Wie schon in dem vorherigen The Champion greift auch Charles Chaplins vierte Arbeit In the Park für Essanay Films auf ein bekanntes Motiv zurück. Der Park als Handlungsort für einen Sketch oder ein Segment eines längeren Spielfilms war ein sehr populäres Motiv und Chaplin selbst verwendet es des Öfteren. Jedoch war es nicht die bloße Nachahmung, nach der Chaplin strebte, sondern wie schon in The Champion scheint es ihm auch in In the Park um die Erweiterung seiner Fähigkeiten als Regisseur und Darsteller zu gehen. Mag die Geschichte, die er erzählt, auch reichlich simpel sein, muss man bei In the Park vor allem die technischen Aspekte der Inszenierung betonen, die eine deutliche Entwicklung Chaplins zeigen.
Im Stadtpark beobachtet der Tramp (Chaplin) zwei Pärchen, die an dem schönen Tag sich in der Natur vergnügen, sich wiederholt auf den Parkbänken umarmen, küssen und einander ihre Zuneigung zeigen. Durch sein aufdringliches Verhalten stört der Tramp die beiden Pärchen und wird von den beiden Männern alsbald verscheucht, hinein in ein Intermezzo mit einem Taschendieb, der versucht, einen Hot-Dog-Verkäufer zu bestehlen. In der Folge gelingt es dem Tramp nicht nur den Dieb zu stellen, sondern er nimmt sich selbst ein paar der leckeren Würstchen sowie das Diebesgut, eine schwarze Handtasche. Da einer der Männer auf der Suche nach einem geeigneten Geschenk für seine Geliebte ist, beschließt der Tramp, ihm die Tasche zu verkaufen, was eine neue Kette von Missverständnisses nach sich zieht.
Chaos in der Idylle
Viele der Arbeiten Chaplins für Essanay waren nicht ohne ihre Kritiker. Bereits als er noch bei den Keystone Studios unter Vertrag war, wurde oftmals angemerkt, dass Chaplins Figur des Tramps bisweilen boshaft war und Freude an dem Schaden hatte, den er anrichtete. Auch wenn sich Chaplins Figur mit der Zeit weiterentwickelte, kann man eben diese Charakterzüge bei der Version in In the Park noch mehr als deutlich erkennen. Mag die Tollpatschigkeit des Tramps der Auslöser für viele der Handlungen in The Champion oder bei His New Job sein, so ist doch die Schadenfreude und die Boshaftigkeit Kern dessen, was die Figur in dieser Geschichte ausmacht. Bereits früh reagiert er etwas irritiert auf die Liebenden und ihre übertriebenen Gesten, was ihm als Anlass wohl genug ist, deren Idylle empfindlich zu stören.
Abgesehen von diesen Punkten zeigt sich, wie bereits erwähnt, die zunehmende Sicherheit Chaplins hinter der Kamera. So versteht er das idyllische Setting des Stadtparks für die Zwecke des Films zu nutzen, insoweit die Störung der Idylle der Liebenden parallel steht zur jener des Parks, der nicht nur ein Ort der Liebe ist, sondern auch der Gauner und jener zwielichtigen Charaktere wie dem Tramp. Die gut choreografierten und inszenierten Slapstick-Elemente tun ihr Übriges, um die (bittere) Komik der Geschichte zu betonen sowie das mittlerweile tolle Zusammenspiel Chaplins mit Schauspielern wie Leo White, Edna Purviance oder Bud Jamison, die zur Stammbesetzung seiner Arbeiten für Essanay wurden.
OT: „In the Park“
Land: USA
Jahr: 1915
Regie: Charlie Chaplin
Drehbuch: Charlie Chaplin
Kamera: Harry Ensign
Besetzung: Charlie Chaplin, Edna Purviance, Leo White, Bud Jamison, Leona Anderson, Billy Armstrong, Ernest Van Pelt
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