The Knight and the Princess

Kritik

The Knight and the Princess
„The Knight and the Princess“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Im 7. Jahrhundert treiben Piraten ihr Unwesen, plündern die Städte und entführen die Frauen. Der 15-jährige Mohammed Ibn Al Kassim will dem nicht länger tatenlos zusehen und stellt sich den Feinden zum Kampf. Tatsächlich gelingt es ihm, die Piraten zurückzudrängen und dabei die Prinzessin Lobnah aus dem Land der Sindh zu befreien. Und das ist nur der Anfang, hat er sich doch in den Kopf gesetzt, die Tyrannen zu besiegen, die hinter dem Übel stecken. Das wiederum ist Daher, König von Sindh, ein Dorn im Auge. Nicht allein, dass in Wahrheit er es ist, der die Piraten befehligt. Sein Zauberer berichtet ihm zudem von einer Prophezeiung, wonach er von einem Jungen namens Mohammed gestürzt werden soll …

Ob es nun der Besuch von Sportveranstaltungen ist, freies Reisen oder Autofahren, die vorsichtige Liberalisierung in Saudi-Arabien hat viele Lebensbereiche beeinflusst. Einer davon ist auch der des Films. Schrieb Haifaa Al Mansour 2012 noch Geschichte, als sie mit Das Mädchen Wadjda den ersten komplett im arabischen Königreich gedrehten Film inszenierte, wächst die Zahl der dortigen Produktionen inzwischen stetig an. Mit The Knight and the Princess gibt es nun einen weiteren Meilenstein, wird die saudi-arabische und ägyptische Coproduktion doch als der erste arabische Animationsfilm beworben. Und das macht natürlich neugierig.

Ein bisschen historische Fantasie
Anders als die Filme von Al Mansour oder ihrer Kollegen wollte man hier jedoch keinen Beitrag über die aktuelle Lage Saudi-Arabiens und den derzeitigen Veränderungen machen. Stattdessen reisen wir weit in die Vergangenheit, um dort einen historischen Befreiungskampf beizuwohnen. Tatsächlich hat es Mohammed Ibn Al Kassim wirklich gegeben, weswegen man bei The Knight and the Princess auch stolz auf das übliche „based on a true story“ verweist. Die Wahrscheinlichkeit, dass damals Zauberer und Fabelwesen mitwirkten, dürfte jedoch eher gering gewesen sein. Und auch ob die Befreiung der Frauen die wirkliche Motivation war, das Sindh-Reich zu unterwerfen, darf man mit einem kleinen Fragezeichen versehen.

Für die anvisierte jüngere Zielgruppe dürfte das aber ohnehin alles unerheblich sein, die interessiert sich mehr für den Abenteueraspekt. Der fällt hier solide, wenn auch nicht wirklich spektakulär aus. Ein junger, aufrechter, idealistischer Mann, der es mit einem übermächtigen Feind aufnimmt, das ist der Stoff, aus dem alle klassischen Heldengeschichten gestrickt sind. Und auch sonst mag man es bei der arabischen Produktion gern traditioneller. So wird etwas ungelenk noch die obligatorische Prinzessin mit ins Spiel gebracht, welche auf die Geschichte keinen wirklichen Einfluss hat. Und auch auf die lustigen Sidekicks wollte man nicht verzichten. Dieses Mal nahm man jedoch keine Tiere, sondern zwei Dschinns, die im Dienste des bösen Zauberers stehen. Wirklich kompetent sind die nicht, was aber für ein bisschen auflockernden Humor sorgt – etwa wenn sie in der Armee nach Mohammed suchen und dabei feststellen, dass die Hälfte der Armee diesen Namen trägt.

Einblick in den Orient
Sie helfen auch dabei, dem etwas generischen Animationsfilm noch ein bisschen Charakter und orientalisches Flair zu verleihen. Letzteres dürfte der Hauptgrund sein, warum man sich den Film durchaus mal ansehen kann. Animierte Titel, die in diesen Kulturkreisen spielen, sind schließlich ausgesprochen selten. Und wenn stammen sie aus anderen Ländern, siehe etwa der USA-Hit Aladdin oder die Animeserie Sindbad. Da ist es doch mal interessant zu sehen, wie ein solcher Stoff in einem arabischen Land verarbeitet wird, selbst wenn hier zu augenscheinlich auf einen internationalen Markt geschielt wurde.

So richtig glorreich wird The Knight and the Princess dort vermutlich eher nicht bestehen. Der Beitrag vom Annecy Festival 2020 hat dann doch nicht das Budget, um es mit westlichen Großproduktionen aufzunehmen. Während die 2D-Bilder und die Designs grundsätzlich in Ordnung gehen, sind die wiederkehrenden 3D-Elemente leider wenig geglückt. Da fühlt man sich 20 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt, als Animes anfingen, mit CGI zu experimentieren und beides miteinander mixten, was wie hier auch zu ständigen Stilbrüchen führt. Und auch beim anvisierten epischen Finale stieß das Studio Alsahar Animation an seine Grenzen. Man muss also schon ein bisschen ein Auge zudrücken können und den Film als einen ersten Gehversuch annehmen, bei dem eben noch nicht alles klappt, dem man aber noch ein paar weitere Anläufe wünschen darf.

Credits

OT: „The Knight and the Princess“
Land: Saudi-Arabien, Ägypten
Jahr: 2019
Regie: Bashir El Deek, Ibrahim Mousa
Drehbuch: Bashir El Deek
Musik: Haitham Alkhamissi
Animation: Alsahar Animation

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=Uv0IpvKtf-A

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„The Knight and the Princess“ erzählt von einem idealistischen jungen Mann, der im alten Arabien gegen Piraten, einen Zauberer und einen Tyrannen ankämpft. Der Animationsfilm mischt dabei westliche Konventionen mit orientalischem Flair, was nicht immer ganz geglückt ist, auch optisch nicht, aber doch als ein erster Gehversuch nicht ohne Reiz ist.
6
von 10