Das Philadelphia Experiment
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Das Philadelphia Experiment

Kritik

Das Philadelphia Experiment
„Das Philadelphia Experiment“ // Deutschland-Start: 11. Januar 1985 (Kino) // 11. Juni 2020 (Mediabook)

Im Jahre 1943 nehmen die Matrosen David Herdeg (Michael Paré) und Jim Parker (Bobby Di Cicco) als Teil der Besatzung des Zerstörers USS Eldridge an einem Geheimexperiment der Navy teil. Mittels neuer Technologie soll das Schiff für das feindliche Radar unsichtbar werden, jedoch geht etwas schief, auf dem Schiff bricht Panik aus und bevor die Maschine explodiert, stürzen sich Jim und David über Bord. Als beide wieder zu sich kommen, finden sie sich in der Wüste Nevadas wieder und müssen, nachdem sie an einer Tankstelle gelandet sind, erfahren, dass die sich im Jahr 1984 befinden. Während sich beide noch mit der Situation zurechtfinden und versuchen sich zu orientieren in der neuen Zeit, hat das Militär bereits die Suche nach ihnen aufgenommen, da die beiden Männer bei ihrem Eintreffen im Jahre 1984 auf einem Testgelände der Armee landeten. Mittlerweile leidet Jim an heftigen Schmerzen, ausgelöst durch ein Loch im Zeit-Kontinuum zur Zeit ihres Eintreffens. Auf der Flucht vor Polizei und Militär kommt ihnen Allison (Nancy Allen), eine Zufallsbekanntschaft, zur Hilfe.

Die neue Zeit

Nach Aussage des Matrosen Carl Meredith Allen soll tatsächlich 1943 ein Experiment, wie es im Film zu sehen ist, stattgefunden haben. Über die Jahre hinweg hat Allen seine Geschichte immer wieder widerrufen, nur um sie im Anschluss wieder zu bestätigen, was seine Aussage nicht unbedingt glaubhafter macht, sondern eher in den Bereich der Verschwörungstheorie hebt. Dennoch war seine Geschichte für Drehbuchautor John Carpenter so interessant, dass er sie als Fundament für ein Drehbuch nutzte, das er aber nicht vollendete. Stewart Raffill, der sich bis zu diesem Zeitpunkt einen Namen als Regisseur und Drehbuchautor in verschiedenen Genres gemacht hatte, vollendete das Skript Carpenters dann mit dem Segen des Studios und dem Carpenters, der ausführender Produzent bei Das Philadelphia Experiment wurde.

In vielerlei Hinsicht ähnelt ein Film wie Das Philadelphia Experiment eher einer überlangen Folge von The Twilight Zone. Im ernsten Tonfall wird eine Geschichte erzählt, deren Grundlage selbst mit viel gutem Willen reichlich abstrus wirkt, was noch betont wird durch die vielen Logiklöcher innerhalb der Handlung, welche gerade die Charaktere der Wissenschaftler im Film in ein eher zweifelhaftes Licht rücken. Dann wiederum wirkt der Film sehr zäh an manchen Stellen, sodass man sich die Prägnanz und Stringenz von Rod Serlings brillanter Serie herbeiwünscht, die selbst den abstrusesten Mumpitz faszinierend machte.

Andererseits offenbart der Film in seinem Wechsel zweier wichtiger Epochen der US-amerikanischen Geschichte eine interessante Auseinandersetzung mit den Themen Technologie, Fortschritt und Zeit. Während sich die Matrosen im Jahre 1943 in vorsichtigem Optimismus üben, was nicht zuletzt an den Spuren der Veränderung des Fortschritts und in der Kultur begründet liegt, bemerkt man in der Welt der 80er eine gewisse Resignation sowie eine Kluft zwischen der Bevölkerung und den Mächten, die sie regieren. In beiden Epochen folgt der Rückzug ins Private, welcher jemandem wie den beiden Zeitreisenden Jim und David verwehrt bleibt, sind sie doch zeitlich „entwurzelt“ worden.

Verschwörungen der Zeit

Der Film Stewart Raffill gibt sich durchaus sehr viel Mühe besonders den Aspekt der Zeitreise überzeugend darzustellen, auch wenn viele der Effekte wohl etwas schlecht gealtert sind. Mit wenigen, aber treffenden Details gelingt ihm und Kameramann Dick Bush die Darstellung der beiden Jahre 1943 und 1984 schon wesentlich besser, sodass man den enormen Kontrast zwischen der Welt und den beiden Matrosen sieht, die sich wie Gestrandete fühlen müssen in dieser paradoxen Welt, die zugleich bekannt, aber dann auch wieder unsagbar fremd erscheint.

Ein weiterer Aspekt, der Das Philadelphia Experiment über so manche Unebenheit rettet, ist die darstellerische Leistung eines Michael Paré, der im gleichen Jahr auch in Walter Hills sehr unterhaltsamen Straßen in Flammen zu sehen war. Als David Herdeg verkörpert er glaubhaft einen Mann, dem der Verlust seiner Zeit emotional sehr zu schaffen macht, dem die Sicherheit fehlt und der Bezug zu der neuen Welt um ihn herum. Die Begegnung mit mittlerweile pensionierten ehemaligen Bekannten gehört zu den einprägsamsten Momenten des Films.

Credits

OT: „The Philadelphia Experiment“
Land: USA
Jahr: 1984
Regie: Stewart Raffill
Drehbuch: Wallace C. Bennett
Musik: Kenneth Wannberg
Kamera: Dick Bush
Besetzung: Michael Paré, Nancy Allen, Eric Christmas, Bobby Di Cicco

Trailer

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„Das Philadelphia Experiment“ ist ein sehr solider Zeitreisefilm, der gerade durch seine Besetzung und die Umsetzung einiger thematischer Aspekte überzeugt. Neben der für Carpenter-Stoffe üblichen Skepsis gegenüber Autoritäten bleibt Stewart Raffills Film ein wunderbar nostalgischer Film.
6
von 10