Mamma Mia
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Mamma Mia!

Kritik

Mamma Mia
„Mamma Mia!“ // Deutschland-Start: 17. Juli 2008 (Kino) // 27. November 2008 (DVD/Blu-ray)

Für Sophie (Amanda Seyfried) ist es der schönste Tag in ihrem Leben: Sie wird endlich Sky (Dominic Cooper) heiraten! Ein Punkt stört jedoch ihr junges Glück, weiß sie doch bis heute nicht, wer ihr Vater ist. Immerhin, nachdem sie die alten Tagebücher ihrer Mutter Donna (Meryl Streep) gelesen hat, konnte sie die Liste potenzieller Kandidaten auf drei reduzieren: der irisch-amerikanische Architekt Sam Carmichael (Pierce Brosnan), der britische Banker Harry Bright (Colin Firth) und der schwedische Abenteurer Bill Anderson (Stellan Skarsgard). Und so lädt sie die drei zu ihrer Hochzeit ein, in der Hoffnung, ihren wahren Vater zu erkennen und von diesem zum Traualtar geführt zu werden …

Zeitlose Hits
Eines muss man ABBA lassen, egal, ob man nun die Musik des schwedischen Popquartetts mag oder nicht: Es ist beeindruckend, wie es trotz der enormen Erfolge der Versuchung widerstanden hat, allein des Geldes wegen weiterzumachen. Während andere Bands noch im Rentenalter auf der Bühne stehen, im verzweifelten Kampf um Relevanz und ein Publikum, das sie noch sehen will, da gingen die vier nach zehn Jahren an der Spitze einfach eigene Wege und blickten lange nicht mehr zurück. Wobei, ganz weg waren sie natürlich nie. In den 90ern wurde ABBA Gold: Greatest Hits zu einem Phänomen, ist heute eines der meistverkauften Alben aller Zeiten. Viele namhafte Künstler coverten alte Lieder von ihnen. Als 1999 das Musical Mamma Mia! Premiere feierte, das bekannte Songs zusammenpackte und in eine Rahmengeschichte steckte, war auch dem Letzten klar, dass ABBA einfach nicht totzukriegen ist.

Die neun Jahre später erfolgte Leinwandadaption konnte an diese Erfolge mühelos anknüpfen, brach den einen oder anderen Rekord, spielte am Ende über 600 Millionen Dollar ein. Wobei man sich nicht allein auf den Appeal der Vorlage verließ, sondern auch ein absurd hochkarätig besetztes Ensemble für das Projekt gewann. Das brachte Vor- und Nachteile mit sich. Auf der einen Seite locken solche bekannten Gesichter ja immer ins Kino. Andererseits handelte es sich aber auch überwiegend um Künstler und Künstlerinnen, die einen rein schauspielerischen Background haben, keinen musikalischen. Anders als etwa bei Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga, wo bei den Musical-Nummern Synchronsänger*innen zum Einsatz kamen, gibt es hier zudem nur die echten Stimmen zu hören.

Ein Spaß mit Mängeln
Teilweise kann sich das hören lassen, etwa bei Amanda Seyfried, die als Jugendliche Gesangsunterricht hatte. Auch Streeps musikalisches Talent war früh entdeckt worden. Sie ist ohnehin der Höhepunkt von Mamma Mia!, wenn sie durch die malerische griechische Insel wirbelt, dabei gute Laune verbreitet, manchmal auch tragisch werden darf. Während allgemein die weiblichen Figuren Spaß bereiten, sieht es bei den Herren recht düster aus. Auf Charakterzeichnung verzichtete man bei dem Film ja ohnehin weitestgehend, die einzige Aufgabe von dem durch Dominic Cooper verkörperten Sky ist es beispielsweise gut auszusehen. Die drei potenziellen Väter sind ebenfalls grob gehalten. Wenn sich dazu noch überschaubare gesangliche Fähigkeiten gesellen, dann darf man sich schon fragen: Warum genau sollte ich mir das antun? Doch während solche Mängel bei Musicals normalerweise ein Todesurteil darstellen – man siehe und höre Ich war noch niemals in New York – trägt es irgendwie zu dem Charme von Mamma Mia! bei.

Als Film ist das hier alles nicht sonderlich gelungen, Regisseurin Phyllida Lloyd (Die eiserne Lady) findet keine wirklichen Mittel, das Bühnenspektakel für die Leinwand zu ergänzen. Stattdessen ist das hier eher eine rauschende Party, die veranstaltet wird. Eine Karaokefeier mit dem Freundeskreis, bei der es gar nicht darauf ankommt, wer singen kann und wer nicht, sondern wo man einfach zusammenkommt, um sich ein bisschen gehen zu lassen, den Kopf auszuschalten und den Moment zu genießen. Letzteres funktioniert natürlich nur, wenn man die Musik von ABBA mag. Wer das nicht tut, kann zwar vielleicht das schöne Setting bewundern, dürfte sich ansonsten aber durch die maue Geschichte kämpfen, die trotz ständiger Verweise auf Gefühle alles andere als bewegend ist. Es ist nicht einmal so, dass der Wunsch von Sophie, ihren Vater zu finden und damit sich selbst besser kennenzulernen, von Erfolg gekrönt wäre. Selbst der Minimalismus entpuppt sich als Mogelpackung. Aber es ist doch eine hübsch zurechtgemachte Mogelpackung, die einen zumindest für eine Weile davon ablenkt, dass es da draußen noch eine reale Welt gibt.

 

Credits

OT: „Mamma Mia!“
Land: UK, Deutschland, USA
Jahr: 2008
Regie: Phyllida Lloyd
Drehbuch: Catherine Johnson
Musik: Benny Andersson, Björn Ulvaeus
Kamera: Haris Zambarloukos
Besetzung: Meryl Streep, Amanda Seyfried, Christine Baranski, Julie Walters, Pierce Brosnan, Colin Firth, Stellan Skarsgård, Dominic Cooper

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
BAFTA Awards 2009 Bester britischer Film Nominierung
Beste Musik Benny Andersson, Björn Ulvaeus Nominierung
Carl Foreman Award Judy Craymer Nominierung
Golden Globe Awards 2009 Bester Film – Musical oder Komödie Nominierung
Beste Hauptdarstellerin – Musical oder Komödie Meryl Streep Nominierung
Goldene Himbeere 2009 Schlechtester Nebendarsteller Pierce Brosnan Sieg

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„Mamma Mia!“ adaptiert das erfolgreiche Musical und setzt dabei in erster Linie auf Starpower und das idyllische Setting. Das reicht zusammen mit den beschwingten ABBA-Nummern aus, um den Alltag zu vergessen, auch wenn die Gesangsqualitäten stark schwanken und die Komödie inhaltlich so gar nichts zu bieten hat.
6
von 10