Seit 12 Jahren schon ist Max (Jamie Foxx) Taxifahrer in Los Angeles. Eigentlich sieht er den Job nur als ein Mittel zum Zweck, denn mit dem Geld, was er sich erspart hat, will er eine eigene Firma gründen. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg für ihn und so macht er sich auch an diesem Abend bereit für die Nachtschicht, welche sogleich angenehm für ihn beginnt, denn er macht die Bekanntschaft mit der Staatsanwältin Annie Farrell (Jada Pinkett Smith), die er zu ihrem Büro bringt und die ihm nach dem Gespräch sogar ihre Telefonnummer gibt. Auch der nächste Gast, ein Mann, der sich als Vincent (Tom Cruise) vorstellt, scheint sehr angenehm zu sein, verspricht er Max, wenn er ihn den ganzen Abend über chauffiert und zu fünf verschiedenen Verabredungen bringt, einen hohen Bonus, den sich Max natürlich nicht entgehen lassen will. Jedoch folgt für Max bald ein böses Erwachen, denn Vincent ist ein Auftragsmörder, der in Los Angeles fünf verschiedene Ziele hat. Als das erste Opfer bei dessen verzweifeltem Sprung aus dem Fenster seiner Wohnung auf Max’ Taxi landet, erkennt Max zwar, mit welchem Ziel Vincent in die Stadt kam, doch nun ist es zu spät. Ihn mit der Waffe bedrohend zwingt Vincent Max ihn weiterhin zu begleiten. Max ist nun in der Gewalt des Killers und sucht fieberhaft nach einem Weg, nicht nur zu entkommen, sondern Vincent auch in seinem mörderischen Plan aufzuhalten.
Die Einsamkeit des Kojoten
Die Taxifahrten von einem Termin zum nächsten gehören auch in der Filmbranche für viele Beschäftige zu den wenigen Ruhephasen innerhalb ihres stressigen Alltags, so auch im Falle von Drehbuchautor Stuart Beattle, dem die Grundidee zu Collateral während einer solchen Fahrt zum Flughafen kam. Nach Jahren in der Produktionsmühle Hollywoods gelangte das Skript letztlich in die Hände von Michael Mann, der sich sogleich mit der in Los Angeles spielenden Geschichte anfreunden und nicht nur mit der Besetzung von Tom Cruise als Killer neue Wege ging, sondern auch mit dem Filmen mittels eines High-Definition-Kamera. Herausgekommen ist dabei eine Mischung aus Großstadtporträt wie auch eine Bestandsaufnahme der USA um die Jahrtausendwende herum.
Der ansonsten für seinen Perfektionismus berüchtigte Mann ließ die Aufnahme eines Kojoten, der am Stadtrand Los Angeles’ über die Straße läuft, im Film. Das scheue Tier wird von Max und Vincent beobachtet, die auf einer ganz anderen Tour durch die Stadt sind, auf der Suche nach der Beute im Falle Vincents und mit der verzweifelten Suche Max’ nach einem Ausweg auf er anderen Seite. Es ist eine Sequenz, die wie keine andere in diesem in seinem Pessimismus an die Werke des film noir erinnernden Films die Einsamkeit dieser beiden Männer zusammenfasst, die sich durch die Stadt bewegen, sich treiben lassen und die über die Bedrohungen Vincents hinaus noch ein anderes, viel tiefergehendes Band verbindet.
Michael Mann ist nicht dann besonders gut, wenn er jene Großstadtgeschichten erzählt, sondern auch, wenn er die Nähe zwischen Gut und Böse austariert. Ähnlich wie schon in seinem Meisterwerk Heat, wo sich Al Pacino und Robert der Niro als Kontrahenten auf gegenüberliegenden Seiten des Rechts begegnen, ist auch die Nähe von Vincent und Max schon von Anfang an auffällig. Einzelgängerisch und einer eigenen Agenda folgend haben beide Figuren jene Übergangsorte zu ihrer Heimat erklärt, fühlen sich am Rande der Gesellschaft am wohlsten, wobei der eine sich seine Menschlichkeit bewahrt hat, während der andere sich hinter dicken Sonnenbrillengläsern und einer soziopathisch-opportunistischen Philosophie versteckt. Beängstigend ist hierbei vor allem, mit welcher Natürlichkeit sich der ansonsten eher als Saubermann bekannte Cruise in eine solche Rolle stürzt, welche Verachtung für das Leid eines Einzelnen er in die Stimme Vincents legt, sodass man als Zuschauer es wahrlich mit der Angst zu tun bekommt.
Ein Biest von einer Stadt
Nicht nur auf Collateral bezogen, sondern auch auf das gesamte Werk Mann, ist die Stadt einer der Hauptdarsteller. Immer wieder zeigt der Film diese Stadt von oben, ihre Adern, die durchblutet werden von den Scheinwerfern der Autos, die sich durch die hindurch bewegen. Die etwas körnigen High-Definition-Aufnahmen tragen ihren Teil dazu bei, den Eindruck dieser Stadt als einen Ort der Sünde, als düsteres Labyrinth zu sehen, in dem sich die Protagonisten bewegen, frei und doch irgendwie isoliert. Es scheint fast so, als ob Manns Bilder jene deprimierende Geschichte Vincents widerspiegeln, in welcher ein Mann in Los Angeles in die U-Bahn steigt und dort, unbemerkt von den anderen Fahrgästen, stirbt.
In diesem Kontext ist die Wahl Los Angeles als Drehort besonders interessant, ist die Stadt doch bekannt für ihre horizontale Verzweigtheit, die es möglich macht, dass sich viele ihrer Bewohner zeitlebens aus ihrem Viertel kaum oder nur wenig hinaus bewegen. Als ungemein wichtiger und für die Wirkung des Films unerlässlicher Faktor muss zudem die Filmmusik James Newton Howards genannt werden, welche die Abgründigkeit der Themen wie auch die düstere Eleganz der Stadt betont.
OT: „Collateral“
Land: USA
Jahr: 2004
Regie: Michael Mann
Drehbuch: Stuart Beattle
Musik: James Newton Howard
Kamera: Dion Beebe, Paul Cameron
Besetzung: Tom Cruise, Jamie Foxx, Jada Pinkett Smith, Mark Ruffalo, Peter Berg, Bruce McGill, Javier Bardem
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2005 | Bester Nebendarsteller | Jamie Foxx | Nominierung |
Bester Schnitt | Jim Miller, Paul Rubell | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 2005 | Beste Regie | Michael Mann | Nominierung |
Bester Nebendarsteller | Jamie Foxx | Nominierung | ||
Bestes Original-Drehbuch | Stuart Beattie | Nominierung | ||
Beste Kamera | Dion Beebe, Paul Cameron | Sieg | ||
Bester Schnitt | Jim Miller, Paul Rubell | Nominierung | ||
Bester Ton | Elliott Koretz, Lee Orloff, Michael Minkler, Myron Nettinga | Nominierung | ||
Golden Globe Awards | 2005 | Bester Nebendarsteller | Jamie Foxx | Nominierung |
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