Endlich scheint der Traum von Tae-soo Kang (Jae-hong Ahn) wahr zu werden! Monate lang hat er als Assistent in einer renommierten Kanzlei gearbeitet, nun winkt ihm tatsächlich eine Festanstellung als richtiger Anwalt. Doch dafür soll er erst den Dongsan Park Zoo auf Vordermann bringen, damit dieser gewinnbringend verkauft werden kann. Das sollte doch eigentlich zu machen sein – dachte er. Als er sich den Zoo jedoch genauer anschaut, muss er feststellen, dass der nicht nur völlig pleite ist, man hat dort sogar schon einen Großteil der Tiere verkaufen müssen, um die laufenden Kosten zu decken. Aber wie sollen sie jetzt noch Einnahmen machen? Die einzige Chance: Der frühere Direktor Seo (Young-kyu Park) und die Zoo-Mitarbeiter So-won Han (So-ra Kang), Gun-wook Kim (Sung-oh Kim) und Hae-kyung Kim (Yeo-been Jeon) müssen sich als Tiere verkleiden, in der Hoffnung, dass die Besucher nichts merken …
Auch wenn die Popularität südkoreanischer Filme hierzulande in den letzten Jahren kräftig gestiegen ist, bei den Veröffentlichungen ist noch deutlich Luft nach oben. Vor allem bei der Genreauswahl gibt es noch Verbesserungspotenzial, beschränkt sich die doch oft auf Actionfilme oder Thriller. Nachdem die Klassenkampfsatire Parasite jedoch weltweit große Preise abgeräumt hat, darunter den Oscar für den besten Film des Jahres, und mit mehr als 900.000 Besucher auch ein richtiger Kinoerfolg war, könnte sich das nun ändern. Und so schafft es mit Rettet den Zoo nicht nur eine seltene Komödie aus dem fernöstlichen Land zu uns, der Film ist zudem einer der ersten, der nach der langen Corona-Zwangspause in den Kinos laufen soll.
Bereit für einen weltweiten Hit
Ob sich das auch in guten Besucherzahlen widerspiegelt, bleibt abzuwarten. Zumindest daheim lief der Film schon einmal erfreulich: Knapp 1,2 Millionen Menschen sahen ihn in Südkorea, bevor die Kinos im Rahmen der Pandemie deutlich zusammengestaucht werden mussten. Und das obwohl weder der Regisseur noch das Ensemble größere Namen sind. Auch der zugrundeliegende Webcomic von Hun dürfte nicht ganz so vielen ein Begriff sein. Dabei macht der Film durchaus Lust, diesen zu lesen. Er ist auch deutlich universeller, als es fernöstliche Werke manchmal sind. Er ist sogar so universell, dass er nahezu eins zu eins auch in einer westlichen Fassung hätte gedreht werden können, ein Hollywood-Remake durchaus vorstellbar wäre.
Das hat auch damit zu tun, dass Jae-gon Son, der hier Regie führte und als einer von drei Drehbuchautoren die Geschichte adaptierte, die ganz großen Experimente scheut. Dass der anfangs schnöselige, distanzierte Anwalt in spe sich mit der Zeit für die Leute im Zoo erwärmen wird, das steht von vorneherein fest. Und auch der Schwindel um die Tierkostüme, die er und die anderen sich überziehen, wird nicht auf Dauer unentdeckt bleiben – so verlangt es schließlich die dramaturgische Konvention, die ein erschwindelter Erfolg mit sich bringt. Schließlich soll ja jemand was lernen oder so. Doch innerhalb dieser Konvention gibt es in Rettet den Zoo schon die eine oder andere Überraschung, die den Film zu einem großen Vergnügen machen.
Wer kommt denn auf sowas?
Der größte Gag ist natürlich der, dass Menschen sich als diverse Tiere verkleiden müssen und darauf hoffen, in dem Umfeld unerkannt zu bleiben. Das klingt nach Wahnsinn, ist aber ganz interessant als Beitrag zum Thema Erwartungen. Die Idee: Weil niemand je davon ausgehen würde, dass in einem Zoo falsche Tiere sind, kann man die Leute leichter täuschen. Die Versuche der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, sich nichts anmerken zu lassen und sich möglichst natürlich zu verhalten, gehören dann auch zu den Höhepunkten des Films. Glücklicherweise ist das Szenario aber nicht der einzige witzige Einfall, da sind noch einige andere dabei, gerade auch zum Thema Unternehmenskultur.
Rettet den Zoo kombiniert dann auch einen Humor, der zwischen albern und bissig schwankt, mit kleineren ernsten Überlegungen. Die befassen sich naturgemäß vor allem mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Tier, mit unserer Verantwortung, die wir gegenüber der Erde tragen, und wie wir dieser begegnen wollen. So etwas kann schnell moralinsauer oder kitschig werden, der Film schafft es aber, diese Klippen noch zu umsegeln. Weniger geglückt ist der am Computer entstandene Eisbär, der in dem Zusammenhang immer wieder auftaucht und leider nur wenig überzeugend aussieht. Aber darüber lässt sich hinwegsehen, die südkoreanische Komödie ist eine echte Bereicherung für das hiesige Kino und ein schöner Anlass, mal wieder herzhaft zu lachen, ohne die Welt da draußen völlig zu vergessen.
OT: „Secret Zoo“
Land: Südkorea
Jahr: 2020
Regie: Jae-gon Son
Drehbuch: Jae-gon Son, Yong-jae Lee, Dae-woo Kim
Vorlage: Hun
Musik: Jin-hee Lee
Kamera: Seung-hun Lee
Besetzung: Jae-hong Ahn, So-ra Kang, Young-kyu Park, Sung-oh Kim, Yeo-been Jeon
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