Wer sich für Musik interessiert und gerne mithilfe von Dokumentarfilmen über die Künstler und Künstlerinnen erfahren möchte, der hatte dieses Jahr eine große Auswahl. Ob nun die Genre-Geschichtsstunde Krautrock 1 war, die Begegnung mit Glam Rock Ikone Suzi Q, die mundartliche Volksmusik in Dreiviertelblut – Weltraumtouristen oder auch Anton Bruckner – Das verkannte Genie, welches an den österreichischen Komponisten erinnerte, an musikalischen Stilen und Lebensgeschichten mangelte es nicht gerade in den hiesigen Lichtspielhäusern. Mit Das Arvo Pärt Gefühl steht nun ein weiterer Titel an, der verspricht, einen Künstler näherzubringen. Und das ist im Fall von Arvo Pärt nicht ganz selbstverständlich, gilt der estnische Komponist doch als Einsiedler.
Am Privatleben des Künstlers ist Paul Hegeman dabei jedoch nicht interessiert. Während viele biografische Dokumentarfilme ausführlicher auf den Werdegang eingehen, von der Kindheit erzählen und prägenden Erlebnissen, da baut der Regisseur derartige Informationen nur sparsam ein. Dann und wann spricht er zwar über den Menschen Pärt, der auf Druck der sowjetischen Regierung ins Ausland ging, weil seine Musik nicht unbedingt auf Gegenliebe stieß. Das Arvo Pärt Gefühl ist aber, der Titel deutet es bereits an, mehr mit der Musik als solchen beschäftigt und dem, was sie so besonders macht. Auf die üblichen Superlative und Beweihräucherung in der dokumentarischen Künstlerbiografie muss man dabei eher verzichten. Es ist das Werk als solches, was im Mittelpunkt steht.
Eine Kunst jenseits der Grenzen
Der Film setzt dabei aus eine Mischung aus gesprochenem Wort und tatsächlicher Musik. Gerade der Zusammenarbeit mit dem Cello-Oktett Amsterdam wird ein größerer Part eingeräumt. Immer wieder dürfen wir an Proben teilhaben, ein bisschen dem lauschen, was Arvo Pärt so komponiert hat. Den theoretischen Unterbau liefern die diversen Interviews, die Hegeman zwischendurch einbaut. Wobei in den Gesprächen oft auch versucht wird zu ergründen, was genau die Klänge des Komponisten in einem auslösen, eben das im Titel angesprochene, spezielle Gefühl. Dieses ist nicht allein auf die typischen Anhänger und Anhängerinnen der klassischen Orchestermusik beschränkt. Auch Leute aus den Bereichen Tanz und Film kommen zu Wort.
Wobei man trotz allem natürlich etwas mit der Musik anfangen können muss, um dem Dokumentarfilm etwas zu entnehmen. Gerade weil hier wenig auf die Person eingegangen wird und man nur kurze Schnappschüsse seiner Persönlichkeit und seines Humors erhält, hängt alles von seinem Werk ab. Wo andere Künstlerporträts mit Anekdoten oder bewegenden Ereignissen auch ein Publikum anziehen können, das sich nicht für die Stücke, Filme oder anderen Kunstformen interessiert, da ist das hier keine Option. Hinzu kommt, dass die Laufzeit mit rund 70 Minuten ausgesprochen kurz ist, was nicht unbedingt dem Informationsgehalt entgegenkommt.
OT: „That Pärt Feeling“
Land: Niederlande
Jahr: 2019
Regie: Paul Hegeman
Drehbuch: Paul Hegeman
Kamera: Paul Hegeman
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