Das Beste kommt noch Le meilleur reste à venir
© Constantin Film

Das Beste kommt noch – Le meilleur reste à venir

Kritik

Das Beste kommt noch Le meilleur reste à venir
„Das Beste kommt noch – Le meilleur reste à venir“ // Deutschland-Start: 9. Juli 2020 (Kino)

Seit ihrer Schulzeit schon sind Arthur Dreyfus (Fabrice Luchini) und César Montesiho (Patrick Bruel) befreundet, sind gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Deswegen zögert Arthur dann auch nicht, César seine Karte für die Krankenversicherung in die Hand zu drücken, damit der sich nach einem Unfall im Krankenhaus durchchecken lassen kann. Während der Unfall selbst glimpflich ausgegangen ist, César keine größeren Schäden davongetragen hat, enthüllt die Untersuchung, dass er Lungenkrebs im Endstadium hat. Aufgrund eines Missverständnisses, das durch den Kartentausch verursacht wurde, denken nun aber beide vom jeweils anderen, dass er sterben muss – was die anschließende Abschiedstour ein wenig kompliziert macht …

In Deutschland kennt man Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière eher über Umwege. Während die erste gemeinsame Regiearbeit der beiden, die 2012 erschienene Komödie Der Vorname, in Frankreich ein riesiger Erfolg wurde und mehr als drei Millionen Besucher in die Kinos lockte, nahm man hierzulande eher weniger Notiz davon. Da brauchte es schon das gleichnamige deutsche Remake, um einen echten Hit zu landen. Und auch die späteren Kollaborationen der beiden im Drehbuchbereich – etwa der Thriller Nobody From Nowhere und die Komödie Mama gegen Papa – fanden ein überschaubares Publikum bei uns. Aber vielleicht klappt es ja jetzt mit Das Beste kommt noch – Le meilleur reste à venir, dem zweiten Film, bei dem beide Regie geführt haben und der pünktlich zur Kinowiedergeburt ein hiesiges Publikum sucht.

Zwei Freunde, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten
Verdient hätte die Tragikomödie einen Erfolg sicherlich, sie ist gefällig und universell genug, dass man hiermit eine breitere Masse ansprechen kann. Die Geschichte beginnt so, wie viele Komödien gern beginnen: mit einem Missverständnis. Der Weg dorthin über die weitergereichte Krankenkarte ist eher umständlich, es braucht eine Weile, bis der eigentliche Film einsetzt. Das Missverständnis selbst ist dabei aber ohnehin Nebensache, wird vereinzelt mal für Gags gebraucht, später für eine wenig überzeugende dramatische Zuspitzung. Wichtiger war Delaporte und de La Patellière die Darstellung einer Freundschaft, die über viele Jahrzehnte gehalten hat, obwohl – oder weil – die beiden Herren so wenig miteinander gemeinsam haben.

Tatsächlich setzt Das Beste kommt noch maßgeblich auf den Kontrast zwischen den beiden Freunden: auf der einen Seite der besserwisserische Arthur, der immer versucht, alles richtig zu machen, auf der anderen der Frauenheld César, der lieber in den Tag hineinlebt und sich über Konsequenzen so gar keinen Kopf machen mag. Dass es bei einer solchen Konstellation quasi automatisch zu Reibungen kommt, liegt auf der Hand, wird auch genüsslich ausgekostet. Gerade beim Umgang mit Frauen werden die Unterschiede deutlich, ebenso bei der To-do-Liste, die beide abarbeiten wollen, so lange ihnen noch Zeit bleibt. Dass darin Sachen stehen, die sich ein 15-Jähriger ausgedacht hätte, wie Arthur es an einer Stelle sagt, macht nichts. Man stirbt schließlich nur einmal.

Man ist nie zu alt, um kindisch zu sein
Es macht sogar einen beträchtlichen Charme von Das Beste kommt noch aus, wenn sich zwei Herren im gut fortgeschrittenen Alter noch einmal wie Teenager aufführen. Das Drehbuch verzichtet dabei weitestgehend auf billige Zoten, zeigt mehr die Ausgelassenheit von zwei Menschen, die sich und das Leben noch einmal feiern, so lange es eben noch geht. Ganz verliert der Film den Ernst der Lage nicht aus den Augen, zwischen den diversen Blödeleien gibt es auch nachdenklichere Momente. Und gegen Ende wird natürlich wie erwartet schon sehr auf die Tränendrüse gedrückt, es soll schließlich niemand mit unterdrückten Gefühlen nach Hause gehen.

Und doch rückt der Aspekt, rücken Trauer und Verlust immer wieder in den Hintergrund. Delaporte und de La Patellière haben mit ihrem Film eine Liebeserklärung an die Freundschaft gedreht, an das Leben und die vielen kleinen und großen Dinge, die es ausmachen. So richtig originell ist das dann nicht unbedingt, manche Entwicklung hätte zudem mehr Zeit gebraucht, da ist einiges schon forciert. Aber Das Beste kommt noch ist ein Film, der irgendwie guttut und dabei auch Spaß macht, nicht zuletzt wegen seiner beiden Hauptdarsteller: Fabrice Luchini (Der geheime Roman des Monsieur Pick) und Patrick Bruel (Ein Sack voll Murmeln) harmonieren wunderbar als ungleiche Freunde, bei denen jeweils viel im Argen liegt und doch in ihrer Zweisamkeit so sehr aufblühen, als gäbe es die Welt da draußen nicht, als könne ihnen Zeit und Krankheit nichts anhaben.

Credits

OT: „Le meilleur reste à venir“
Land: Frankreich, Belgien
Jahr: 2019
Regie: Matthieu Delaporte, Alexandre de La Patellière
Drehbuch: Matthieu Delaporte, Alexandre de La Patellière
Musik: Jérôme Rebotier
Kamera: Guillaume Schiffmann
Besetzung: Fabrice Luchini, Patrick Bruel, Zineb Triki, Pascale Arbillot, Marie Narbonne, Jean-Marie Winling

Bilder

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„Das Beste kommt noch – Le meilleur reste à venir“ erzählt von zwei Freunden, die aufgrund eines Missverständnisse jeweils voneinander glauben, dass der andere todkrank ist. Der Film verbindet dabei ernste Momente mit viel ausgelassener Heiterkeit, gewinnt seinen Charme durch ein wunderbar harmonierendes, dabei sehr unterschiedliches Duo und wird so zu einer Liebeserklärung an die Freundschaft und das Leben.
7
von 10