The Resurrection of Broncho Billy

The Resurrection of Broncho Billy

Kritik

The Resurrection of Broncho Billy
„The Resurrection of Broncho Billy“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Während seines Studiums an der USC (University of Southern California) School of Cinematic Arts arbeitete John Carpenter, wie auch seine Kommilitonen, an verschiedenen Projekten mit, vor allem da eine Vorgabe war, Erfahrungen in allen Bereichen der Filmproduktion zu machen. So erklärt sich auch, warum Carpenter zwar vor allem durch seine Tätigkeit als Regisseur bekannt ist, aber auch ein Talent im Bereich Drehbuchschreiben besitzt und für die meisten seiner Filme die Filmmusik selber schreibt, einspielt und komponiert. Im Falle von The Resurrection of Broncho Billy handelte es sich um ein von Mitstudent John Longenecker ins Leben gerufenes Projekt, an dem neben Carpenter noch drei weitere Studenten beteiligt waren. Aufgrund seiner großen Passion für das Genre des Western musste Carpenter zudem nicht lange nachdenken, ob er an dem Projekt mitarbeiten würde und schrieb die Musik, machte den Schnitt und arbeitete am Drehbuch mit.

Im Leben des jungen Billy Dubrawski (Johnny Crawford) spielt der Wilde Westen eine zentrale Rolle. Um ihn herum mahnen ihn viele, unter anderem sein Vermieter, endlich mit der Träumerei aufzuhören und sein Geld nicht immer für Kinobesuche und Cowboy-Accessoires auszugeben, doch Billy kann einfach nicht anders und hat seine Wohnung in ein Sammelsurium diverser Colts, Poster, Cowboyhüte und anderer Dinge gemacht. Wenn er nicht gerade im Kino ist oder bei der Arbeit, sucht er den alten Bill Tucker (Wild Bill Tucker) auf, der ihm immer wieder Geschichten über den Wilden Westen erzählt. Jedoch hat Billys Leidenschaft auch seine Schattenseiten, denn mehr und mehr steigert er sich in seine Fantasie herein, in welcher er die Realität ausblendet. Nicht nur wird er wegen seines Cowboy-Outfits immer wieder Opfer von Beleidigungen und Schlägen, sondern er vermischt Realität mit Fantasie, wenn er beispielsweise meint, nicht eine Bar, sondern eine Saloon zu betreten.

Kein Platz für Cowboys
Bereits ein Jahr bevor James R. Rokos seinen Kurzfilm drehte, räumte John Schlesingers Film Asphalt-Cowboy mit dem Image des Cowboys auf. Ähnlich wie Billy steigert sich der etwas naive Joe Buck, gespielt von John Voight, in eine Fantasie hinein, in welcher die Gestalt des Cowboys das Symbol für Männlichkeit ist, was ihm bei der Verfolgung einer Karriere als männlicher Callboy in New York City nur behilflich sein kann. In beiden Fällen sind die Ergebnisse fatal oder verursachen zumindest immense Irritation, gerade weil die Figur des Cowboys wie ein Anachronismus in der heutigen Welt, erst recht in einem urbanen Kontext, in welchem dieser andere Assoziationen wachruft. So werden sowohl Joe wie auch Billy Opfer von Schlägerbanden, die sie wegen ihres Outfits als „faggots“ bezeichnen und sie verprügeln.

Im Film wird die Wohnung Billys und seine Fantasie zu einem Rückzugsort vor jener Realität, in der ein Cowboy, zumindest so wie er ihn sich denkt, keinen Platz mehr hat. Insbesondere der von John Carpenter eingespielte Country-Soundtrack betont diese Präferenz der Fantasie, des Bildes eines alten und zugegebenermaßen idealisierten Wilden Westen, eben jener Version, wie sie die Filme bisweilen vertreten, deren Poster sich Billy an die Wohnungswand hängt. Durch das Überlappen von Bildern sowie des Schnitts wird des Weiteren hervorgehoben, wie sich Billy scheinbar immer mehr in dieser Fantasie verrennt, wenn sich beispielsweise das Überqueren einer Straße zu einer Begegnung mit einer wilden Büffelherde wird.

Credits

OT: „The Resurrection of Broncho Billy“
Land: USA
Jahr: 1970
Regie: James R. Rokos
Drehbuch: John Carpenter, Nick Castle, Trace Johnston, John Longenecker, James R. Rokos
Musik: John Carpenter
Kamera: Nick Castle
Besetzung: Johnny Crawford, Kristin Harmon, Wild Bill Tucker, Ray Montgomery, Merry Scanlon

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1971 Bester Kurzfilm Sieg

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„The Resurrection of Broncho Billy“ ist ein sehr gut gemachter Kurzfilm über einen Menschen, der sich immer mehr in eine Fantasie hineinsteigert. Technisch und erzählerisch für einen Kurzfilm mehr als solide umgesetzt weiß James R. Rokos' Streifen seinen Zuschauer zu unterhalten und wird hoffentlich noch irgendwann einmal eine würdige Restauration erleben.
7
von 10