Pünktlichkeit lautet die oberste Devise von Chuck Nolan (Tom Hanks), der als Systemanalyst bei einem Transportunternehmen arbeitet. Es gibt kein Problem, das er nicht lösen könnte. Als er mal wieder unterwegs ist, um sich eines solchen anzunehmen, kommt es jedoch zu einer Katastrophe und sein Flugzeug stürzt mitten über dem Pazifik ab. Nolan gelingt es dabei als einzigem sich aus dem Wrack zu befreien und an Bord einer aufblasbaren Rettungsinsel davonzuschwimmen. Dabei hat er noch Glück im Unglück: Er wird tatsächlich an eine Insel geschwemmt! Nur ist die klein und unbewohnt, weshalb ihn dort niemand suchen wird. Also muss er selbst einen Weg finden, wieder heil aus der Geschichte zu kommen …
2020 durften viele Menschen einen kleinen Einblick darin bekommen, was es bedeutet isoliert zu sein. Über Wochen durften wir aufgrund der wütenden Corona-Pandemie praktisch nicht aus dem Haus, durften keine Freunde sehen, keine Familie, mussten auf Hobbys verzichten, die üblichen Gewohnheiten. Bilder von leergefegten Supermärkten und Geschichten der Toilettenpapier-Apokalypse trugen ebenfalls zur Endzeitstimmung bei. Doch wie wäre es, wenn wir tatsächlich mal isoliert wären, ohne Kontakt zu anderen, völlig auf uns gestellt? Eine Antwort darauf liefern die immer mal wieder erscheinenden Katastrophenfilme, die ihre Protagonisten in aussichtslose Extremsituationen liefern, welche an unserer Stelle erschreckende Abenteuer erleben.
Ein filmisches Dream Team
Im Fall von Cast Away – Verschollen war es Tom Hanks, der sich als erster dem Gedankenspiel hingab: Was wäre, wenn ein Transportflugzeug mitten über dem Pazifik abstürzt, weit entfernt von jeglicher Zivilisation? Es dauerte eine Weile, bis aus dieser Idee ein Film wurde, am Ende tat er sich mit zwei Männern zusammen, die schon zuvor erfolgreich mit ihm kooperiert hatten. Regie übernahm Robert Zemeckis, mit dem Hanks Forrest Gump gedreht hatte, das Drehbuch stammte von William Broyles Jr., Autor von Apollo 13 – ein weiteres Survivaldrama, nur eben im Weltall, statt im Wasser. Ein absolutes Dream Team also, ergänzt um die häufigen Zemeckis-Kollaborateure Alan Silvestri (Musik) und Don Burgess (Kamera).
Business as usual war der Film deshalb aber nicht. Schon ein Blick auf die Drehzeit verrät, dass man hier etwas Besonderes schaffen wollte. Tom Hanks hatte sich vor dem Drehstart ordentlich Kilos angefuttert, die seine Figur im Laufe der Geschichte verlieren sollte. Zu diesem Zweck wurde die Produktion immer wieder unterbrochen für mehrere Monate. Während Zemeckis mit einem Großteil des Teams noch schnell den Horrorstreifen Schatten der Wahrheit drehte, speckte Hanks ab und ließ sich einen Bart wachsen, um eine wirkliche Transformation während des Aufenthalts auf der Insel zu demonstrieren. Ein derart ausgedehnter Produktionszeitraum ist natürlich ungewöhnlich, hat sich aber bezahlt gemacht, steigert dies doch das Gefühl, dass da tatsächlich jemand über eine lange Zeit auf einer einsamen Insel gestrandet ist.
Eine beeindruckende One-Man-Show
Der Mittelteil von Cast Away – Verschollen ist deshalb auch der mit Abstand stärkste des Films. Dort kann Hanks demonstrieren, dass er zur Not einen Film sogar ganz alleine tragen kann, wenn sich der ansonsten eher theoretisch bewanderte Systemanalyst ganz im Stil von Robinson Crusoe alleine über Wasser hält. Zemeckis und sein Team halten hier zudem schön die Waage zwischen Idylle und Hölle. Denn so reizvoll dieses Setting auch ist, gleichzeitig schimmert immer wieder durch, wie einsam der Protagonist ist. So gibt es im Film beispielsweise keine Tiergeräusche, welche anderes Leben symbolisieren, keine Musik, die von der täglichen Routine ablenken könnte. Wir sind allein mit dem kontinuierlich ackernden Menschen – und seinen Gedanken, die er einem etwas anderen Wegbegleiter mitteilt, was gleichermaßen skurril und tragisch ist.
Weniger geglückt ist die drumherum gestrickte Rahmengeschichte. Wo beispielsweise Arctic völlig auf eine Charakterisierung verzichtet und sich allein auf den existentiellen Überlebenskampf konzentriert, da gibt es hier eine ausführlichere Vorgeschichte, die später noch mal aufgegriffen wird. Grundsätzlich ist die nicht uninteressant, weil sie ein paar Punkte anspricht, über die man durchaus nachdenken kann. Was macht es mit einem Menschen, der eine solche Extremerfahrung durchmacht? Wie kann ein Leben danach aussehen? Das Drama Raum hatte etwas ähnliches umgesetzt, wenn wir eine Frau kennenlernen, sowohl während der langen Missbrauchsphase wie auch beim dem Versuch, sich davon wieder zu lösen. Cast Away – Verschollen zeigt Ansätze einer solchen Ambition, ist als Konzept aber nicht ganz stimmig, da selbst die lange Laufzeit von etwa zweieinhalb Stunden nicht genug ist, um beides zu sein: Survivalabenteuer und Charakterdrama. Aber auch wenn das nicht alles so ganz aufgeht, insgesamt ist der Film stark, selbst in den ruhigen Momenten spannend, dabei vollgestopft mit so vielen fantastischen Aufnahmen, sodass man dieser Isolation gerne beiwohnt – mit gehörigem Abstand versteht sich.
OT: „Cast Away“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Robert Zemeckis
Drehbuch: William Broyles Jr.
Musik: Alan Silvestri
Kamera: Don Burgess
Besetzung: Tom Hanks, Helen Hunt
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2001 | Bester Hauptdarsteller | Tom Hanks | Nominierung |
Bester Ton | Randy Thom, Tom Johnson, Dennis S. Sands, William B. Kaplan | Nominierung | ||
BAFTA Awards Golden Globe Awards |
2001 | Bester Hauptdarsteller | Tom Hanks | Nominierung |
2001 | Bester Hauptdarsteller – Drama | Tom Hanks | Sieg |
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