Tiger (Jacky Heung) ist ein erfolgreicher MMA-Kämpfer, der sich unter der Leitung seines Agenten und Trainers sowie seinem Spitznamen „der unersättliche Boxer“, den er wegen seines großen Appetits bekommen hat, einen guten Ruf im Ring aufgebaut hat. Nach einem Kampf begegnet er Cuckoo (Keru Wang), einer jungen Frau mit hohen Schulden, die für ihre missliche Lage ihren Ex-Freund verantwortlich macht, der ihr diese hohen Schulden hinterlassen hat und zudem ihre Songs gestohlen hat. Tiger beschließt, ihr zu helfen, die Schulden abzuzahlen und ermutigt sie, nicht aufzugeben und ihr Talent zum Singen und Tanzen weiterhin zu nutzen. Mit der Zeit entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden, die sich gegenseitig unterstützen. Als Cuckoo beschließt, bei der Castingshow „Perfect Diva“ mitzumachen, wird Tiger klar, dass es sich bei ihrem Ex um niemand geringeren als eines der Jurymitglieder handelt, ein sehr erfolgreicher Sänger, der sich zudem einer großen Schar weiblicher Fans erfreut. Für Tiger ist klar, dass er ihr helfen muss und er spielt gar mit dem Gedanken, seine Karriere im Ring an den Nagel zu hängen, doch als sein ehemaliger Meister in Schwierigkeiten gerät, muss er wohl oder übel noch einmal antreten.
Synthetische Träume
Nachdem Johnnie To mit Three 2016 sich noch im Thrillergenre bewegt hatte, ist der bereits 2019 entstandene Chasing Dream, der nun auf dem Neuchchatel International Fantastic Film Festival 2020 läuft, eine Mischung aus verschiedenen Stilrichtungen und Genres. Vor allem aber ist diese erneute Kollaboration zwischen To und Wai Ka-Fai, der sowohl mitproduzierte als auch am Drehbuch mitschrieb, eine Verneigung von jenen Einflüssen des Werks des chinesischen Filmemachers, die außerhalb des Thrillers und des Kriminalsfilms liegen, vornehmlich dem Musical und dem Drama. Entstanden ist dabei eine Geschichte, die, wie der Titel schon aussagt, von Träumen erzählt, welche Macht sie über uns haben und was wir bereits sind, für deren Erfüllung zu opfern.
Als sie sich für ihren ersten großen Auftritt bei der Castingshow vorbereitet, setzt Tiger alle Hebel in Bewegung, um Cuckooo zu helfen. Während er mehrere Bekannte, die er alle an ihre Schulden an ihn erinnert, anwirbt, Instrumente, Requisiten und anderes Equipment in ein Studio zu bringen, findet er immer noch die Zeit nicht nur Cuckoo, Anweisungen zu geben, sondern für das ganze Team auch noch was zu kochen. Neben der sehr detailreichen Inszenierung des Kochens, eine Unvermeidlichkeit in einem Film Johnnie Tos, folgt diese lange Sequenz der Logik des Musicals, bisweilen gar eines Musikvideos. Das Kochen unterliegt wie die Tanzeinlagen einer genauen Choreographie, wird zelebriert, sodass am Ende jene Vision des Traumes entsteht oder vielmehr eine Ahnung davon. Das ist gewissermaßen die Art Traum, nach der beide Figuren streben, eine Vision, wie sie nur die Popwelt und Hollywood ermöglichen, kann und bei der einem immer bewusst ist, wie konstruiert alles doch wiederum ist.
Im Allgemeinen scheint das Drehbuch wie auch die Inszenierung einen ambivalenten Standpunkt zu vertreten, was den Aspekt der Träume angeht. Gerade jene Synthetik, welche der Inszenierung innerhalb der Musikindustrie und im Fernsehen anheftet, wird immer wieder offenbar und gezeigt. Selbst die Welt des Sports oder des MMA ist nicht frei von dieser Form der Inszenierung, verlangt man immer nach einer Geschichte, am besten einer, die sich um den Aufstieg eines Menschen dreht und natürlich nach jener Kraftmeierei wie sie die Kämpfer bisweilen betreiben bevor der eigentliche Kampf losgeht.
Made by Hollywood
Es wäre weit hergeholt, wenn man Chasing Dream als eine Art Meta-Film betrachtet. To heißt vielmehr jene Synthetik willkommen, zeigt sie als Teil einer notwendigen Fantasie, die sich von den Medien bis hin zu den Menschen selbst entwickelt hat. Dazu gehört nicht nur die Musik und das Essen, sondern auch die Romantik, die sich im Falle von Chasing Dream an den großen Hollywood-Romanzen orientiert und bisweilen an Filme wie Rocky erinnert.
Allerdings hat dann auch der Film als solcher jenen faden Beigeschmack der Synthetik. Die Figuren wirken fremd auf den Zuschauer, welcher der im Grunde genommen überraschungsarmen Handlung folgt, der man einen etwas konsequenteren Schnitt wünscht.
OT: „Chihuo Quan Wang“
Land: China
Jahr: 2019
Regie: Johnnie To
Drehbuch: Wai Ka-Fai, Ryker Chan, Mak Tin-Shu, Angus Chan
Musik: Peter Kam
Kamera: Cheng Siu Keng
Besetzung: Jacky Heung, Keru Wang, Bing Shao, Bin Chen, Ma Xiaohui, Wenwen Yu
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