Nashville Lady Coal Miner's Daughter Loretta Lynn
© capelight pictures

Nashville Lady

Kritik

Nashville Lady Coal Miner's Daughter Loretta Lynn
„Nashville Lady“ // Deutschland-Start: 13. März 1981 (Kino) // 17. Juli 2020 (DVD/Blu-ray)

Loretta (Sissy Spacek) ist gerade einmal 15 Jahre alt, als sie 1948 den 22-jährigen Doolittle Lynn (Tommy Lee Jones) heiratet. Wenige Jahre später haben sie schon mehrere Kinder und führen eine ganz normale amerikanische Ehe. Wäre da nicht Lorettas Talent als Sängerin. Immer wieder tritt sie in kleineren Bars auf, manchmal auch im Radio. Eine tatsächliche Karriere verfolgen die Lynns dabei nicht wirklich, bis sie das Geld bekommen, eine eigene Single aufzunehmen und damit auf Promotour zu gehen. Ehe sie es sich versehen, tritt Loretta auf großen Bühnen auf, ist eng mit der Sängerin Patsy Cline (Beverly D’Angelo) befreundet und auf dem Weg selbst ein Star zu werden …

Eine musikalisch fremde Welt
Auch wenn die Welt kulturell im Laufe der letzten Jahrzehnte natürlich enger zusammengerückt ist, so viele Trends, Stile und Eigenheiten hin und her importiert werden, dass man manchmal vergisst, in welchem Land man sich noch aufhält, einige Sachen sind dann doch eher unverkäuflich. Beispiel: Country-Musik. Ein paar große Stars mit Crossover-Appeal gab es natürlich, vor allem, als sie sich poppiger gestalteten. Bei Shania Twain oder Taylor Swift dürfte den zahlreichen internationalen Fans vielleicht nicht mal bewusst sein, dass sie ursprünglich aus der vielleicht US-amerikanischsten Musikrichtung kamen. Auch k.d. lang und Dolly Parton feierten weltweit große Erfolge, wurden zu genreunabhängigen Ikonen.

Loretta Lynn ist ein vergleichbarer Durchbruch auf der internationalen Bühne nie gelungen. Aber auch in den USA blieb ihr Ruhm auf Country-Zirkel beschränkt, selbst ihre erfolgreichsten Singles waren in den regulären Charts praktisch kaum vertreten. Tatsächlich dürfte für viele der Name sogar eher mit Nashville Lady verbunden sein. Der auf ihrem Leben basierende Film war 1980 ein großer Hit, wurde zudem mit Kritikerlob überhäuft – es gab sogar sieben Nominierungen bei den Oscars, darunter für den besten Film. Es verhalf Lynn zudem zu neuem Ruhm, wenngleich indirekt. Der Soundtrack zum Film war erfolgreicher als viele reguläre Alben der Sängerin. Und das obwohl er gar nicht von Lynn selbst eingesungen wurde, sondern von Sissy Spacek.

Eine Frau für jede Lebenslage
Spacek ist ohnehin das beste Argument, sich den Film einmal anzuschauen. Die Schauspielerin, die hierfür einen Oscar als beste Hauptdarstellerin abräumte, überzeugt als Frau, die einerseits zurückhaltend und schüchtern ist, im nächsten Moment aber auch gut austeilen kann. Eine Frau, die gefangen ist zwischen den traditionellen Rollenmustern und einer persönlichen wie künstlerischen Selbstsuche. Teilweise folgt das natürlich schon den üblichen Bahnen, die solche Erfolgsgeschichten mit sich bringen. Ein junges Mädchen vom Land, das aus einer großen, jedoch sehr armen Familie, und später allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz Karriere macht: Das ist der Amerikanische Traum in Reinkultur, der noch immer Menschen Tränen in die Augen treibt und davon träumen lässt, es im Leben zu schaffen. Loretta hat es ja auch.

Als Geschichte ist das jetzt eher weniger interessant, auch wenn ein solcher Triumph natürlich immer mit einer gewissen Befriedigung einhergeht. Interessanter ist Nashville Lady als Zeit- wie auch als Personenporträt. Wenn Lorettas erste Nacht mit Doolittle aus heutiger Sicht eher einer Vergewaltigung ähnelt und es gleich zu Beginn mal eine Ohrfeige setzt, wenn Frau nicht so will, wie Mann verlangt, dann ist das schon irgendwie schockierend. Aber es ist der Auftakt zu einer Ehe, die insgesamt sehr turbulent ist und von vielen Widersprüchen geprägt. In dem Film gibt es nicht nur gut und schlecht, die Figuren sind ein Produkt ihrer Zeit, haben mit einer Welt zu kämpfen, die eigentlich viel zu groß für sie ist. Spacek und Tommy Lee Jones zuzusehen, wie sie ihren Weg durch diese suchen, das ist noch immer sehenswert, selbst für ein Publikum, das mit der Musik nicht viel anzufangen weiß.

Credits

OT: „Coal Miner’s Daughter“
Land: USA
Jahr: 1980
Regie: Michael Apted
Drehbuch: Tom Rickman
Musik: Owen Bradley
Kamera: Ralf D. Bode
Besetzung: Sissy Spacek, Tommy Lee Jones, Beverly D’Angelo, Levon Helm

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1981 Bester Film Nominierung
Beste Hauptdarstellerin Sissy Spacek Sieg
Bestes adaptiertes Drehbuch Thomas Rickman Nominierung
Beste Kamera Ralf D. Bode Nominierung
Bestes Szenenbild John W. Corso, John M. Dwyer Nominierung
Bester Ton Richard Portman, Roger Heman Jr., James R. Alexander Nominierung
Bester Schnitt Arthur Schmidt Nominierung
BAFTA Awards 1982 Beste Hauptdarstellerin Sissy Spacek Nominierung
Bester Ton Gordon Ecker,
James R. Alexander,
Richard Portman,
Roger Heman Jr.
Nominierung
Golden Globe Awards 1981 Bester Film – Komödie oder Musical Sieg
Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical Sissy Spacek Sieg
Bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical Tommy Lee Jones Nominierung
Beste Nebendarstellerin Beverly D’Angelo Nominierung

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

„Nashville Lady“ erzählt von dem Aufstieg der Country-Sängerin Loretta Lynn, von ihrer schwierigen Jugend bis zu den großen Erfolgen. Die Geschichte selbst ist dabei weniger interessant. Die Stärken des Biopics liegen vielmehr in der Darstellung der damaligen Zeit wie auch der Figuren – allen voran Sissy Spacek, die im Film alle Lieder selbst singt.
7
von 10