Als einer der 1-Billion-Dollar-Konzerne ist Amazon aus der heutigen Welt schon gar nicht mehr wegzudenken. Trotz der Gewinne in Milliardenhöhe, immer weiter steigender Aktienkurse und dem unaufhaltsamen Wachstum des US-Unternehmens steht Amazon jedoch immer wieder in der Kritik. Ausbeutung der Arbeiter, prekäre Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Folgen stehen dabei immer wieder im Zentrum verschiedenster Debatten. Um die Kritik, als auch die geschichtliche Entwicklung des Online-Giganten nachzuzeichnen, blickt David Carr-Brown in seiner Dokumentation Der unaufhaltsame Aufstieg von Amazon Jahrzehnte in die Vergangenheit. Wie konnte Amazon als kleines mittelständisches Unternehmen zu einem der größten Unternehmen im globalen Maßstab werden, ist dabei die Frage, die zentral im Fokus steht.
Unendliches Wachstum
1993, als Jeff Bezos, Gründer von Amazon und heute der reichste Mensch weltweit, mit seinem Unternehmen anfing, hatte er keinen Masterplan parat. Als ehemaliger Banker hatte er jedoch den richtigen Riecher und sah schon damals das grandiose Potential im Internet, das damals noch in Kinderschuhen steckte. Anfänglich noch auf den Buchhandel fokussiert, kamen Jahr um Jahr weitere Waren und Dienste hinzu. Heute, angefangen bei Textilien und Elektronik über digitale Dienste wie Amazon Music oder Amazon Video, bis hin zu Küchen- und Sportgeräten, sowie den Dienst Amazon Fresh, bei dem auf frische Nahrungsmittel gesetzt werden, umfasst Amazon so ziemlich alle Sektoren des Lebens. Das drohende Monopol, so die Sorge einiger Wirtschaftsexperten, steht aber nicht erst seit gestern in der Kritik. Verschiedenste Analytiker, die in Der unaufhaltsame Aufstieg von Amazon zu Wort kommen, nehmen in diesem Punkt kein Blatt vor dem Mund und verweisen dabei nicht nur auf wirtschaftliche, sondern auch auf gesellschaftliche Probleme, die Amazon Jahr um Jahr intensiviert.
Segen für die Menschheit oder ein Spiel mit dem Feuer?
Bequemlichkeit ist bei der ganzen Kritik, die Amazon über sich ertragen lassen muss, dabei immer das Argument schlechthin. Man kann sich stundenlange Einkäufe sparen, man hat das Entertainment per Amazon Kindle oder Prime Video zuhause und gerade in Zeiten von Corona bietet der Online-Einkauf besonders Vorteile, wo soll also das Problem liegen? Carr-Brown reißt bei den Schattenseiten einige unterschiedliche Aspekte an. Diese werden zwar relativ kurz behandelt, vereinzelte Aspekte wie beispielsweise Kontroversen zum Marktmachtmissbrauch oder zur Steuervermeidung lassen schlussendlich aber doch zu viele Fragen offen. Viele Fässer aufgemacht, werden so die Schattenseiten des Online-Giganten prägnant festgehalten, zu einer wirklichen Antwort kommt Carr-Brown abschließend jedoch nicht. Die Handvoll Analytiker, die sich zu Amazon meist recht kritisch äußern, verschärfen zusätzlich den Eindruck, dass man es doch mit einer recht eindimensionalen Dokumentation zu tun hat.
Amazon als Sündenbock der Globalisierung
Gerichtet an kritische Denker, Wirtschafts- und Soziologieinteressenten, aber auch an den Amazon-Kunden, schafft Carr-Brown mit seiner Dokumentation zweifelsohne einen interessanten Einblick in die negativen Folgen, die Amazon generiert, oder sollte man nicht doch eher sagen im Zuge der Globalisierung mitgeneriert. Nicht gänzlich frei von Polemik, bleiben nach den 90 Minuten wenig überraschend mehr Fragen als Antworten. Bei näherer Betrachtung ist dies aber nicht verwunderlich, da eineinhalb Stunden für die Auseinandersetzung mit einem so komplexen Thema nicht einmal ansatzweise ausreichen. Mehr Struktur, als auch zusätzliche Sprecher, beispielsweise aus der wirtschaftlichen oder sozioökonomischen Forschung, hätten Der unaufhaltsame Aufstieg von Amazon sicherlich nicht geschadet.
OT: „Der unaufhaltsame Aufstieg von Amazon“
Land: Deutschland
Jahr: 2018
Regie: David Carr-Brown
Drehbuch: David Carr-Brown
Musik: Maudite Dance
Kamera: David Carr-Brown
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