Schon seit Jahren träumt Johnny Walker (Mickey Rourke) von der großen Chance im Boxring, doch bisher reichte es nur für Provinzkämpfe, in denen er meist auf die Worte und die Vorgaben abgekarteter Promoter hören musste. Die Erfolglosigkeit nagt an Johnny, der sich mit der Zeit hat sehr hängen lassen, raucht und trinkt sowie generell die Hoffnung auf eine Karriere außerhalb der Provinz aufgegeben hat. Nach einem Kampf freundet er sich mit dem Kleinganoven Wesley (Christopher Walken) an, der sich mit kleinen Diebstählen und einem Job als Sänger über Wasser hält. Mit Johnny will sich Wesley den Traum von dem einen großen Coup erfüllen, den er schon seit langem plant und nach dem er sich zur Ruhe setzen will. Zur selben Zeit lernt Johnny Ruby (Debra Feuer) kennen, der ein Karussell gehört, das sie von ihrem Großvater geerbt hat. Aus der Bekanntschaft wird mehr und die beiden fühlen sich stark zueinander hingezogen, sodass Johnny beschließt, die Einnahmen seines nächsten Kampfes in ihre gemeinsame Zukunft zu investieren. Jedoch könnte dieser Kampf auch sein letzter sein, denn nach einem Arztbesuch auf Anraten Wesleys wird diesem mitgeteilt, Johnny leide an einer Schädelfraktur, die, wenn er weiterhin in den Ring steigen will, für ihn tödlich enden kann.
Ein Cowboy und Boxer
Die Idee zu der Geschichte um den erfolglosen Boxer Johnny Walker trug Mickey Rourke schon lange mit sich herum, wie sich beispielsweise sein Co-Star Christopher Walken erinnert, der bereits beim Dreh zu Heaven’s Gate von seinem Kollegen von der Idee zu der Geschichte hörte. Schließlich gab man Rourke, der in den 80er Jahren durch Rollen in Alan Parkers Angel Heart und Adrian Lynes 9 ½ Wochen zu einem enormen Ruhm gelangte, grünes Licht für sein Herzensprojekt, das er mit Michael Seresin, mit dem er schon in Angel Heart zusammengearbeitet hatte, umsetzte. Das Ergebnis ist ein Sportlerdrama über das Verlieren und das Hoffen auf die große Chance, im Ring und auch außerhalb dessen, mit einem Mickey Rourke, der sein ganzes Können in die Rolle des Johnny Walker legt.
Warum die Geschichte des Johnny Walker Rourke so beschäftigte, wird jedem klar, der die Karriere des Darstellers über die Jahre verfolgt hat, ergeben sich doch einige Parallelen. Auch wenn Rourke des Öfteren wegen seines Aussehens als Liebhaber besetzt wurde, so bewies er doch schon immer eine gewisse Vorliebe für die Verlierer und die Außenseiter, die sich am Rande der Gesellschaft durchschlagen. Mit diesem Etikett hat sich auch Johnny in Homeboy abgefunden, der sich scheinbar treiben lässt, von einem Kampf in den nächsten geht, ohne lange über diese nachzudenken, wobei er seinen Körper langsam aber sicher herunterwirtschaftet. Schon nach wenigen Minuten in einer Bar, ohne etwas getrunken zu haben, verschwimmt die Sicht Johnnys, dargestellt durch entsprechend verzerrte Kamerabilder, die seine Wahrnehmung zeigen sollen, wodurch man weiß, welcher Preis seine Art zu leben von seinem Körper bereits gefordert hat.
Kampf gegen den Körper
So ist der Kampf im Ring nicht mehr nur einer gegen einen Kontrahenten, sondern ein Kampf mit dem eigenen Körper, dem man noch eine Leistung, einen Triumph, mag er auch noch so klein sein, abtrotzen will. Vergleichbar mit anderen Sportlerdramen, welche die Welt des Boxens zeigen, sind die Kämpfe im Ring die Konfrontation mit dem eigenen Ich, den Dämonen, die man in sich trägt, der Angst und der Wut über sich selbst. Rourke weiß, dass sein Johnny daher wenig Wort benötigt, erzählt er seine Geschichte doch mit seinen Fäusten, denn sein Leben definiert sich als ein einziger Kampf, auch außerhalb des Rings.
Johnnys Kampf ist aber auch einer um Anerkennung und Liebe. Die besondere Leistung eines Darstellers wie Rourke, selbst in aktuellen Rollen, ist diese ungeheure Sensibilität und Verwundbarkeit, die sich in den stillen Momenten einer Geschichte zeigt. Hinter dem zähen Kämpfer ist ein Mensch, der dieses ewige Treiben satt ist, genauso wie Menschen, die ihn und seinen Körper ausbeuten wollen für ihre Zwecke. Das ganze Leid kulminiert in einem kurzen Monolog, der nicht umsonst an Marlon Brandos Rolle in Die Faust im Nacken erinnert, wenn Johnny den Tränen nahe fragt, ob auch aus ihm ein „jemand Großes“ hätte werden können.
Allerdings soll vor allem Christopher Walkens Leistung nicht unerwähnt bleiben. In seiner Rolle des Wesley beweist Walken sein Talent für moralisch ambivalente Charaktere, die einer klaren Kategorisierung als Antagonist nicht entsprechen und deren Motivation man, selbst die für das Ausnutzen anderer, verstehen kann. Auch Wesley hofft, wie Johnny, auf eine große Chance im Leben, was seiner Figur ebenfalls eine gewisse Tragik verleiht.
OT: „Homeboy“
Land: USA
Jahr: 1988
Regie: Michael Seresin
Drehbuch: Mickey Rourke
Musik: Eric Clapton, Michael Kamen
Kamera: Gale Tattersall
Besetzung: Mickey Rourke, Christopher Walken, Debra Feuer, Kevin Conway, Jon Polito
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