Blood Machines

Kritik

Blood Machines
„Blood Machines“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Eigentlich wollten Vascan (Anders Heinrichsen) und Lago (Christian Erickson) nur ein wenig plündern, so wie sie es immer tun. Schließlich wäre es ein Jammer, das brach liegende Raumschiff nicht irgendwie auseinanderzunehmen und sich die wertvollsten Teile herauszupicken. Ganz so einfach wie gedacht ist das jedoch nicht, denn gerade als sie mitten beim fröhlichen Beschießen sind, taucht eine Horde wilder Frauen auf und will die beiden unbedingt stoppen. Nach einigen Irritationen und hitzigen Auseinandersetzungen setzen Vascan und Lago ihre Reise fort, mit Corey (Elisa Lasowski), der Anführerin der Schamaninnen, als Geisel. Doch das eigentliche Abenteuer hat damit erst begonnen …

Auf zu den Sternen
Das Konzept der Weltraumoper, wenn Helden durch die Weiten des Alls reisen, um dort große Abenteuer zu erleben und fremde Planeten zu erkunden, ist heute leider etwas aus der Mode gekommen. Auch wenn das Science-Fiction-Genre für sich genommen immer noch populär ist, man konzentriert sich tendenziell dann doch eher auf bestimmte Schauplätze. Allein deshalb schon durfte man ein wenig neugierig auf Blood Machines sein, eine recht kleine Produktion um zwei galaktische Plünderer, die mit ihrem Raumschiff und einer eigenwilligen künstlichen Intelligenz namens Tracy unterwegs sind. Doch auch wenn die französische Produktion prinzipiell die Anforderungen an ein solches Werk erfüllt, man sollte hier nun wirklich nichts in Richtung Star Wars erwarten. Und das liegt nicht nur an der Laufzeit, die mit 50 Minuten relativ knapp ausfällt.

Tatsächlich sind diese 50 Minuten sogar ausgesprochen großzügig bemessen in Relation zum Inhalt, der schon sehr dünn ausgefallen ist. Während Blood Machines anfangs noch so tut, als wollte man eine Geschichte erzählen rund um Raumschiffe, künstliche Intelligenzen und abgeschleppte Schamaninnen, geht unterwegs irgendwann die Handlung verloren. Das liegt unstrittig an der Entstehungsgeschichte des Werks: Seth Ickerman – Pseudonym des französischen Duos Raphaël Hernandez und Savitri Joly-Gonfard – wollte eine Fortsetzung zu dem Musikvideo Turbo Killer machen, das in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls französischen Synthie-Künstler Carpenter Brut entstanden war. Daraus wurde dann zwar formal ein Film. Einer jedoch, der nach wie vor eher als Musikvideo durchgehen würde, ein bisschen wie Interstella 5555: The 5tory of the 5ecret 5tar 5ystem.

Neonfarben und Synthiemusik
Das gilt vor allem in der zweiten Hälfte, wenn narrative Ambitionen gänzlich aufgegeben werden, Blood Machines zu einem Rausch aus Neonfarben wird, hinterlegt mit einer 80er-Jahre-Synthiemusik – Carpenter Brut hat sich nicht grundlos nach John Carpenter (Halloween) benannt. An der Stelle können sich Interpretationswütige austoben, vor allem an den vielen nackten Frauen, auf deren Körpern ein grell leuchtendes, auf dem Kopf stehendes Kreuz eingebrannt ist. Man kann es aber auch lassen, Seth Ickerman dürften eher damit beschäftigt zu sein, irgendwelche wild umherwirbelnden CGI-Gebilde zu errichten, als diesen einen Sinn zu geben. Gleiches gilt für die Ausführungen zu künstlicher Intelligenz, die selbst nicht wirklich etwas Intelligentes beizutragen haben.

Nicht, dass es bei den menschlichen Figuren besser wäre. Vascan, dessen Outfit frappierend an Bill Pullman aus Spaceballs erinnert, ist nicht der Held, den man in so einer Geschichte erwarten würde. Er ist noch nicht mal sympathischer Gauner. Das macht den Anfang recht anstrengend, als er noch im Mittelpunkt steht, zumal die Spezialeffekte an dieser Stelle erwartungsgemäß eher bescheiden sind. Später steigert sich der Film jedoch, demontiert Kontexte, wird zu einer Sinneserfahrung, die etwas zu lang, aber dafür schön hypnotisch geworden ist. Die richtige Stimmung vorausgesetzt, macht es daher durchaus Spaß, dem Neon-Trip zuzusehen und zuzuhören, auch weil vieles hier nicht wirklich vorhersehbar oder tatsächlich greifbar ist.

Credits

OT: „Blood Machines“
Land: Frankreich
Jahr: 2019
Regie: Seth Ickerman
Drehbuch: Seth Ickerman
Musik: Carpenter Brut
Kamera: Philip Lozano
Besetzung: Elisa Lasowski, Anders Heinrichsen, Christian Erickson

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„Blood Machines“ beginnt mit zwei galaktischen Plünderern, die eine Schamanin entführen, und wandelt sich später zu einem neonfarbenen Sinnesrausch. Narrativ hat das 50-minütige Science-Fiction-Abenteuer nichts zu bieten, ist ein hypnotischer Synthie-Trip, der mehr Musikvideo als tatsächlicher Film ist.
6
von 10