Wenn wir einem Menschen begegnen und diesem in welcher Form auch immer näherkommen, dann ist es durchaus üblich, dass man sich ein bisschen über dessen Werdegang informiert. Woher kommst du? Was hast du vorher alles so getan? Schließlich hat jeder Mensch eine Vorgeschichte, die ihn irgendwie prägt – selbst wenn sie vollkommen banal sein sollte. Bei Tieren werden sich das aber nur die wenigsten fragen. Das liegt zum einen daran, dass sich viele diese zulegen, wenn sie noch jung und damit möglichst unverbraucht sind. Vor allem aber kann man bei diesen nicht so einfach nachfragen, die Mensch-Tier-Kommunikation hat hier dann doch so ihre Grenzen.
Von der Straße ins Herz
Als Martin Skalsky sich einen Hund zulegte, wollte er diese Antworten dennoch haben. Nicht weil er grundsätzlich ein so großer Tierfreund wäre und sich ständig für sie einsetzt. Er stieß eher zufällig auf Cody, der daraufhin sein Leben aber so sehr bereicherte, dass er sich doch auf die Spurensuche begab. Mehr noch, der eigentlich für Filmmusiken bekannte Schweizer – etwa Mario oder Die Lindenstraße – begleitete sich selbst dabei mit der Kamera, um seine Erfahrungen festzuhalten. Die Geschichte hinter Cody ist dabei schnell erzählt: Er war ein Straßenhund in Rumänien, dessen Tage aufgrund der Gesetzeslage eigentlich gezählt gewesen wären, wurde aber vor seinem Schicksal gerettet und nach Europa vermittelt.
An der Stelle hätte prinzipiell schon Schluss sein können, die Geschichte von Cody ist schließlich nur eine von vielen. Alleine Cristina Paun, die den Hund seinerzeit gerettet hat, bewahrte zwischen 6.000 und 8.000 Artgenossen vor dem Tod. Cody – Wie ein Hund die Welt verändert hätte durchaus Dokumentation über ein mindestens strittiges Gesetz sein können bzw. über die Leute, die diesem Gesetz trotzen und ein Tierleben nicht allein deshalb als unwürdig ansehen, nur weil es keinem Menschen zugeordnet ist. Die Frage, wie sehr einem ein Tier gehört, gehören kann, die wird in dem Film durchaus gestellt, wenn vor allem Tierschützer und Tierschützerinnen zu Wort kommen.
Von engen Beziehungen zwischen Tier und Mensch
Interessant ist in dem Zusammenhang aber das spezielle Schicksal Codys. Als der noch auf der Straße lebte, war er häufig mit einer Hündin zusammen, welche Paun auf den Namen Blanche taufte und ebenfalls an ein neues Zuhause vermittelte. Nun könnte man an der Stelle denken, dass beide Tiere Glück hatten. Sie kamen von der Straße weg, haben nun Herrchen und Frauchen, die sich um sie kümmern. Doch das bedeutete auch, die Beziehung unter den Tieren zu kappen: Cody und Blanche, die früher so viel Zeit miteinander verbracht hatten, wurden voneinander getrennt, ohne zu wissen, warum dies geschehen ist. Die Absichten waren dabei ohne Zweifel nobel. Aber war die Trennung auch richtig?
Damit einher gehen eine Reihe durchaus spannender Fragen. Können sich Tiere, die Jahre voneinander getrennt waren, noch an das jeweils andere erinnern? Welche Bindung ist wichtiger für die Tiere, die zu Artgenossen oder zu Menschen? Daraus ergeben sich zwangsläufig ethische Überlegungen zum angemessenen Umgang mit Tieren, zu der Verantwortung auch, die wir als Menschen haben, wenn wir in ihr Leben eingreifen. Cody – Wie ein Hund die Welt verändert ist deshalb nicht allein ein Dokumentarfilm, der sich für das Wohl der Tiere einsetzt. Die Frage, was dieses Wohl ausmacht und die Ausflüge in eine Art Tierphilosophie heben Skalskys Werk von thematisch ähnlichen ab, regt ein bisschen zum allgemeinen Nachdenken an. Wirkliche Antworten bekommt man jedoch nicht, der Film bleibt da eher etwas an der Oberfläche und verlässt sich im Zweifelsfall doch lieber auf die emotionale Komponente.
OT: „Cody – Wie ein Hund die Welt verändert“
Land: Schweiz
Jahr: 2019
Regie: Martin Skalsky
Drehbuch: Martin Skalsky
Musik: Martin Skalsky, Christian Schlumpf
Kamera: Njazi Nivokazi, Patrick Salama
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