Cíntia Dorella (Maisa Silva) hat einen Traum: Sie will als DJ Musik auflegen und die Leute zum Tanzen motivieren! Ihr eigenes Leben sieht hingegen deutlich weniger traumhaft aus. Ihre Eltern haben sich getrennt, ihr Vater Cesar (Marcelo Valle) lebt nun mit der unerträglichen Patricia (Fernanda Paes Leme) zusammen, welche Cíntia schikaniert, wann auch immer es ihr passt. Immerhin, einen Lichtblick gibt es im Leben der 17-Jährigen. Als sie tatsächlich einmal am DJ-Pult steht, macht sie die Bekanntschaft des erfolgreichen Sängers Freddy (Filipe Bragança). Mit dessen Musik kann sie zwar nichts anfangen, er selbst ist aber schon irgendwie süß. Nur, wie wird sie ihn wiedersehen, waren sie an dem Abend doch alles maskiert? Zumal praktisches jedes Mädchen in ihrem Alter hinter ihm her ist …
Moderne Märchen
Und sie nehmen einfach kein Ende, die Adaptionen alter Märchen. Aber warum auch nicht? Die Stoffe sind altbekannt und bewährt, erlauben es gleichzeitig, dass man sie ein wenig an heutige Bedürfnisse und Empfindsamkeiten anpasst und neu interpretiert. Letzte Woche startete Gretel & Hänsel im Kino, welches aus der alten Geschichte um zwei verirrte Kinder feministischen Coming-of-Age-Horror machte. DJ Cinderella versucht ebenfalls, aus der Protagonistin mehr herauszuholen, arbeitet gleichermaßen mit der Selbstsuche einer jungen Frau. Eingebettet wird dies jedoch in eine romantische Komödie. Oder etwas, was jemand für eine romantische Komödie hielt.
Denn der brasilianische Netflix-Film hat zwei Probleme: Er ist weder emotional noch komisch. Das erstere ist natürlich das Erbe des Märchens, das aus einer kurzen Zufallsbegegnung bereits die große Liebe herausdestillieren wollte. Das entspricht vielleicht dem ideellen Traum des Schicksals und dem Wunsch, dass es die eine Person da draußen gibt, die wir nur finden müssen, damit alles gut wird. Es gibt nur nicht die Gelegenheit für zwei Figuren, tatsächlich etwas zu entwickeln. Ein paar Minuten, in denen die beiden vor allem über Musik reden, das ist nicht unbedingt die Voraussetzung für eine großartige Chemie. Wüsste man nicht aufgrund der zugrundeliegenden Geschichte, worauf das hinauslaufen soll, man würde kaum sehen, dass da etwas ist zwischen Cíntia und Freddy.
Das muss ja schief gehen!
Beim Humor sieht es insofern besser aus, da man bei DJ Cinderella tatsächlich etwas versucht hat. So ist gerade die Stiefmutter eine lustvolle Karikatur, andere Figuren sind ebenfalls übertrieben, es gibt zudem die eine oder andere peinliche Situation, in die Cíntia stapft. Da erfüllt man also schon die Minimalanforderungen, die eine Komödie so mit sich bringt. Mehr als das ist es aber nicht, dem umfangreichen Drehbuchteam sind keine wirklich zündenden Gags eingefallen oder andere Mittel, um für Unterhaltung zu sorgen. Es ist noch nicht einmal so, dass die Musik größeren Eindruck hinterlassen würde, was angesichts der Thematik schon ziemlich enttäuschend ist. Eine sich anbahnende Liebe zwischen einer DJ und einem Singer-Songwriter? Da muss doch mehr drin sein als derartige Hintergrundbeschallung.
Sympathischer sind da schon die besagten feministischeren Coming-of-Age-Momente. Dass Cíntia hier mehr sein darf als nur ein hübsches Mädchen, das auf den Prinzen warten muss, sondern eigene Ziele erfüllt, das ist mehr als angemessen. Es geht letztendlich darum, dass ein junger Mensch sich selbst finden und behaupten muss – während Freddy nicht wirklich mehr als der schöne Schwarm ist. Das ist jedoch leider selbst ohne große Persönlichkeit, DJ Cinderella ist ein typischer Teeniefilm, der zwar vielversprechende Wege einschlägt, dabei aber nicht weit genug geht. Für die Zielgruppe könnte das reichen, wenn am Ende die Identifikationsfigur ihren Mann bekommt, die böse Stiefmutter ihre Strafe. Ein bisschen Bestätigung ist ja nie verkehrt, gerade in dem Alter. Märchenhaft ist das letztendlich fade Ergebnis aber nicht, das sich zu sehr an die Erwartungen hält und keinen zwingenden Grund bietet, ausgerechnet das hier anzuschauen und keine der vielen anderen Teenie-Liebeskomödien.
OT: „Cinderela Pop“
Land: Brasilien
Jahr: 2019
Regie: Bruno Garotti, Anita Barbosa
Drehbuch: Bruno Garotti, Flávia Lins e Silva, Marcelo Saback
Vorlage: Paula Pimenta
Kamera: Dante Belluti
Besetzung: Maisa Silva, Marcelo Valle, Fernanda Paes Leme, Elisa Pinheiro, Sérgio Malheiros, Filipe Bragança
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