Die Zukunft des Yoshioka Clans hängt an einem seidenen Faden, denn ihr Oberhaupt und dessen Nachfolger sind blutigen Attentaten zum Opfer gefallen und es steht zu erwarten, dass ihrem noch minderjährigen Erben Ähnliches widerfahren wird. Um dies zu verhindern, haben sich die Krieger des Clans, verstärkt durch viele angeheuerte Söldner um das Haus des Clans geschart, den Moment abwartend, wenn sich der Angreifer nähert. Jedoch sind ihre Gefühle gemischt, denn ihr Gegner ist niemand Geringeres als Miyamoto Musashi (Tak Sakaguchi), der schon viele Duelle siegreich überlebt hat und für seine beeindruckenden Fähigkeiten als Schwertkämpfer bekannt ist. Wie sich herausstellt, sind die Sorgen der Männer berechtigt, denn durch eine List gelingt es Musashi, auch das letzte Oberhaupt des Clans zu töten. Doch dies ist ihm noch lange nicht genug, will er doch den gesamten Clan dem Erdboden gleichmachen und nimmt es dabei gleich mit den restlichen 400 Kriegern auf, die eigentlich zum Schutz ihres Bosses versammelt waren. Eine Schlacht beginnt, bei der die Chancen zu gewinnen für Musashi nicht sehr hoch sind.
Ein Todesmarathon
Im Zentrum von Crazy Samurai Musashi steht die Legende um Miyamoto Musashi, einem Samurai, der bei mehr als 60 Duellen als Sieger hervorging und dessen Leben bereits mehrfach verfilmt wurde, unter anderem mit Toshiro Mifune in der Hauptrolle. Für seinen neuen Film kollaboriert Filmemacher und Choreograf Yuji Shimomura abermals mit Darsteller Tak Sakaguchi (Versus, Re: Born), mit dem er bereits für Death Trance zusammenarbeitete. Basierend auf einem Drehbuch des bekannten Regisseurs Sion Sono (Antiporno, The Whispering Star) erzählt Crazy Samurai Musashi von einem Kampf gegen Hunderte von Gegnern, einem Kraftakt, bei dem es nicht nur um das Wesen des Tötens an sich, sondern auch um die Maschine Mensch geht, die einen solchen Todesmarathon mitmacht.
In vielen Action- oder Martial Arts-Filmen steht der Kampf im Mittelpunkt der Handlung, die lediglich den Rahmen für das darstellt, auf das es in dem Genre ankommt. Dies mag nicht auf alle Vertreter des Genres zutreffen, passt aber sehr genau auf ein Werk wie Crazy Samurai Musashi, bei dem die eigentliche Handlung sich nach wenigen Minuten erledigt hat, um sich dann voll und ganz einer schier nicht enden wollenden Abfolge von Duellen zu widmen, die größtenteils in einer Einstellung gedreht wurde. Wie schon in Sam Mendes’ 1917 stellt diese Herangehensweise das Körperliche in den Vordergrund, also die Erschöpfung und die Schmerzen der Figur, die man in wenigen Nahaufnahmen oder in den seltenen Momenten der Ruhe, bevor es dann weitergeht mit dem Blutrausch, am Gesicht Musashis ablesen kann.
Auch wenn man der Choreografie der Kämpfe, ebenso der darstellerischen Leistung nichts vorwerfen kann, so hat dieser Marathon des Kampfes doch auch etwas Einlullendes. Spätestens nach einer Viertelstunde, wenn klar ist, dass dieses Gemetzel noch über eine Stunde dauern wird, macht sich wohl auch bei den besonders Hartgesottenen eine gewisse Müdigkeit breit, offenbart sich dann letztlich die Leere dieses Films, der mehr und mehr einem Videospiel gleicht.
Musashi, die Maschine
Ohne Zweifel ist Crazy Samurai Musashi vor allem eine Visitenkarte des im Genre erfahrenen Tak Sakaguchi. Auch wenn man die Anstrengungen des Kampfes und die Erschöpfung deutlich im Gesicht des Darstellers ablesen kann, hat seine Darstellung des legendären Schwertkämpfers auch etwas Maschinelles. „Ich töte sie alle“, ist der Schlachtruf, mit dem er sich nicht nur in den Kampf stürzt, sondern der auch in gewisser Weise seine Motivation deutlich macht, mäht er doch, ähnlich wie der Terminator, durch alle Reihen der Gegner, die er mit den immer gleich oder zumindest sehr ähnlichen Hieben und Stichen niederstreckt. Innerhalb des Genres reicht dies wahrscheinlich aus, um dem Film einen gewissen Kultstatus zu geben, aber auf die Dauer ist das doch sehr dünn und dekadent.
OT: „Crazy Samurai Musashi“
Land: Japan
Jahr: 2020
Regie: Yuji Shimomura
Drehbuch: Sion Sono
Besetzung: Tak Sakaguchi, Kento Yamazaki
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