Max Vanderveer (Robert Morley) liebt das gute Essen! Als berühmter, aber auch gefürchteter Herausgeber eines Gourmetmagazins hat er sich schon quer durch Europa geschlemmt – zum Entsetzen seines Arztes, der ihm dringend dazu rät, kürzer zu treten und etwas abzuspecken. Doch die ihm aufgezwungene Diät ist nicht das einzige Ärgernis, das ihm fast den Appetit verdirbt. Denn irgendwo da draußen treibt sich jemand herum, der gerade seine Lieblingsköche abmurkst. Aber wer könnte etwas derart Barbarisches nur tun? Während der Restaurantkritiker weiter an wichtigen Terminen festhält, begeben sich die von ihm gefeierte Konditorin Natasha O’Brien (Jacqueline Bisset) und ihr sehr viel weniger geschätzter Ex-Mann Robby Ross (George Segal) auf die Suche nach dem rätselhaften Killer …
Geschmackvoll oder geschmacklos, das ist hier die Frage. Die Schlemmerorgie wandelt an dieser Grenze, wenn nach und nach immer mehr Spitzenköche Europas das Zeitliche segnen. Denn es reicht dem Täter nicht, seine Opfer einfach nur zu töten. Er wählt dafür auch noch eine kulinarische Version, die an die jeweilige Spezialität der Köche angelehnt ist. Der eine oder andere wird sich an der Stelle vielleicht an Theater des Grauens erinnern. Damals war es Vincent Price, der als geschmähter Schauspieler seine Kritiker abmurkste, jeweils im Stil eines Shakespeare-Stücks – so viel Liebe zum Beruf muss schon sein. Einer, den es damals erwischte: Robert Morley.
Zwischen albern, satirisch und makaber
In Die Schlemmerorgie gehört er glücklicherweise nicht zu den Köchen, sondern darf als Schlemmer nur entsetzt zusehen, wie die nach und nach getötet werden. Für das Publikum ist das eine gute Nachricht, ist der britische Komiker nicht nur Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, sondern auch deren stärkstes Gut. Wenn er genüsslich die seiner Meinung nach minderwertigen Köche beschimpft, er beim Anblick einer Leckerei verzückte Augen bekommt oder umgekehrt das Ende der Welt heraufbeschwört, wenn er mal wieder auf Diät muss, da darf Morley wieder sein Talent ausspielen. Kaum einer verstand es wie er, das Makabre und das Alberne zusammenzuführen, wie er in Filmen wie Der Wachsblumenstrauß oder Das alte, finstere Haus unter Beweis stellte.
Bei den anderen Figuren sieht es hingegen etwas gemischt aus. Lustig sind einerseits die anderen Spitzenköche und ihre ständigen verbalen Kleinkriege. Mal geht es um die Nationalität, dann wieder die Art der Speise oder auch deren Zubereitung. Zu streiten gibt es auf jeden Fall mehr als genug, was dem Film eine satirische Note verleiht, wenn sich Die Schlemmerorgie über (fast) alle lustig macht, die in der europäischen Gourmetklasse mitmischen – oder mitmischen wollen. Denn die sind gleichzeitig hochnäsige Snobs und doch auch wie Kinder, die sich im Sandkasten mit Dreck bewerfen. Die einzige Ausnahme ist Natasha, wohl auch weil sie als Heldin ja nach dem Täter sucht und als einzige Frau in diesem Segment einen Sonderstatus hat.
Ein Krimi wie ein Omelette
Leider bedeutet das auch, dass sie ziemlich langweilig ist. Robby darf als vorlauter US-Amerikaner, der allein schon aufgrund seiner Nationalität ein Außenseiter ist, zumindest noch etwas Charakter zeigen. Außerdem: Wer inmitten der Haute Cuisine ein Omelette-Imperium aufbauen möchte, der fällt schon auf. Allerdings ist er auch ein wenig nervig, weshalb die Szenen mit den beiden nicht unbedingt die stärksten sind, egal ob es nun um eine romantische Wiederbelebung geht oder um die Ermittlungen. Von Letzteren sollte man sich eh nicht so wahnsinnig viel erhoffen: Die Schlemmerorgie ist zwar prinzipiell ein klassischer Whodunnit-Krimi, in dem jeder verdächtig ist. Der Film ist aber stärker an dem humoristischen Aspekt interessiert.
Das kann dafür durchaus Spaß machen, sofern man sich für die Mischung aus fluffiger Albernheit und bissiger Satire erwärmen kann. Weitere Pluspunkte sind die zahlreichen Drehorte, wenn die Geschichte quer durch Europas Küchen führt. Ein Fall für cineastische Gourmets ist das dann nicht unbedingt, Die Schlemmerorgie entspricht mehr einem Omelette als einem Fünf-Gänge-Menü. Aber manchmal reicht das auch aus bzw. ist sogar genau das Richtige: Die Krimikomödie, die auf einem Roman von Nan und Ivan Lyons basiert, ist ein nostalgisch-blödelnder Zeitvertreib, bei dem selbst die eigentlichen garstigen Morde irgendwie nett ist.
OT: „Who Is Killing the Great Chefs of Europe?“
Land: Deutschland, USA
Jahr: 1978
Regie: Ted Kotcheff
Drehbuch: Peter Stone
Vorlage: Nan Lyons, Ivan Lyons
Musik: Henry Mancini
Kamera: John Alcott
Besetzung: George Segal, Jacqueline Bisset, Robert Morley
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