Für April (Sofia Carson) gab es immer nur einen großen Traum: Sie will am Broadway tanzen! Das Talent hat sie, zudem den absoluten Willen, es zu schaffen. Doch als sie kurz vor dem großen Durchbruch steht, legt sie sich bedauerlicherweise mit der Falschen an. Von ihrer Karriere kann sie sich erst einmal verabschieden, zumal der unwürdige Vorfall auch noch auf Video festgehalten wurde. Und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als erst einmal in ihre alte Heimat zurückzukehren und sich in der Kleinstadt zu verstecken. Dort erhält sie nicht nur die Gelegenheit, ein paar Kinder für eine wichtige Tanzmeisterschaft vorzubereiten, sondern begegnet auch ihrer alten Liebe Nick (Wolfgang Novogratz) wieder, den sie damals verlassen hat, um nach New York zu gehen …
Seine Leidenschaft zum Beruf zu machen, das geht immer mit einer gewissen Gefahr einher: Wer es zu etwas bringen will, muss viel Zeit und Arbeit investieren, riskiert dabei aber aus dem Blick zu verlieren, worum es eigentlich geht. Das gilt insbesondere für künstlerische Berufe, bei denen der Konkurrenzkampf enorm ist. In Filmen wird dieser Zwiespalt immer mal wieder thematisiert, Whiplash und Prélude taten dies beispielsweise für den Bereich Musik, wo das Streben nach Perfektion die Figuren letztendlich kaputt machte. Vom Wunsch nach künstlerischer Entfaltung blieb dort am Ende wenig übrig, die vermeintlich freie Welt der Künste wurde zu einem Gefängnis, das mental wie körperlich große Schäden hinterließ.
Karriere ist nicht alles
Grundsätzlich setzt sich auch Feel the Beat mit diesem Widerstreit auseinander, hier am Beispiel Tanz. April ist so verbissen, es als Tänzerin zu schaffen, dass sie dabei ihre Menschlichkeit verliert. Wenn ausgerechnet die alte Dame, der sie so rücksichtslos das Taxi wegschnappt, als Broadway-Größe herausstellt und nun ihr alles verbaut, das nennt man dann wohl Karma. Und ein bisschen Genugtuung ist auch dabei. Schon in den ersten Minuten macht der Netflix-Film damit klar, dass das Streben nach Perfektion und Ellbogenmentalität – beides Tugenden, die in diesem Bereich gepredigt werden –, vielleicht auf die Bühne führen, jedoch nicht zum Glück. Da braucht es schon noch mehr, wie ihr der Trip in die alte Heimat bewusst macht.
Das ist sicherlich nichts, was man als große Erkenntnis verkaufen kann. Gerade im Jugendfilmbereich gibt es massig Beispiele dafür, wie eine Besinnung auf die eigenen Wurzeln neue Wege aus der Sackgasse aufzeigen. Feel the Beat will dann auch gar nicht mehr tun, als diese gut gemeinten Weisheiten noch einmal zu bestätigen, aufgelockert durch ein paar humorvolle Szenen, die obligatorische Liebesgeschichte in Gestalt des gutaussehenden Nick – und natürlich das Tanzen. Der Film will ja schließlich was fürs Auge bieten, soll das Publikum daheim vor den Fernsehern im Anschluss glücklich zurück in die Realität entlassen. Selbst wenn diese ganz anders aussieht.
Das Ideal aus Erfolg und Spaß
An die Tanzszenen sollte man keine besonders hohen Erwartungen haben. Da hier eben nicht April für einen Wettbewerb trainiert, sondern erst einmal nur die Kinder, wird klar, dass die Nummern alle ein bisschen kleiner ausfallen. Feel the Beat verlässt sich da lieber auf den Niedlichkeitsfaktor der jungen Protagonisten und Protagonistinnen, weniger auf akrobatische und athletische Fähigkeiten. Das ist legitim, will die Tragikomödie doch ohnehin eine Absage auf einen unmenschlichen Perfektionismus sein. Dass sich der Film dabei vor dem eigentlichen Konflikt drückt, der eben einen solchen Perfektionismus für eine Karriere voraussetzt, dürfte den Beteiligten egal sein. In der Welt des Netflix-Films kann man alles haben: Spaß, Glück, Erfolg und Liebe.
Ernst nehmen sollte man das nicht, der Film ist eine reine Motivationsrede, die unterhalten will, keine tatsächliche Abwägung von Argumenten. Als solche macht Feel the Beat alles, was man erwarten kann, nicht mehr, nicht weniger. Für die Zielgruppe wird das reichen, die darf sich über eine Bestätigung freuen, die niemanden fordert, geschweige denn weh tun könnte – trotz vereinzelt dramatischer Nebenhandlungen. Wer sich selbst zu dieser Zielgruppe zählt, kommt auf seine Kosten. Der Rest kann den durch und durch harmlosen Familienfilm getrost ignorieren, der zwar für eine freie Entfaltung der jungen Figuren plädiert, sich dabei selbst an jede Konvention hält, was die Absicht zwangsläufig ad absurdum führt.
OT: „Feel the Beat“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Elissa Down
Drehbuch: Michael Armbruster, Shawn Ku
Musik: Michael Yezerski
Kamera: Amir Mokri
Besetzung: Sofia Carson, Enrico Colantoni, Dennis Andres, Wolfgang Novogratz, Johanna Colón
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