Manche Geburtstage fallen etwas anders aus, als man sie sich im Vorfeld ausgemalt hatte. Zum Beispiel hätte man dieses Jahr bei Nippon Connection so richtig was zu feiern gehabt: Seit 20 Jahren schon stellt das Filmfestival in Frankfurt am Main bereits Filme aus Japan vor, vom großen Arthouse-Titel über die neuesten Animes bis zu Geheimtipps, verbunden mit Einblicken in die fernöstliche Kultur. Und das wollte man in der Jubiläumsausgabe noch einmal groß feiern. Aufgrund der aktuellen Coronoa-Lage wurde daraus zwar nichts, die Feierlaune wollte man sich deswegen aber nicht verderben lassen. Und so machte man aus der Not eine Tugend und stampfte dagegen eine reine Online-Variante aus dem Boden. Das hat sogar Vorteile: Vom 9. bis 14. Juni 2020 sind nun alle dazu eingeladen, sich die Filme anzuschauen, wann man will und wo man will.
An Anschauungsmaterial mangelt es dann auch nicht. Mehrere Dutzend Titel warten dieses Jahr auf ihre Entdeckung. Zum einen kramte das Filmfest-Team in der eigenen Schatztruhe und präsentiert diverse Klassiker der vergangenen Jahre, von einigen der bekanntesten Regisseure der Gegenwart: Masaaki Yuasas Night Is Short, Walk On Girl ist ein kunterbunter Anime-Trip durch die Nacht und die Liebe, The Whispering Star von Sion Sono eine melancholische Schwarz-Weiß-Zukunftsvision, in Lesson of the Evil dürfen wir an Takashi Miikes bitterbösen und blutigen Gewaltfantasien teilhaben. Und auch Hausu ist mit von der Partie, die kultige Haunted-House-Horror aus dem Jahr 1977. Dessen Regisseur, der im April verstorbene Filmemacher Nobuhiko Ôbayashi, ist aber auch mit seinem finalen Werk Labyrinth of Cinema vertreten, eine irre Zeitreise durch die Geschichte des japanischen Films und des Krieges. Andere Höhepunkte des aktuellen japanischen Kinos sind das Thrillerdrama The Journalist, das dieses Jahr beim Japan Academy Prize groß abgeräumt hat, sowie Forgiven Children, eine beklemmende Auseinandersetzung mit dem Thema Mobbing.
Wer anschließend wieder etwas Aufmunterung braucht, für den gibt es wieder ein größeres Rahmenprogramm. So kehren beliebte Bestandteile wie Karaoke oder diverse Workshops und Kurse zurück. So haben die Besucher und Besucherinnen daheim die Möglichkeit, mehr über Kochen, Manga und die japanische Sprache zu lernen. Außerdem nutzt das Team die virtuellen Möglichkeiten für zahlreiche Vorträge und Diskussionsrunden, die sich mit den unterschiedlichsten Aspekten des japanischen Films auseinandersetzen, zum Beispiel zu Frauen im Kino oder der Frage, wie es nach der aktuellen Virus-Pandemie in der Filmindustrie weitergehen kann, die auch in Japan schwer getroffen wurde. Mehr Infos und das vollständige Programm auf www.nipponconnection.com.
Unsere Rezensionen von der Nippon Connection 2020
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