Eigentlich dachte Vick ja, dass seine Führungen durch die Steinzeit der große Renner würden. Aber die Ausbeute ist mäßig, die Kunden laufen ihm davon – was auch am wenig authentischen Anschauungsmaterial liegen dürfte. Da trifft es sich doch ganz gut, als er und seine beiden Bärenfreunde Briar und Bramble durch ein magisches Tor tatsächlich in die Vergangenheit reisen. Die Freude hält jedoch nur kurz, denn so ein Leben in der Wildnis, das ist richtig gefährlich. Überall gibt es bissige Tiere, alternativ auch ein grimmiger Eingeborenenstamm, der die Neuankömmlinge gleich mal mit unangenehm spitzen Speeren begrüßt. Und dann wäre da auch noch Feifei, eine vorlaute Wölfin, die unbedingt von der Tapferkeitsfrucht essen will – und Briar soll ihr dabei helfen …
Die wer? In Deutschland dürfte der Name Boonie Bears eher wenigen Leuten etwas sagen. In China kennt hingegen jedes Kind die zwei Bären, die den Holzfäller Vick davon abhalten wollen, ihre Heimat zu zerstören. 600 Episoden umfasst die Serie, die seit 2012 produziert wird. Hinzu kommen diverse Filme, die bislang aber nicht ihren Weg nach Deutschland gefunden haben. Das soll sich jetzt offensichtlich ändern, mit dem daheim bereits 2019 erschienenen Die Boonies – Eine bärenstarke Zeitreise startet jetzt ein erster Testballon, ob sich ein hiesiges Publikum für den fernöstlichen Import begeistern kann.
Humor und Gefühle wie immer
Dass der Film aus China kommt, sieht man ihm dabei so gut wie gar nicht an. Verräterisch sind allenfalls die Pandas, die zwischendurch mal auftauchen und das Publikum unterhalten sollen. Dass die im wahren Leben nicht ganz so agil sind wie die hier herumturnenden Exemplare, lässt Die Boonies – Eine bärenstarke Zeitreise nicht unbedingt realistisch erscheinen. Aber darauf legte man hier sowieso keinen Wert. Da interagieren die unterschiedlichsten Tierspezies, alle sprechen sie dieselbe Sprache, ebenso der Neuzeitmensch und die Steinzeitvorfahren. Vom Aspekt der Zeitreise ganz zu schweigen.
Schade ist dabei nur: In anderer Hinsicht zeigt sich der Film sehr viel weniger fantasievoll. Der allgegenwärtige Humor – Die Boonies – Eine bärenstarke Zeitreise ist in erster Linie eine Komödie, weniger ein Abenteuer – neigt schon sehr zu Wiederholungen, zumal die meisten Witze ohnehin nicht sonderlich originell sind. Bei den Tieren verpasste man es beispielsweise, à la Ice Age tatsächliche Charaktere zu entwerfen, die durch irgendwelche Eigenschaften hervorstechen. Und auch beim Aufbau des eher dramatischen Strangs um die kleine Wölfin, die nicht den Mut hat, mit ihren Artgenossen mitzuhalten oder sich gegen diese zu behaupten, versuchte man nicht, das Rad noch einmal neu zu erfinden. Man weiß, was die Zielgruppe will, was funktioniert, und macht genau das.
Mehr Mut wagen
Das ist grundsätzlich nicht verkehrt, da die in dem Film propagierten Werte wie Mut und Freundschaft zeitlos sind. Wenn die kleine Feifei lernt, für sich selbst einzustehen und Kraft durch die anderen findet, dann motiviert das die ebenfalls jungen Zuschauer und Zuschauerinnen, an sich selbst zu glauben. Nur wirkt es eben auch beliebig. Das Szenario um die Zeitreise, das Miteinander der Tiere, eigentlich spielt das alles keine wirkliche Rolle. Da hätte dem Animationswerk selbst mehr Mut doch ganz gut getan. Wenn Die Boonies – Eine bärenstarke Zeitreise dazu auserkoren wurde, die Figuren im Ausland bekannt zu machen, dann ist das mit diesem austauschbaren Film eher schwieriger zu erreichen.
Visuell wird ebenfalls eher Durchschnitt geboten. Die Designs und Animationen sind nicht herausragend, wirklich mehr als TV-Niveau wird dabei nicht erreicht. Dafür sind zum Teil die Hintergründe ganz schön geworden. Mit den großen Kollegen von Hollywood kann es das hier zwar nicht aufnehmen, dafür ist das Kräftemessen von Seiten des Budgets her auch nicht wirklich ebenbürtig. Aber es reicht doch aus, was zu sehen ist, ist innerhalb des Settings abwechslungsreich genug und angenehm anzuschauen. Da die großen Animationsfilme virusbedingt auf sich warten lassen, kann man es hiermit sicher versuchen. Aber es ist doch nicht mehr als einer von vielen.
OT: „Yuan shi shi dai“
Land: China
Jahr: 2019
Regie: Leon Ding
Drehbuch: Qin Wan, Rachel Xu
Musik: Roc Chen
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