Harry Sandman (Michael Foerster) braucht eine Idee. Und er braucht sie dringend. Schließlich will er einen neuen Whisky auf den Markt bringen, der komplett in Bayern gefertigt wurde, und sucht dafür die passende Marketingstrategie. Da läuft er ganz zufällig Gustl Wanninger (Tom Schuster) über den Weg, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit Jesus hat. Und das gilt es zu nutzen. Gesagt, getan: Tatsächlich gelingt es dem gewitzten Unternehmer, den jungen Mann für seine Zwecke einzubinden, die Verkaufszahlen des heiligen Getränks gehen durch die Decke. Doch dann geschieht ein grausamer Mord und ausgerechnet der Heiland der Alkohol-Industrie gerät in den Verdacht, der Täter zu sein …
Der schöne Schein
Gute Werbung ist Gold wert – aber alles andere als einfach zu erreichen. Denn auch wenn das Ziel leicht zu umfassen ist, Aufmerksamkeit schaffen und zum Kauf animieren, der Weg dorthin kann die verschiedensten Formen annehmen. Werbung kann witzig sein oder bewegend, soll in irgendeiner Weise aus dem Rahmen fallen, um in der Flut aus Bildern und Tönen, die uns um die Ohren gehauen werden, in Erinnerung zu bleiben. Im Fall von Holy Spirit setzen die Verantwortlichen der Werbespots auf eine Mischung aus Humor und Provokation. Ein von oberster Stelle abgesegneter Whisky, das ist in Bayern nun wirklich keine Alltäglichkeit.
Der Film selbst verfolgt ebenfalls eine duale Strategie. Genauer hat Regisseur und Drehbuchautor Mike Baran eine Mischung aus Satire und Thriller gedreht. Der erste Teil befasst sich natürlich vordergründig mit der Werbeindustrie, die sich für keinen Blödsinn zu schade ist und jegliche Grenzen zu überschreiten bereit ist, wenn auch nur die Chance dabei besteht, irgendwie Geld zu machen. Gleichzeitig nimmt sich Holy Spirit aber auch andere Teile der Bevölkerung vor. Der Hype um den vermeintlichen Jesus ist nur ein Beispiel für eine weit verbreitete Oberflächlichkeit, die gern auch mit Verlogenheit einhergeht. Da spielt der Film schon genüsslich mit der Scheinheiligkeit der Menschen, entlarvt eine Gesellschaft, in der alle etwas vorgeben zu sein, was sie gar nicht sind.
Zwischen allen Genres
Das nun mit einer Mordserie bzw. der Suche nach einem Mörder zu verknüpfen, ist eine interessante Idee. Nur ist es auch eine Idee, die nicht so ganz aufgeht. Denn immer mal wieder stellt man sich die Frage, was genau Holy Spirit eigentlich sein will und welches Ziel verfolgt werden soll. Für eine reine Satire ist das zu wenig, für einen Thriller aber auch. Da die Morde in die zweite Hälfte fallen und zu dem Zeitpunkt in den Vordergrund rücken, wird zudem die Chance verpasst, eine tatsächliche Mischung aus beidem zu machen. Stattdessen zerfällt der Film in zwei Hälften, die zwar Berührungspunkte haben, aber nicht zu einem Ganzen werden. Bei der Optik fehlt budgetbedingt ohnehin der letzte Feinschliff.
Dennoch, irgendwie ist es sympathisch, was diese Independent-Produktion da versucht und die so gar nicht in die aktuelle deutsche Kinolandschaft passt. Während bayerische Komödien sonst gerne rumpeln und sich selbst auf die Schulter klopfen, da wird hier ein bisschen Gift versprüht. An manchen Stellen gibt es zudem ein paar schöne Bilder, wenn sich Holy Spirit stärker auf seine mysteriöse Ausrichtung einlässt und dabei sogar leicht surreal wird. Wer also mal wieder in der Stimmung für eine bissigere Auseinandersetzung mit dem Freistaat, aber eben auch der Medienlandschaft ist, der findet hier einen kuriosen Mix – selbst wenn am Ende nicht alle Gebete erhört worden sind.
OT: „Holy Spirit“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Mike Baran
Drehbuch: Mike Baran
Musik: Werner Bauer, Jon Falke, Mani Gruber, Richard Dana Laughlin, Marcus Lee
Kamera: Massimo Fiorito
Besetzung: Tom Schuster, Stefanie Mendoni, Michael Foerster, Matthias Kostya
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