beschlossene Sache: Eine große Ladung Drogen soll von Mexiko nach Italien geschleust werden, wo sie der mächtige Mafioso Don Damiano „Minu“ La Piana (Adriano Chiaramida) in Empfang nehmen will. Auch der Transport ist bereits geregelt, das Unternehmen von Edward Lynwood (Gabriel Byrne) wurde mit der heiklen Aufgabe betreut, das Kokain über den Ozean zu bringen. Doch die Sache steht unter keinem guten Stern, da unter anderem der mexikanische Soldat (Manuel Contreras) und La Pianas eigener Neffe Stefano (Giuseppe De Domenico) mitmischen. Und so liegt es an Edwards Kindern Emma (Andrea Riseborough) und Chris (Dane DeHaan), das Geschäft doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen …

Wenn Stefano Sollima an einem neuen Titel arbeitet, dann weiß man eigentlich schon im Vorfeld, dass es sich irgendwie um das Thema Verbrechen handeln wird und er sich genüsslich in menschlichen Abgründen suhlt. Bekannt wurde der Italiener einem Genrepublikum schließlich durch die heimischen Produktionen Gomorrah und Suburra, zuletzt inszenierte er mit Sicario 2 seinen ersten englischsprachigen Film. Jetzt geht er noch einen Schritt weiter, indem er eine Geschichte erzählt, die gleich mehrere Kontinente umfasst, mit einem entsprechend diversen Cast auch an den Start geht. Seinem Lieblingsthema ist er aber trotz der Erweiterung treu geblieben. Und auch ein alter Bekannter ist wieder mit von der Partie: Genauer adaptiert er in ZeroZeroZero erneut ein Buch von Roberto Saviano, der schon bei Gomorrah die Vorlage geliefert hat.

Helden verzweifelt gesucht
Das Rad erfinden die beiden hier dann auch nicht neu. Die Geschichte um Drogentransport und Verrat ist weder besonders einfallsreich, noch wartet sie mit außergewöhnlichen Charakteren auf, die dem Geschehen eine nennenswert andersartige Perspektive abgewinnen könnten. Im Grunde geht es „nur“ darum, wie sich Verbrecher der unterschiedlichsten Ursprünge und Mentalitäten gegenseitig das Leben schwer machen, sofern sie es nicht gleich ganz rauben. Was ZeroZeroZero jedoch von vielen anderen Produktionen unterscheidet, ist dass dieses besagte Rad gleichzeitig auf Hochglanz poliert und ohne Ende mit Dreck besudelt ist.

Wer Suburra oder Sicario 2 gesehen hat, der weiß bereits, dass Sollima, der zusammen mit Leonardo Fasoli und Mauricio Katz die Serie entworfen hat, nicht unbedingt auf die Anwesenheit von Helden angewiesen ist, um seine Geschichten zu erzählen. Tatsächlich gute Figuren sind bei ihm Seltenheit, es gibt höchstens unterschiedliche Schattierungen von düster. Das ist bei ZeroZeroZero nicht anders. Zwar werden am ehesten noch die Lynwood-Geschwister als Identifikationsfiguren funktionieren. Doch das bedeutet letztendlich nur, dass sie anders als der Rest nicht ständig irgendjemanden ermorden. Ihnen reicht es, mehrere Tonnen Koks zu transportieren, um damit das Leben anderer kaputt zu machen. In diesem Umfeld ist das aber noch das Beste, das man findet: Was in anderen Filmen und Serien Antagonisten wären, werden hier so etwas wie ein Protagonisten-Ersatz.

Ein Labyrinth aus Gewalt und Verrat
Wobei es ohnehin nicht ganz richtig wäre, hier überhaupt von Hauptfiguren sprechen zu wollen. Stattdessen erzählt ZeroZeroZero in drei zwar verschlungenen, aber doch deutlich unterscheidbaren Strängen von den US-Amerikanern, von den Mexikanern und den Italienern. Sie alle haben für sich genommen schon Probleme genug, etwa die genetisch vererbte Krankheit von Chris oder auch die internen Kämpfe der La Piana. Kommen solche Leute zusammen, wird es dann besonders finster. Manchmal ist es nicht ganz einfach, da noch den Überblick zu behalten, auch weil die Figuren teils erstaunlich lange verschwinden, bis sie mal wieder was machen. Es führt zudem dazu, dass die Geschichte manchmal ein bisschen langsam ist, weil ständig hin und her gesprungen werden muss.

Langeweile kommt dabei dennoch nicht auf. Eben weil hier so gut wie keiner moralische Vorbehalte hat, die Leute skrupellos, teils sogar ausgesprochen brutal vorgehen, ist jede Begegnung von einer gewissen Spannung begleitet – schließlich könnte es die letzte sein. Und auch die Bilder tragen dazu bei, dass ZeroZeroZero selbst bei den inhaltlich weniger interessanten Passagen das Publikum nicht loslässt: Ob nun schickes Edelrestaurant oder dreckiger Tunnel, die weitläufigen Landschaftsaufnahmen oder das kunstvoll arrangierte Interieur, zu sehen gibt es bei der italienischen Serie eine ganze Menge. Wer also mal wieder in der Stimmung ist für derartig Abgründe, der sollte unbedingt hierauf mal ein Auge werfen – auch wenn man im Anschluss an die wendungsreiche Geschichte voller Verrat und Intrige kaum jemandem mehr trauen wird.

Credits

OT: „ZeroZeroZero“
Land: Italien
Jahr: 2020
Regie: Stefano Sollima, Janus Metz, Pablo Trapero
Drehbuch: Leonardo Fasoli, Mauricio Katz, Stefano Sollima, Max Hurwitz, Maddalena Ravagli
Idee: Stefano Sollima, Leonardo Fasoli, Mauricio Katz
Vorlage: Roberto Saviano
Musik: Mogwai
Kamera: Paolo Carnera, Romain Lacourbas
Besetzung: Andrea Riseborough, Dane DeHaan, Giuseppe De Domenico, Adriano Chiaramida, Harold Torres, Noé Hernández, Tchéky Karyo, Francesco Colella, Gabriel Byrne

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„ZeroZeroZero“ erzählt von zwei Geschwistern aus den USA, die einen schwierigen Kokaintransport regeln müssen, einer von Rivalitäten geprägten Mafiafamilie und mexikanischen Irren, die auf alles und jeden schießen: Die Buchadaption mag zwar keine tatsächlich neue Geschichte parat haben, hält aber durch die vielen Wendungen und eine Grundspannung bei Laune. Den Rest erledigen die kunstvollen Bilder.
8
von 10