In Hitman Undead spielt der Martial Artist Mark Dacascos, der der Allgemeinheit aktuell wohl durch die Rolle des Antagonisten in John Wick: Kapitel 3 bekannt sein dürfte, den Familienvater Driver in einer Zombie-Apokalypse. In einer kleinen Gemeinschaft mit anderen Überlebenden versucht er für das Wohl seiner Frau und seiner Tochter zu sorgen. Als diese von Holzzäunen gesicherte Kommune, erinnernd an Alexandria aus The Walking Dead, von einer anderen Gruppe Überlebender angegriffen und zerstört wird, muss Driver mit seiner Tochter Bree (Noelani Dacascos) fliehen – auf der Suche nach der ultimativen Zuflucht: Haven.
„Er ist wie eine Kakerlake, aber im positiven Sinne“
Nach ersten Gesprächsfetzen in der Eröffnungsszene wird klar, dass es sich hier ganz klar um schwach geschriebene Dialoge handelt, die, kombiniert mit einer sehr merkwürdigen Synchronfassung, neues Terrain der Unnatürlichkeit beschreiten. Durch die konstanten und haarsträubenden inneren Monologe des Protagonisten wirkt das Gesamtwerk wie der Versuch, Tagebucheinträge eines Grundschülers in einen eineinhalbstündigen Spielfilm umzuwandeln. Neben sinnfreien Metaphern zur Beschreibung seiner Kollegen im Kampf ums Überleben wie „Er ist wie eine Kakerlake, aber im positiven Sinne“ wird die innere Dynamik der neuen Gesellschaft offenbart: Geführt wird diese sichere Zuflucht durch den großen Anführer Gabriel und Driver, die beide für die Sicherheit in ihrer „Stadt“ sorgen, indem sie für Recht und Ordnung mit ihren eigenen Regeln sorgen.
„Für dich komm ich später wieder“
All die anfänglichen Erklärungen und das, für einen Film mit recht geringem Budget (schätzungsweise 1,5 Millionen Dollar) relativ aufwendigen Setdesign der Stadt, werden allerdings sehr schnell wieder über Bord geworfen, als alles durch einen Verräter in den eigenen Reihen und Unterstützung von außen zugrundgerichtet wird. Bevor das allerdings passiert, darf der Zuschauer noch eine wundervolle Slow-Motion-Szene von eineinhalb Minuten genießen, wenn Driver einen Gang entlangschreitet und nachdenklich in, um und durch die Kamera schaut. Hier wird sehr eindrucksvoll betont… ja, was eigentlich? Diese ad absurdum führende Szene findet ihr Sequel im Mord an Gabriel durch den Verräter, der danach allerdings nicht etwa dessen Frau ebenfalls erschießt – nein, denn er kommt für sie später wieder – man hat ja schließlich wirklich Wichtigeres zu tun in diesem Chaos aus Zombies und über einander herfallenden Überlebenden.
„Weil du mich niemals fahren lässt!“
Der Ehren-Protagonist ist allerdings kein Mensch, Zombie oder anderes Lebewesen – auch wenn es von entsprechenden Verehrern gerne besser behandelt wird als die eigene Familie: Der sorgsam gepflegte metallicblaue BMW 420i, den Driver, daher wohl der Name, konstant fährt. Es gibt kaum schöneres Bildmaterial als solches, in dem ein offenbar beinahe fabrikneuer 4er BMW durch die Holztore einer improvisierten Überlebendensiedlung gefahren kommt und in seiner Garage geparkt wird – natürlich nur höchstpersönlich von Driver selbst. Als wenig später klar wird, dass diese Kommune bloß zwei Fahrzeuge zur Verfügung hat, eines davon ein kaum funktionstüchtiger Van, bekommt das Ganze noch einen zusätzlichen, wunderbar trashigen Beigeschmack.
Da der Verräter in den eigenen Reihen ständiger Beifahrer bei den Ausrückfahrten zu Benzinsuchaktionen dabei war, wuchs seine Frustration und er entschied sich alle Menschen der Stadt töten zu lassen – nur um in seinen letzten Atemzügen sein Motiv zu betonen „Weil du mich niemals fahren lässt!“
Wo sind wir eigentlich?
Ab hier fliehen Vater und Tochter, die im Übrigen auch im echten Leben Vater und Tochter sind, mit dem unverletzten BMW-Brüderchen aus den explodierenden Ruinen ihrer einstigen Heimat auf der Suche nach einer neuen friedlichen Zuflucht, von der man munkelt, sie läge irgendwo im Norden. Ein Gutes hat die ganze Situation: Nachdem das ganze Budget des Filmes für das Setdesign der ersten zwanzig Minuten und den nigelnagelneuen BMW draufgegangen war, kann man sicher sein, dass dem schönen Auto nichts passieren wird – zumindest wohl nicht sichtbar auf dem Bildschirm.
Nach detektivischer Arbeit (das Lenkrad ist auf der rechten Seite des Autos und die meisten der aufgeführten Namen in den Opening Credits als auch die Straßenschilder waren asiatischer Herkunft) lässt sich feststellen, dass man sich hier wohl auf Landstraßen in Thailand bewegt – weit weg von den Muttermotorenwerken unseres Helden. Nach diesem genial angedeuteten Subplot fühlt man sich in die emotionale Welt der drei Überlebenden ein und hofft, dass es wenigstens einer sicher aus den wirren Dialogen dieser Geschichte herausschafft.
OT: „The Driver“
Land: Thailand
Jahr: 2019
Regie: Wych Kaosayananda
Drehbuch: Wych Kaosayananda, Steve Poirier
Musik: Abishek J. Bajaj
Kamera: Wych Kaosayananda
Besetzung: Marc Dacascos, Julie Condra, Noelani Dacascos, Jeremy Stutes, Adam Zachary Smith
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