Richard (Johnny Depp), College-Professor für Englisch, erfährt eines Tages, dass er an einem fortgeschrittenen Lungenkrebs leidet. Mit dem bevorstehenden Tod konfrontiert, krempelt er sein Leben von Grund auf um. Ganz nach dem Motto „keinerlei Zeitverschwendung mehr“ wird so kurzerhand sein Universitätsseminar auf Eis gelegt. Einzig und allein eine Kerngruppe, bestehend aus tatsächlich interessierten und leidenschaftlichen Studenten, bleibt übrig. So ergibt sich aus dem einst konventionellen Universitätsleben ein neuer Abschnitt für Richard, in dem er mit seinen Studenten in der Natur oder in Bars über wichtige Themen wie Existenzialismus oder Philosophie diskutiert. Seine Krankheit behält er dabei, mit Ausnahme seines besten Freunds Peter (Danny Huston), vorerst für sich. Tag für Tag entsteht nun der Wettlauf mit der Zeit, um das Beste aus seinem restlichen Leben herauszuholen.
Leben statt nur existieren
Philosophisch stark angehaucht, versucht Regisseur Wayne Roberts den Zuschauer mit den wichtigen Fragen des Lebens zu konfrontieren. Themen wie Tristheit, mittelmäßige Glücklichkeit wie auch individuelle Entfaltung und zwischenmenschliche Beziehungen stehen dabei besonders im Fokus des Films. Der Umgang mit dem Ehepartner, mit den Kindern, mit Vorgesetzten, aber auch mit sich selbst wird so zum leitenden Motiv. In der Gesamtheit entsteht so ein Appell für mehr erleben, anstatt nur in den Tag hinein zu leben. Verbunden mit den Phasen des Sterbens – Nicht-Wahrhaben-Wollen, Zorn, Verhandeln, Depressionen und der Zustimmung letzten Endes – macht The Professor letztlich auch über das eigene Leben nachdenklich.
Genüssliches Dasein
Anders als in vergleichbaren Filmen, die sich klassisch an den Phasen des Sterbens orientieren, ist mit The Professor ein divergentes Werk entstanden. Durch seine konsequente Einstellung, keine Zeit verlieren zu wollen, erlebt Richard eine eher aufregende als depressive Zeit in den letzten Monaten seines Lebens. Eine Affäre, die eine oder andere Droge oder ein schlichter Tanz in einer atmosphärischen Bar mit einer seiner Studentinnen, werden so zu aufregenden Erlebnissen in Richards letzten Lebensabschnitt. Dies ist nicht nur bildlich wunderbar festgehalten, es verdeutlicht darüber hinaus auch die altbekannte Maxime „es sind die kleinen Dinge im Leben, auf die es ankommt“. In seiner Position als Professor, einer pädagogischen Figur in unserer Gesellschaft, gibt er diese Erkenntnis gleichzeitig aber auch an seine Studenten und den Zuschauer weiter. „Genießt das Leben“ wird so zur Quintessenz von Roberts’ Werk.
Seicht statt bitterernst
Alles andere als gänzlich schwermütig, ist The Professor trotz seines melancholischen Unterbaus kein 90-Minuten-Tränenkino, im Gegenteil. Durch den einen oder anderen Funke Humor in der Tristesse, wird das Ganze passend aufgelockert wodurch der Film nicht in einer bitterernsten Dramatik mündet. Neben Johnny Depp als Top-Besetzung, der den Film fast vollends alleine trägt, fällt es beim Einsetzen der Credits dann aber doch nicht ganz leicht, noch mehr aus The Professor mitzunehmen. Gelungene Bilder und der dezente Soundtrack erscheinen aufgrund dessen nur als nettes Begleitwerk. Auch wenn der Film in insgesamt fünf Kapitel mit Titeln wie „Ich muss euch etwas sagen“ und „Ich muss euch immer noch etwas sagen“ eingeteilt ist, so bleibt der Eindruck, dass vieles ungesagt bleibt. Eine halbe Stunde mehr, um Charakterprofile zu vertiefen, hätten daher sicherlich nicht geschadet.
OT: „The Professor“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Wayne Roberts
Drehbuch: Wayne Roberts
Musik: Aaron Dessner, Bryce Dessner
Kamera: Tim Orr
Besetzung: Johnny Depp, Zoey Deutch, Danny Huston, Rosemarie DeWitt, Siobhan Fallon Hogan, Linda Emond
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)