Mirage Gefährliche Lügen
© ZDF und Eric Vernazobres / FTV / Storia television.

Mirage – Gefährliche Lügen

Kritik

Mirage Gefährliche Lügen
„Mirage – Gefährliche Lügen“ // Deutschland-Start: 8. Juni 2020 (TV) // 24. September 2021 (DVD/Blu-ray)

15 Jahre ist es inzwischen her, dass Claire (Marie-Josée Croze) ihren Ehemann Gabriel (Clive Standen) bei der großen Taifunkatastrophe 2004 in Thailand verloren hat. Eigentlich hat sie auch längst ein neues Leben begonnen, gemeinsam mit ihrem inzwischen 15-jährigen Sohn Zack (Thomas Chomel). Sie hat sogar neu geheiratet, ist nun mit Lukas (Hannes Jaenicke) zusammen und glücklich. Doch ihre große Liebe konnte sie nie vergessen, auch weil seine Leiche nie gefunden wurde. Immer wieder meint sie, ihn an den entlegensten Orten zu sehen, glaubt, dass er damals irgendwie überlebt haben muss. Selbst jetzt, da sie in Abu Dhabi als Security-Expertin angefangen hat, wird sie die Geister der Vergangenheit nicht los. Aus gutem Grund, wie sie bald feststellen muss …

Auch wenn die Globalisierung aufgrund der aktuellen Corona-Krise etwas in Verruf geraten ist, in mancher Hinsicht ist sie schon ganz praktisch – etwa bei der Produktion von Serien oder Filmen. Mirage – Gefährliche Lügen ist so ein Beispiel, stolz beworben als erster Titel der sogenannten „European Alliance“, einer Kooperationsplattform dreier europäischer Sender: ZDF (Deutschland), Rai (Italien) und France Télévisions (Frankreich). In Frankreich lief die Serie auch bereits vor einigen Monaten, der hierzulande angedachte Sendetermin im März wurde im Zuge der Pandemie kräftig nach hinten geschoben. Ob der neue Termin für bessere Zuschauerzahlen sorgen wird, das darf zwar bezweifelt werden. Trotzdem ist es irgendwie schön, dass es die Serie noch zu uns geschafft hat.

Die Welt ist eine Bühne

Die große Stärke von Mirage – Gefährliche Lügen ist dann auch ihre Internationalität. Die sorgte nicht nur für ein höheres Budget, als es in einem Alleingang möglich gewesen wäre. Sie führte zudem dazu, dass hier die unterschiedlichsten Nationalitäten mitmischen. Das betrifft zum einen das Ensemble an sich, allein beim Haupttrio spielen eine Französin (Croze), ein Brite (Standen) und ein Deutscher (Jaenicke) zusammen. Kanada mischt ebenfalls mit, sowohl vor wie auch hinter der Kamera – Regie führte der auf Serien spezialisierte Louis Choquette. Der Schauplatz ist hingegen mit Abu Dhabi etwas exotischer gewählt, aber auch durchaus passend, um einen solchen Schmelztiegel mit dem passenden Ambiente zu versehen. In der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate ist aufgrund der zahlreichen Expats ohnehin Multikult angesagt, in einem gewissen Rahmen zumindest.

Die Voraussetzungen für die Serie waren also an und für sich gut. Es gibt jede Menge schöner Aufnahmen aus dem Wüstenstaat, dazu wird immer wieder die Sprache gewechselt, was der Atmosphäre zugutekommt. Doch ein Thriller ist mehr als nur Atmosphäre und Bilder, da sollte es schon auch um den Inhalt gehen. Leider ist Mirage – Gefährliche Lügen jedoch in der Hinsicht deutlich weniger erwähnenswert. Das Anfangsszenario rund um einen Mann, der vermeintlich ums Leben gekommen ist und nun wieder auftaucht, wird in dem Genre ja immer mal wieder gerne genutzt. Allerdings hat es die Serie zu eilig, um das irgendwie auskosten zu wollen. Die Frage, ob sich Claire das alles eingebildet hat, die wird sehr schnell beantwortet, die psychologische Komponente kaum genutzt.

Hohes Tempo, weniger Spannung

Allgemein hatten es Franck PhilipponBénédicte Charles und Olivier Pouponneau, die zusammen die Serie entwickelten, nicht so wirklich mit dem Mystery-Aspekt. Die Neugierde, die so ein plötzliches Verschwinden mit sich bringt, wird kaum angefacht, da schon früh alles verraten wird, was es zur Geschichte so sagen gibt. Hier gibt es keine Spekulationen über mysteriöse Hintermänner oder Überlegungen, was einzelne Taten zu bedeuten hatten. Stattdessen ist die Frage, ob die Guten die Bösen aufhalten können. Das bringt zwar etwas Brisanz mit sich, da wie so oft in dem Genre eine unerfahrene Alltagsfigur, die nur irgendwie in alles hineingerutscht ist, auf einmal eine Art Hobbyagentin wird und lernen muss, alle anderen zu täuschen.

Die ganz große Spannung will bei Mirage – Gefährliche Lügen dennoch nicht aufkommen. Das Tempo ist sicherlich hoch genug, um das Publikum zu beschäftigen, ständig passiert etwas, gerät Claire in schwierige Situationen. Es fehlt jedoch das Gefühl, dass es dabei wirklich voranginge. Weder kommt es zu einer persönlichen Entwicklung der Figuren, noch tut sich auf der Inhaltsseite genug – da dreht sich schon viel im Kreis. Ein solider Einstieg in die Kooperation ist das am Ende sicher allemal, zumal die Laufzeit mit rund viereinhalb Stunden angenehm kurz ist. Da wäre aber noch mehr Potenzial drin gewesen, sowohl in Hinblick auf die Geschichte wie auch bei den Charakteren, zu denen man zu wenig Zugang findet, um kontinuierlich mitfiebern zu können.

Credits

OT: „Mirage“
Land: Deutschland, Frankreich, Kanada
Jahr: 2020
Regie: Louis Choquette
Drehbuch: Franck Philippon, Bénédicte Charles, Olivier Pouponneau
Musik: Christian Clermont
Kamera: Ronald Plante
Besetzung: Marie-Josée Croze, Clive Standen, Hannes Jaenicke, Thomas Chomel, Jeanette Hain, Chadi Alhelou, Shawn Doyle, Maxim Roy

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In „Mirage – Gefährliche Lügen“ muss eine Frau, die vor 15 Jahren ihren Mann verloren hat, erkennen, dass dieser noch lebt – und hinter seinem Verschwinden eine größere Geschichte steckt. Die internationale Umgebung und die schönen Bilder machen die Thrillerserie sehenswert, inhaltlich wäre da aber doch mehr drin gewesen: Der Mystery-Aspekt wird kaum genutzt, auch an den Figuren ist nicht genug dran.
6
von 10