Persona
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Persona

Kritik

Persona
„Persona“ // Deutschland-Start: 25. August 1967 // 19. November 2015 (DVD/Blu-ray)

Während einer Aufführung des Stückes „Elektra“ verfällt die bekannte Schauspielerin Elisabet Vogler (Liv Ullmann) ins Schweigen, schließt sich in den folgenden Tagen zu Hause ein und lässt niemanden mehr an sich heran. Da sie körperlich gesund ist, schlussfolgern die Ärzte, das Problem müsse psychologischer Natur sein, sind aber mit ihren Versuchen, an Elisabet heranzukommen, ohne Erfolg. So wird der jungen Krankenschwester Alma (Bibi Andersson) die Aufgabe zuteil, nicht nur Elisabet zu pflegen, sondern sich mit ihr auf das Sommerhaus der Chefärztin zurückzuziehen, um sie dort endlich zum Reden zu bringen, ihr Problem zu erkunden und somit die Grundlage für eine Therapie zu schaffen. In der Folge ist es aber weniger Elisabet, sie sich öffnet, sondern mehr Alma, die ihr in der Abgeschiedenheit des Hauses über ihre privaten Probleme, ihre intimen Geheimnisse und gar über ihre ersten sexuellen Erfahrungen berichtet. Almas Freude darüber, eine aufmerksame Zuhörerin gefunden zu haben, hat ein jähes Ende, als ihr ein Brief Elisabets in die Hände fällt, in dem sie sich über Almas Offenheit amüsiert und ihre Freude kundtut, sie bei den Gesprächen zu beobachten. Zutiefst verletzt beschließt Alma sich zu rächen, doch durch ihre Konfrontation mit Elisabet merkt sie, dass ihr immer mehr die Distanz zu ihrer Patientin verloren geht, bis sie sogar meint, zu Elisabet zu werden.

Psychologische Räume und Orte
Eigentlich sollte Die Stunde des Wolfs das nächste Projekt Ingmar Bergmans werden, doch dann musste er wegen einer Lungenentzündung für lange Zeit das Bett hüten. In dieser Zeit entstand die Idee und recht schnell das Drehbuch zu Persona, welches er entgegen seiner ursprünglichen Pläne als nächstes Projekt anging. Gefilmt wurde das Kammerspiel größtenteils auf der Insel Fåro, am Strand und in oder um Bergmans Ferienhaus, einem der wichtigsten Bezugspunkte für den Regisseur und seine Filme. Entstanden ist ein Film, der nicht nur einer der berühmtesten und besten Bergmans ist, sondern eine zeitlose Studie über die Brüchigkeit von Konzepten wie Persönlichkeit und Identität.

Jeder Zuschauer, der sich auf Persona einlässt, wird unausweichlich zu einer eigenen Lesart dieses mehrdeutigen Films kommen. Filmhistoriker und Autor Peter Cowie nannte der Film einst den „Mount Everest der Filmanalyse“, der viele Deutungen zulässt, wobei man direkt Belege und Bilder im Film findet, welche einen gegensätzlichen Ansatz unterstützen. Mögen diese oder ähnliche Aussagen zum Film vor allem in der suggestiven Bilderwelt begründet sein, besticht Persona, wie so viele Filme des schwedischen Regisseurs, vor allem durch seine formale Klarheit. Im Gegensatz zu manch anderen seiner Geschichten reduziert Bergman noch weiter, auf räumlicher wie personeller Ebene, sodass die Geschichte in einer Konfrontation der beiden Frauen enden muss, in einem Kampf des Willens, der immer auch ein Kampf mit dem eigenen Ich ist.

Zusammen mit seinem Kameramann Sven Nykvist, Bergmans ständiger Begleiter bei vielen seiner Filme, entwirft der Regisseur einen Ort, der nicht zufällig gewisse Ähnlichkeiten mit einer Theaterbühne aufweist. Sowohl die Landschaft als auch das Haus geben keinerlei Fluchtpunkte, kein Entkommen vor jener Konfrontation der beiden Figuren und wirken im weiteren Verlauf der Handlung eher wie psychologische Räume, beinahe surreale Orte, welche einen immer wieder auf sich selbst zurückwerfen. Die Zeit scheint, wie es an einer Stelle im Film heißt, stillzustehen, was nochmals den Status dieser Räume und Orte als psychologisch mehrdeutig betont.

Die Angst vor dem gesprochenen Wort
Auf dieser minimalistisch angelegten „Bühne“ findet die Konfrontation zunächst über das Wort, später über Bilder oder andere Mittel statt. Generell deutet vieles im Film auf eine große Skepsis bezüglich des Wortes an bezüglich dessen Fähigkeit Sachverhalte zu kommunizieren wie auch der Verstellung von Personen oder Tatsachen. In diese Richtung geht auch die Theorie der Chefärztin, die behauptet, Elisabet reagiere mit ihrem beharrlichen Schweigen auf jene Falschheit in ihrem Leben, ihrem beständigen Spielen von Rollen, eine Idee, die sich bereits im Titel des Films, dem lateinischen Begriff für die Maske des Schauspielers im antiken Theater, andeutet.

Innerhalb dieser Geschichte muss man vor allem das Schauspiel Bibi Anderssons wie auch Liv Ullmanns loben, zwei Darstellerinnen, mit denen Bergman oft kollaborierte. Während die eine gekränkt wahrnimmt, wie ihr eigenes Wort sie in Bedrängnis bringt und zu einem fundamentalen Ich-Verlust beiträgt, spielt Ullmann eine Person, die sich immer weiter in sich selbst zurückzieht, den Blick mal ängstlich, mal vorsichtig auf ihr Gegenüber und ihre Umgebung werfend.

Credits

OT: „Persona“
Land: Schweden
Jahr: 1966
Regie: Ingmar Bergman
Drehbuch: Ingmar Bergman
Musik: Lars Johan Werle
Kamera: Sven Nykvist
Besetzung: Bibi Andersson, Liv Ullmann, Margarethe Krook, Gunnar Björnstrand

Bilder

Trailer

Filmfeste

Toronto International Film Festival 1999
Berlinale 2002
Berlinale 2011

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„Persona“ ist ein Meisterwerk des psychologischen Films, eine Geschichte über Identität, Persönlichkeit und die Rollen, welche wir im Leben spielen. Formal und schauspielerisch stark und oftmals mehrdeutig angelegt, hat Ingmar Bergman einen Film inszeniert, der sehr zu Recht als einer seiner besten gilt und wohl noch viele weitere Jahre Kritiker wie Zuschauer beschäftigen wird.
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von 10