Durch einen Zufall findet der 15-jährige David Rice (Max Thieriot) heraus, dass er über eine besondere Gabe verfügt: Er kann sich blitzschnell an einen anderen Ort teleportieren lassen. Einige Jahre später hat der inzwischen erwachsene David (Hayden Christensen) diese Fähigkeit perfektioniert und nutzt sie, um sich regelmäßig zu bereichern – zum Leidwesen der bestohlenen Banken. Doch es ist nicht allein die Polizei, die dem mysteriösen Dieb auf den Fersen ist. Auch Roland (Samuel L. Jackson) hat es sich zum Ziel gemacht, den Jumper ausfindig zu machen und aus dem Verkehr zu ziehen. Während die Situation für David und dessen Schwarm Millie (Rachel Bilson) dadurch zunehmend brenzliger wird, lernt er Griffin (Jamie Bell) kennen und erfährt durch ihn: Er ist nicht allein, es gibt noch viel mehr wie sie …
Wer hat sich nicht schon mal gewünscht, sich einfach so an einen anderen Ort teleportieren zu können? Das kann mal aus pragmatischen Gründen geschehen, wenn man etwa im Stau feststeckt, keine U-Bahnen mehr fahren oder man allgemein viel zu spät dran ist. Oder aus dem Wunsch heraus, woanders zu sein, neue Länder kennenzulernen, ein bisschen Exotik in den Alltag zu bringen und spannende Erfahrungen zu machen. In Jumper ist es beides ein bisschen. Zunächst überwiegt der Pragmatismus, wenn sich der Jugendliche David retten muss, nur um anschließend andere Leute auszurauben. Später geht es mehr darum, sich selbst zu erfreuen, mit einem Ausblick von den Pyramiden beispielsweise. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Viel zu sehen, wenig dahinter
Wobei der eigentliche Zweck dieser internationalen Querfeldeinsprünge ein anderer ist, wie sich bald herausstellt: Man will dem Publikum was fürs Auge bieten. Das ist einerseits natürlich schon nett, gegen ein bisschen Spektakel hat ja niemand was einzuwenden. Zumal die Schauplätze, an die einen Jumper führt, auch durchaus abwechslungsreich sind. Mal sind wir bei den großen Sehenswürdigkeiten dieser Welt unterwegs, neben dem Pyramiden beispielsweise das Colosseum in Rom. Dann sind wir in engen Verstecken, wie man sie aus Paranoia-Thrillern kennt. Und zwischendurch gibt es auch mal schicke Wohnungen, David hat seine Fähigkeit sehr gewinnbringend eingesetzt.
Letzteres ist aber eines der Probleme, die der Film so mit sich bringt. Jumper versucht krampfhaft, David als den Helden der Geschichte zu etablieren, dem alle die Daumen drücken sollen. Dass er kontinuierlich Menschen ausraubt, wird dabei aber irgendwie nonchalant übergangen und mit Familiendrama rund um einen gewalttätigen Vater sowie eine Mutter, die ihn im Stich gelassen hat, ein bisschen zu entschuldigen versucht. Den Rest erledigt dann das gute Aussehen von Hayden Christensen (Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger), das nicht nur das weibliche Publikum bei Laune halten soll, sondern auch über seine fragwürdigen Taten hinwegtäuschen. Denn wer so schön ist, der kann kein schlechter Mensch sein!
Keine Zeit für Figuren
Aber auch sonst schert sich die Adaption der Romanreihe von Steven Gould so gar nicht um die eigenen Figuren. Samuel L. Jackson darf mit weißgefärbten Haaren und absurden Waffen Jagd auf die Jumper machen, ohne dass je wirklich klar würde, was es mit seiner Gruppierung auf sich hat. Die von Rachel Bilson verkörperte Quasi-Freundin hat nicht einmal ein Anliegen, sie ist nur je nach Situation Trophäe oder Verhandlungsobjekt. Am interessantesten ist noch Griffin, aus dem man nie so ganz schlau wird, was er genau beabsichtigt. Doch das ist mehr der Verdienst von Jamie Bell (Billy Elliot – I Will Dance), der einen irgendwie schrägen Außenseiter gibt, abwechselnd mit Worten und Waffen um sich schießt und für etwas Persönlichkeit in dem charakterlichen Vakuum sorgt.
Wenn wenigstens die Geschichte in irgendeiner Form ein Ziel verfolgen würde, man würde die maximal zweckmäßigen Zweibeiner noch in Kauf nehmen. Doch der Film besteht nur aus schnellen Schnitten und Sprüngen, die zwar Schauwerte mit sich bringen, aber keine echte Spannung – von Inhalt ganz zu schweigen. Regisseur Doug Liman (Edge of Tomorrow) hat sich hier dermaßen in die technischen Möglichkeiten verliebt, seine Figuren nach dem Zufallsprinzip irgendwo aus der Luft fallen zu lassen, dass er dabei völlig vergessen hat, diesen ein dramaturgisches Gerüst zu geben. Es passiert zwar ständig irgendwas, gleichzeitig aber auch nichts. Am Ende ist Jumper viel Lärm und Getöse, hat aber nichts zu erzählen. Das ist nicht nur auf Dauer langweilig, sondern auch eine schreckliche Vergeudung von Potenzial, die eine solche Fähigkeit mit sich bringt. David und dem Film fehlen gleichermaßen die Ideen, was sich mit Teleportation anstellen lassen kann.
OT: „Jumper“
Land: USA
Jahr: 2008
Regie: Doug Liman
Drehbuch: David S. Goyer, Jim Uhls, Simon Kinberg
Vorlage: Steven Gould
Musik: John Powell
Kamera: Barry Peterson
Besetzung: Hayden Christensen, Rachel Bilson, Samuel L. Jackson, Jamie Bell, Max Thieriot
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