8 Tage

8 Tage

Kritik

8 Tage
„8 Tage“ // Deutschland-Start: 5. März 2020 (DVD/Blu-ray)

Nur noch acht Tage, dann wird ein riesiger Asteroid auf der Erde einschlagen und große Teile Europas zerstören. Nachdem der Versuch der USA fehlgeschlagen ist, ihn durch eine Rakete von seiner Laufbahn zu schießen, ist die Panik groß. Lehrer Uli Steiner (Mark Waschke) und seine Frau Susanne (Christiane Paul) versuchen auf dem Landweg Deutschland zu verlassen und sich in Russland in Sicherheit zu bringen. Doch der Versuch schlägt ebenso fehl wie der von Susannes Bruder Herrmann (Fabian Hinrichs) und dessen schwangeren Freundin Marion (Nora Waldstätten), in die USA zu kommen. Klaus Frankenberg (Devid Striesow) wiederum verlässt sich erst gar nicht auf andere und hat sich stattdessen einen riesigen Bunker gebaut, den er unter allen Umständen zu verteidigen gedenkt …

Deutsche Serien, klar, von denen gibt es jede Menge. Vor allem der Krimibereich wird traditionell überrannt, irgendwo ist immer irgendein Verbrechen aufzuklären. Dramen sind auch nicht ganz selten, so als bisschen Herzschmerz. Selbst vor Komödien schrecken hiesige Geschichtenerzähler nicht zurück, selbst wenn das Ergebnis oft eher nicht so beglückend ist. Aber eine Endzeitserie? Aus Deutschland? Da dürften sogar absolute Kenner hiesiger Produktionen längere Zeit nachgrübeln, ob ihnen irgendwas Vergleichbares einfällt. Selbst Filme sind aus diesem Bereich eher selten zu finden.

Eine Katastrophe zum Verrücktwerden
Anders als etwa Armageddon und Deep Impact, die jeweils 1998 zum Ende der Erde dröhnten, sind Actionszenen bei der deutschen Fassung rar gesät. Im weiteren Verlauf wird es zwar zum einen oder anderen Handgemenge kommen, selbst vor dem Einschlag werden manche ihr Leben verlieren. Das ist jedoch eher auf die zunehmend blanken Nerven zurückzuführen, wenn angesichts des sicheren Todes die Hemmungen fallen. Wenn wir eh schon sterben, macht es ja nichts. Und wer weiß, vielleicht lässt sich das Unglück noch abwenden, man muss nur die richtige Person kennen – oder aus dem Weg schaffen.

Tatsächlich befassen sich die acht Folgen in erster Linie damit, wie die einzelnen Figuren versuchen, sich doch noch irgendwie zu retten – ausgenommen ist eine religiöse Gruppe, die sich am Rand bildet und das Ende der Welt als ein Geschenk Gottes ansieht. Das kann man belächeln, wenn man mag, ist aber ein bemerkenswerter Kontrast zu den zunehmend aggressiven Leuten, die drumherum wirken und irgendwann über Leichen gehen. Und wer hier verrückt ist, darüber kann man sich eh streiten, fürs Rationale bleibt da kein Platz mehr. Wenn viele in dem Ensemble zu einer gewissen Theatralik in ihrem Spiel neigen, darunter ein herrlich sadistisch auftretender Devid Striesow (Zeit der Kannibalen), dann ist das mal kein Manko, sondern in der Situation durchaus angemessen – und auch irgendwo spaßig.

Surreal, weniger spannend
Richtig spannend ist 8 Tage hingegen weniger. Da es hier keinen wirklichen roten Faden gibt, sondern eine Ansammlung von Figuren, die mehr oder weniger zusammenhängen und am selben Ort sind, sich unentwegt umeinander kreisen, geht es nie richtig voran. Dass da eigentlich noch sehr viel mehr Menschen ausharren dürften, wird kaum spürbar, ebenso wenig die Untergangsstimmung. Es ist eher ein wenig surreal, wie die Leute hier in ihrer eigenen Welt leben, es kaum eine Verbindung zum Rest Deutschlands gibt, von Europa ganz zu schweigen. Die üblichen Live-Ticker, die in solchen Katastrophenfilmen eingesetzt werden und Dringlichkeit veranschaulichen sollen, die fehlen.

Das könnte für diejenigen enttäuschend sein, die sich hier einen herkömmlichen Endzeitvertreter erhofft haben. Und doch ist es durchaus interessant, was die von Rafael Parente und Peter Kocyla entwickelte Serie hier so tut. Neben Fragen zur Menschlichkeit und wie man sich verhalten kann und darf in einer solchen Ausnahmesituation wird das Leben als solches und dessen Sinnhaftigkeit etwas in Frage gestellt. Eine schöne Szene wird gleich zu Beginn gezeigt, als ein Jugendlicher auf der Polizeistation festgehalten wird, damit Gesetze eingehalten werden, die es acht Tage später ohnehin nicht mehr geben wird. Und auch später darf man darüber grübeln: Was ist der Wert eines Lebens? Wer legt das fest? Und wie begegnen wir dem Chaos, das sich vor uns auftut? Wirkliche Antworten gibt es nicht, dafür diverse schmerzhafte Szenen voller Wut, Enttäuschung und manchmal voller Bedauern, wenn wir uns und anderen im Weg standen – bis es zu spät war.

Credits

OT: „8 Tage“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Stefan Ruzowitzky, Michael Krummenacher
Drehbuch: Peter Kocyla, Rafael Parente, Benjamin Seiler
Idee: Rafael Parente, Peter Kocyla
Musik: David Reichelt
Kamera: Benedict Neuenfels
Besetzung: Mark Waschke, Christiane Paul, Fabian Hinrichs, Nora Waldstätten, Murathan Muslu, Devid Striesow, Henry Hübchen, David Schütter, Anna Lena Klenke, Thomas Prenn

Bilder

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In „8 Tage“ versuchen eine Reihe von Leuten sich irgendwie zu retten, während ein Asteroid auf die Erde zurast. Das ist nicht sehr actionreich, eigentlich auch nicht spannend im Sinne eines Katastrophenfilms. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die Figuren und die Frage, wie weit man gehen kann in einer solchen Situation und was das Leben eines Menschen am Ende wert ist.
7
von 10